About Hugo Heikenwaelder

Mein Gesamt-Werk umfaßt :
ca.300 Gemälde / Paintings
ca.200 Aquarelle / Watercolours
ca.1000 Zeichnungen / Drawings
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KONTAKT
Hugo Heikenwaelder
Tel.: +43 676 433 44 33
Email : heikenwaelder@aon.at
Ein kleiner Teil meines WERKES ist in diesem BLOG zu sehen.
Danke für Ihr Interesse und Ihren Besuch.

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Albert Einstein

Liebe Freunde !
Inspiriert durch eine schweizer Briefmarke, deren Grafik ich für ein wenig "schlampig" halte, und anläßlich der Tatsache, dass sich Einsteins Todestag am 18.April (1955) zum 70. Mal gejährt hat, sah ich mich veranlaßt, den superklugen Albert auf meine persönliche Art und Weise zu skizzieren.

"Albert Einstein" (1879 - 1955) - Grafik von Hugo Heikenwälder

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Alle Welt spricht über seine berühmte Formel E=mc² (Energie ist Masse mal Geschwindigkeit zum Quadrat), und nachdem man mir das X-Mal erklärt hat, verstehe ich es trotzdem immer noch nicht. Ich bin nämlich zu doof, um mir darunter WIRKLICH etwas vorstellen zu können. Ich kann es nachplappern wie jeder Bildungs-Bürger, aber eine konkrete Vorstellung, was diese Formel bedeutet, habe ich leider nicht. Vielleicht gibt es ja unter meinen Freunden und Besuchern jemanden, der die Bedeutung dieser Formel in ihrer Tragweite tatsächlich versteht, - und falls dem so ist, dann gratuliere ich dem- oder derjenigen auf's Herzlichste und verbeuge mich demütig vor soviel physikalischem Denkvermögen.

"Albert Einstein" (1879 - 1955) - Schweizer Briefmarke

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Ich begnüge mich in meiner Bewunderung mit einer neuen Einstein-Skizze, von der ich glaube, dass man sie auch bestens für eine österreichische BRIEFMARKE verwenden könnte. Aber wieder Mal hört keiner auf mich, - ein typisches "Künstler-Schicksal" !
In diesem Sinne - ein sonniges Wochenende - wünscht euch - euer Kleckser - Hugo von Pinselflink

Pricipessa

Liebe Freunde !
Gibt es etwas Schöneres, als im Frühling auf einer gemütlichen Parkbank in irgendeiner Altstadt zu sitzen und jungen Damen in ihren Sommerkleidern beim Flanieren zuzusehen ? Ich wüßte nicht, was inspirierender sein könnte . . .

"Principessa" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Jetzt, im Herbst meines Lebens, genieße ich die frühlingshafte Leichtigkeit in den Bewegungen der vorüberziehenden Teenies ganz besonders, nachdem sich die Jagd und Eroberung der jungen Dinger aus Altersgründen ein für alle Mal erledigt hat.
Oh Gott, was waren das für stressige Zeiten, als wir beim Anblick einer Schönen noch aufsprangen, sie anbaggerten und im besten Falle sie ins nächste Café abschleppten, um sie dann dort mit unserem Charme und Schmäh davon zu überzeugen, dass wir ein Liebesabenteuer durchaus wert wären. Und da es sehr, sehr oft klappte, besonders bei jungen blonden und liebeshungrigen skandinavischen Touristinnen, die im Sommer unsere Boulevards bevölkerten, machten wir immer weiter, bis das Alter, die Müdigkeit und geistige Erschöpfung dem ganzen Treiben ein Ende setzte.

"Principessa" - Schwarz-Weiss Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Irgendwann findet man dann die Richtige, landet glücklich und zufrieden im Hafen der Ehe, und die Jagden beschränken sich nur mehr auf das Optische und nicht mehr auf das Physische.
Man sitzt, - und wegen des zunehmenden Alters unsichtbar geworden -, unerkannt auf einer Parkbank, den Zeichenblock auf dem Schoß, ein paar bunte Stifte in der Hand, und fängt mit dem erfahrenen Blick eines alternden Voyeurs die Bilder ein, die der Zufall oder der Wille eines unerforschlichen und wohlgesonnenen Schöpfers Dir in einer unendlichen Abfolge vor Augen führt. Danke, oh Lord.
Zu Hause dann, und immer noch inspiriert von all dem Gesehenen, vervollständigt man die Eindrücklichste der Skizzen und erhebt sie aus dem Folkloristischen in den höheren Rang der Kunst, um seinem eigenen Leben noch einen Sinn und den Anderen eine kurzen Moment der Unterhaltung zu vermitteln.
In diesem Sinne präsentiere ich euch heute ein kleines "Prinzessinnen-Bild", eine unbekannte Schöne, die zufällig meinen Weg kreuzte, und deren Grazie ich heute Tribut zollen möchte.
In diesem Sinne, meine Lieben, wünsche ich auch euch einen Augenblick der Leichtigkeit, beim Anblick meiner bunten Skizze, und hoffe, dass auch ihr die letzten Frühlingstage so genießen könnt, wie mir es auch dieses Jahr wieder vergönnt ist ! Euer Kleckser - Hugo von Pinselflink

Tennisgirl

Liebe Freunde !
Es ist eine Freude, den beiden Mädchen meines Nachbarn in unserem Garten beim Tennis-Spielen zuzusehen. Der Anblick von LEA und LENA hat mich zu dem Bild "Tennismädchen" inspiriert, das ich mir euch heute zu präsentieren erlaube. Ein unbeschwertes Sommer-Bild, ein unbeschwertes Mädchen, das noch nichts weiß von der schwierigen Weltlage und all den Kriegen und politischen Verwerfungen.

"Tennismädchen" - Grafik in Farbe von Hugo Heikenwälder

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Möge diese "Leichtigkeit des Seins" bei unserer Jugend so lange anhalten wie möglich. Das böse Erwachen, dass es in dieser Welt derzeit nicht zum Besten steht, kommt noch früh genug.

"Tennismädchen" - Grafik in Schwarz-Weiss von Hugo Heikenwälder

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In diesem Sinne wünsche ich euch ebenfalls die nötige Gelassenheit bei der Betrachtung dieser gefährdeten Welt, - euer Kleckser - Hugo von Pinselflink

Polenmädchen


Liebe Freunde !
Als ich vor wenigen Tagen auf ARTE wieder einmal den grandiosen und zeitlosen Fassbinder-Film "Lili Marleen" (1980) sah, fiel mir in einer Feier-Szene auf, dass dort das ehemals sehr bekannte Lied "In einem Polenstädtchen" gesungen wurde. Seitdem geht mir dieser Song über Liebe und Leid der schönen "Maruschka" nicht mehr aus dem Sinn.
Da es mir derzeit nicht gelingt, dieses Volkslied aus dem 18.Jahrhundert aus meiner musikalischen Dauerschleife zu verdrängen, versuche ich es mit einer kleinen Zeichnung zu bannen und all jene Wenigen, die sich noch an dieses Lied erinnern können, zu ermuntern, es ihren Enkeln mal wieder vorzusingen, auch wenn Lieder dieser Art heute wohl als "politisch inkorrekt" klassifiziert werden.

"Polenmädchen" (Maruschka) - Grafik von Hugo Heikenwälder

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Ich Glücklicher, der sich Gott sei Dank nie um irgendwelche Tabus gekümmert hat, erlaube mir heute, euch nicht nur meine dazugehörige Zeichnung des schönen "Polenmädchens" zu präsentieren, sondern euch auch den letztendlich tragischen Text des Liedes wieder ins Gedächtnis zu rufen. Liebesglück, Enttäuschung und Liebesleid, liegen oft nahe beieinander, und es gibt wohl kein erfülltes Leben, in dem nicht solche Dinge schon passiert sind, auch wenn die meisten der enttäuschten Lieben nicht gleich im Freitod enden. Ich möchte aber nicht die große Zahl derer vergessen, die kurz davor standen, ebenfalls den letzten Schritt zu gehen, und dann durch eine glückliche Fügung, einen aufmerksamen Freund oder eine unerwartete Begegnung davon abgehalten wurden. In diesem Sinne, lest euch den traurigen Text gerne noch einmal bis zum Ende durch, erinnert euch an eure eigenen ewigen Lieben, und gedenkt der Unseligen, die diesen Liebeschmerz niemals überwinden konnten und sich das Leben nahmen. Sie mögen in Frieden ruhen !

In einem Polenstädtchen (Maruschka)

In einem Polenstädtchen, da wohnte einst ein Mädchen,
Sie war so schön.
Sie war das allerschönste Kind, das man in Polen find’t,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.
Sie war das allerschönste Kind, das man in Polen find’t,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.

Wir spielten Schach und Mühle, in jedem dieser Spiele
Gewann nur ich.
Bezahle deine, deine Schuld durch eines Kusses Huld,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.
Bezahle deine, deine Schuld durch eines Kusses Huld,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.

Ich führte sie zum Tanze, da fiel aus ihrem Kranze
Ein Röslein rot.
Ich hob es auf von ihrem Fuß, bat sie um einen Kuß,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.
Ich hob es auf von ihrem Fuß, bat sie um einen Kuß,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.

Und als der Tanz zu Ende, da nahm sie meine Hände
Zum ersten Mal.
Sie lag in meinem, meinem Arm, mir schlug das Herz so warm,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.
Sie lag in meinem, meinem Arm, mir schlug das Herz so warm,
Aber nein, aber nein sprach sie, ich küsse nie.

Und in der Trennungsstunde, da kam aus ihrem Munde
Das schönste Wort.
So nimm, du stolzer Grenadier, den ersten Kuß von mir,
Vergiß Maruschka nicht, das Polenkind.
So nimm, du stolzer Grenadier, den ersten Kuß von mir,
Vergiß Maruschka nicht, das Polenkind.

In einem Polenteiche, da fand man ihre Leiche,
Sie war so schön.
Sie hielt ’nen Zettel in der Hand, darauf geschrieben stand:
Ich hab’ einmal geküßt und schwer gebüßt.
Sie hielt ’nen Zettel in der Hand, darauf geschrieben stand:
Ich hab’ einmal geküßt und schwer gebüßt.

Selfie mit Bild

Liebe Freunde !
Heute wieder einmal ein Künstler-Foto ! Der Maler mit einem seiner Lieblingsbilder.
Die kolorierte Zeichnung "Hotel" zeigt eine Alltags-Szene, wie sie täglich überall auf der Welt passiert : Ein Paar betritt sein Hotelzimmer. Die Dame hat noch einen kleinen Koffer in der Hand, während der Mann aus dem Fenster schaut. Sind die Beiden Geschäftsleute, Touristen, oder ein Paar auf der Flucht ? Man weiß es nicht. Die Darstellung erinnert mich selbst an Filme des amerikanischen Realismus oder thematisch auch an den Maler Edward Hopper, dessen realistisch gehaltene Bilder in kühler Farbgebung auf die Einsamkeit des modernen Menschen und die Leere des modernen Lebens hinweisen.

Der Künstler Hugo Heikenwälder mit seinem Werk "Hotel"

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Ich gestehe, ich bin immer noch sehr, sehr glücklich mit dem Bild. Es gefällt mir selbst ganz außerordentlich, vereinigt es doch mein sehr individuelles Kolorit mit meinem angeborenen, nervösen Strich, das dem Ganzen eine ganz eigene und wahrlich unnachahmliche Atmosphäre verleiht. Und eitel wie ich nun mal bin, verewige ich mich mit meinem "HOTEL-Bild" auch wieder mal selbst. Ich hoffe, dass der Funke dieses inspirierten Werkes und meine persönliche Freude über das gelungene Werk auch auf euch, die Betrachter, überspringen möge.
Und euch allen noch ein schönes Wochenende - euer Kleckser - Hugo von Pinselflink

NANA

Liebe Freunde !
Der Roman "Nana" des französischen Schriftstellers Émile Zola (1880) erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall der Kurtisane Nana, die durch ihre Schönheit, Sinnlichkeit und Verführungskraft aus ärmlichsten Verhältnissen zum gefeierten Star der korrupten pariser Gesellschaft aufsteigt.

Émile Zolas "NANA" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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In diesem literarischen Meisterwerk entwirft Zola das facettenreiche Portrait einer jungen Sängerin und Schauspielerin, die zur begehrten Geliebten wohlhabender Aristokraten in der Zeit des zu Ende gehenden 19.Jahrhunderts wird. Der Roman ist eine zeitlose Studie der damaligen Dekadenz der adeligen Oberschicht und deren zügelloser Ausschweifungen. Er zeichnet ein detailliertes Bild der Oberflächlichkeit der Theaterwelt und deren moralischen Verwerfungen. Nanas Aufstieg aus der Unterschicht ist spektakulär, doch ihr tiefer Fall ebenso. Nach Jahren des ausschweifenden Lebens erkrankt Nana an Pocken und stirbt schlußendlich in Armut und Elend. Zola präsentiert dem Leser eine schonungslose Analyse von Macht, der Ungleichheit des Geschlechterkampfs, der Ausbeutung der Arbeiterklasse und der sozialen Dekadenz der privilegierten Oberschicht. Lesenswert.
Unter dem Eindruck der Lektüre schuf ich MEIN Bild von "Nana", das ich euch heute in aller Bescheidenheit zur Betrachtung überlasse, in der Hoffnung, der damaligen Zeit in ihrer Optik Rechnung zu tragen.
Schönes Wochenende noch - euer Kleckser - Hugo von Pinselflink

Mädchen im Kornfeld

Liebe Freunde !
Es war ein heißer Julitag an dem ich gegen 8 Uhr morgens erwachte und es war ein einziges Gefühl, das mich in diesem Augenblick beherrschte : Müdigkeit.
Aber es war nicht die Müdigkeit des Weiter-Schlafen-Wollens, nein, es war eine ganz andere, tiefere Form der Müdigkeit, es war : Erschöpfung, pure Erschöpfung, - gepaart mit einer inneren Leere, die ich lange nicht erlebt hatte.

"Mädchen im Kornfeld" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Halb wach, halb schlafend frug ich mich, was Männer halt so fragen, wenn sie nicht mehr weiter wissen : "Was jetzt ?"
Weiterschlafen, im wahrsten Sinne des Wortes "Augen zu und durch" ? Oder Aufstehen und einfach das tun, was man am besten kann ? Nicht denken, einfach tun.
Was tut ein Bäcker, wenn er nicht mehr kann ? Es steht auf, geht in die Backstube und knetet seinen Teig. Einfach kneten, kneten, kneten, ohne zu denken, die Hände arbeiten von alleine, wie in Trance läuft alles ab, der Teig, das Mehl, das Kneten.
Und irgendwann wacht man auf, die Gesellen kommen, der Azubi, die Frau bringt ein Frühstück. Alles wortlos, 4 Uhr früh, da ist ein Bäcker nicht gesprächig.
Auch ein müder Maler um 8 Uhr früh ist nicht gesprächig, - nie.
Mürrisch schleppt man sich ins Café um die Ecke, wo man nicht zu bestellen braucht. Die Wirtin weiß Bescheid. Bescheid über 2 Semmeln, ein weiches Ei, eine Portion Butter, ein Schüsserl Marillenmarmelade und viel Kaffee, - nach dem Orangensaft.
Man spricht nicht, man liest keine Zeitung, man denkt auch nicht wirklich.
Das Einzige, was man tut : man reflektiert !
Nun ist es endlich fertig, dieses große, wichtige Bild, an dem man 3 Wochen geschuftet hat, Tag und Nacht, verbissen wie ein Karatekämpfer, der auf seinen todbringenden Gegner trifft. Und es gibt nur EIN Motto : Du oder ich . . .
Und ja, ich habe gewonnen, es ging um mich und das Bild. Ich mußte es schaffen, es mußte ein Meisterwerk werden, unbedingt, selbst auf das Risiko hin, daran zu zerbrechen. Ich ging bis an meine Grenzen, - und etwas darüber hinaus. Darum diese Müdigkeit, die totale Erschöpfung.
Ein Titel für das Bild verfestigte sich in meinen Gedanken, ein Titel, wie ihn nur ein alter, weiser Maler erfinden kann : "Die Stille im Herzen des Siegers".
Damit sei alles gesagt. Denn ich war schon sehr, sehr früh ziemlich alt.
Ein ausgiebiges Frühstück belebt die Geister und bringt Dich zur Erde zurück.
Was also tun ? Ich beschloß Urlaub zu machen : 1 Woche Urlaub hab ich mir redlich verdient, - JAWOLL - hab ich mir verdient, und dieser Urlaub beginnt, genau : JETZT!
Mit dem Taxi zu meinem Freund RUDI, mit seiner 50-Mitarbeiter-Detektei, um mir eines seiner Autos auszuborgen. Beim Entree ins Büro, keine Empfangsdame da. "Rudi, wo ist die Lady vom Empfang ?" - "Gekündigt, von einer Sekunde auf die andere, schwanger, weiß nicht von wem. Werd mir eine Neue suchen !"
Rudi borgt mir einen MAZDA-Automatik, - ich steig ein und ab die Post. Ich will auf's Land. Irgendwo auf eine Anhöhe, die Weite genießen, den Ausblick, den Blick in die Ferne. Dabei nichts denken, nur schauen, den Horizont betrachten, den Punkt suchen, diesen Einen, zwischen Himmel und Erde, wo man nicht weiß, wohin er gehört ? Schon zum Himmel oder noch zur Erde. Es geht immer um diesen einen Punkt, wo alles diffus wird, alles verschwimmt und man bemerkt : Ich steh exakt auf der Erdoberfläche, auf der Kruste dieses Planeten, in dem es brodelt, innen, wie auf der Sonne außen. Alles sehr geheimnisvoll. Ein Mysterium, wie eigentlich alles, - wenn man es genau betrachtet.
Schnell noch mal zu Hause vorbeigeschaut, einen Aquarellblock eingepackt, einen neuen Malkasten, Buntstifte, farbige Kreiden, - und einen Fixierspray. Man weiß ja nie, - vielleicht gelingt ja was.
Dann raus aus der Stadt, wo ist der nächste schöne Berg ? Es ist eine Gnade sich schnell und richtig entscheiden zu können. Weiß fast keiner, - aber es ist DER Weg zum Erfolg, kurz, scharf nachdenken - und los geht's.
Also rauf auf den Berg, rauf auf die Wand : die "hohe Wand".
Oben angekommen, Auto geparkt und weg von den Menschen, weg, weg, weg. Ab in die Wildnis. Vielleicht sollte ich elender Atelier-Maler es wirklich mal mit Plein-Air-Malerei versuchen, in die Natur pilgern, mich auf einen Stein setzen und einen Baum malen : Eine Blutbuche, wegen des Namens und wegen der Farbe ! Könnte gut werden : rote Buche, grüne Wiese, goldgelbes Korn unter einem strahlend-blauen Himmel ! Könnte ein HIT werden, - die Leute lieben das ! Werd ich wohl machen . . . irgendwann.
Also weg von den Menschen, hinein ins Gebüsch, weiter zu den weiten Feldern oberhalb der steilen Wand. HUUUUHhhh ! Ganz schön gruselig dieser Abgrund, wenn man runterschaut und nicht schwindelfrei ist. Lieber etwas Abstand halten. Ich bin zwar müde, - aber nicht lebensmüde !
Weiter, weiter, immer weiter. Über Wiesen, Felder und Auen, leuchtendes Ährengold, möchte so gern ruhn und schauen, aber . . . Ja, in solchen Augenblicken fallen sie einem ein, die Lieder der Kindheit, wie "Hoch auf dem gelben Wagen".
Ja, und es gibt sie wirklich, goldene Getreidefelder, grüne Wiesen und knorrige Bäume. Schön anzusehen, richtig NATUR, kein stickiges Atelier in Wien mit 35° unterm Dach. Heiß, auch heute, auf der "hohen Wand", 28° und echt frische Luft ! Kann man an einem Sauerstock-Schock auch sterben ? Ich hoffe nicht . . .
Und dann sah ich sie, alle beide : dieses wirklich sehr, sehr gelbe Kornfeld, an diesem Juli-Sommertag, und mittendrin dieses etwa 18-jährige Mädchen in ihrem Jeans-Minirock mit ihrem weißen Höschen und ihren roten Turnschuhen.
Und das Schreckliche daran : Sie weinte bitterlich.
Ich ging auf sie zu und erkannte sofort die Situation : Ein todtrauriges Mädchen sollte nicht in der Nähe eines tödlichen Abgrunds sitzen !
Um die Lage zu erhellen und zu entspannen, sprach ich sie an : "Ach, mein trauriges Fräulein, so einsam und alleine : Darf ich Ihnen einen Witz erzählen ?"
Sie nickte stumm und hörte auf zu schluchzen : "Wissen Sie, wie die heilige Maria mit dem Nachnamen hieß ?" - Sie schüttelte den Kopf. "Bitterlich, Maria Bitterlich, steht in der Bibel : Da weinte Maria Bitterlich !" - Sie lachte gequält.
Ja manchmal tun besonders flache Witze ihre Wirkung. Aber empathisch wie ich manchmal sein kann, fügte ich hinzu : "Sag, Mädel, wo drückt denn der Schuh ? Warum so traurig ? Du wirst das doch nicht wirklich wollen ?" - "Doch", sagte sie, "ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich mach heut Schluß, mir reicht's endgültig ! Ich werde jetzt springen !" - "Moment, Moment, alles hat seine Zeit : Das Leben, das Sterben, - und das Wiedergeboren-Werden ! Willst Du wirklich als Regenwurm wiedergeboren werden ? Alle Selbstmörder müssen noch einmal zurück auf die Erde, - und zwar als Regenwurm ! Weißt Du das nicht ?" - "Nein", hauchte sie, "das wußte ich nicht . . ." - "Na, siehst Du, wieder was gelernt, jetzt bist Du gescheiter."
Ich setzte mich ihr gegenüber : "Und außerdem muß ich Dich zu Deinem Abschied noch malen ! Du bist SO SCHÖN, dass die Welt sehen muß, was mit Dir verloren ging !" Ich schlug meinen Aquarellblock auf, griff zu meinen Kreiden und begann Birgit, so hieß sie nämlich, in Pastell zu skizzieren.
Langsam beruhigte sie sich, sah mir zu, wie auf dem eierschalenen Aquarellpapier ihre Gestalt Form annahm. Auch ihre Lebensgeister schienen wieder zu erwachen, - und als ich ihr nach 20 min das signierte und mit Spray fixierte Blatt überreichte, weinte sie wieder, aber diesmal nicht vor Schmerz, sondern vor Freude über das wahrlich gelungene Werk. Vom "sich Umbringen" war keine Rede mehr . . .
"Ab ins Restaurant", befahl ich, und wie ein braves Hunderl trottete sie neben mir her, schaute auf die Pastell-Zeichnung, auf mich und auf den Boden. "Schau in den Himmel, Mädel, - nicht auf den Boden, da liegt man noch früh genug darunter ! Da oben ist der Himmel, die Sonne, der Mond, die Sterne, das große Geheimnis des Kosmos, durch den wir fliegen, bis ans Ende unserer Tage. Aber das Ende aller Tage ist für DICH noch sicher NICHT gekommen, - drum essen wir erst mal was !" Sie nickte, und die bösen Gedanken schienen wie von Zauberhand verschwunden zu sein.
Im Gasthaus erzählte sie dann ihre Geschichte, vom Mobbing eines Kurzzeit-Geliebten, der sie beim Anziehen fotografiert hatte, und das Foto ins Netz stellte, als sie ihn verließ. "Wir werden Dich rächen", versprach ich, und erzählte ihr von meinem berühmten Detektiv-Freund, der den amerikanischen Botschafter in Wien bewachte, von seinen lebensgefährlichen Einsätzen, und von der Ehrenurkunde des Innenministers, die er bekommen hatte, weil er ein Massaker verhindert hatte, das viele Menschenleben gekostet hätte, wenn er den Attentäter nicht eliminiert hätte.
Birgit war beeindruckt. "Wir werden Dich rächen ! Das wird Deinem EX noch leid tun, was er Dir angetan hat ! Wir machen ihn FERTIG ! Dann wird ER sich von der hohen Wand stürzen wollen ! Besser ER als DU ! Glaub mir !"
Inzwischen hatte sie wieder Mut geschöpft und die Hoffnung auf ausgleichende Gerechtigkeit, beflügelte ihre Seele.
"Was machst Du eigentlich, Birgit ? Hast Du einen Job ? Studierst Du, oder gehst Du noch zur Schule ?" - "Ich hab gerade die Matura bestanden, und weiß noch nicht, was ich machen soll." - "Birgit, ich hab einen JOB für Dich ! Willst Du nicht in Rudis Detektei arbeiten ? Der sucht gerade eine hübsche Lady für seinen Empfang !" - "Echt jetzt ? Das wär ja sensationell ! Könnte ich da wirklich anfangen ?" - "Aber klar doch, aber es geht schon morgen um 9 Uhr los, - ready?" Sie war sprachlos.
Wir fuhren nach Wien zu RUDI, er war begeistert von ihr und engagierte sie vom Fleck weg, - nachdem ich ihm unsere Begegnung kurz geschildert hatte.
Birgit arbeitete über ein Jahr bei Rudi, begann dann Jura zu studieren, und ging dann nach dem Studium zur Polizei, wo sie noch heute einen wichtigen Job in der Verwaltung hat.
Und ich, als guter Pfadfinder hatte wieder einmal, eher unfreiwillig, mein Tagessoll erfüllt, denn mein Motto lautet, heute so wie morgen und übermorgen : "Jeden Tag eine gute Tat !"
In diesem Sinne, liebe Freunde, übergebe ich euch heute das Bild "Mädchen im Kornfeld" als Erinnerung an diese bewegende Geschichte, die mir tatsächlich widerfuhr, und von der ich glaube, dass es richtig ist, sie nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen.
Euer Kleckser - Hugo von Kritzelflink

Girl with Cat

Liebe Freunde !
Am Tag der Arbeit und dem Fenstertag vor dem Wochenende, wo alle Welt NICHTS tut, war ich wieder mal fleißig und hab mich malerisch und zeichnerisch meinem Lieblingsthema gewidmet : Jungen Damen beim NICHTS-TUN zuzusehen.
So entstand das "Mädchen mit Katze", das lazy auf ihrem Bett sitzt, mit der Katze spielt und sich ansonsten mit dem Handy beschäftigt, um Gott und die Welt davon in Kenntnis zu setzen, dass sie ganz, ganz wichtig sei.
Am Ergebnis meines spätpubertären Schaffens lasse ich euch, wie immer, gerne teilhaben.
Schönes Wochenende - euer Kleckser - Hugo Josef Kritzelflink

"Girl with Cat" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Frühling

Liebe Freunde !
Wenn jemandem das ultimative Frühlings-Foto gelingt, dann braucht man dazu natürlich noch den ultimativen Frühlings-Text.
Und da sind wir wieder bei : "Es kann nur Einen geben !"
Der deutsche Dichter Eduard Mörike schrieb es anno 1829.

"Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton !
Frühling, ja du bist’s !
Dich hab ich vernommen !"

"Hugo malt Flammarion" - Foto von Hugo Heikenwaelder

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Schönes Wochenende euch allen, - euer Kleckser - Hugo Josef Pinselflink

Popstar BLONDIE

Liebe Freunde !
Was die wenigstens Leute wissen : Popstar BLONDIE, die Frontsängerin der gleichnamigen amerikanischen Kult-Band, war Ende der 60-er Jahre ein Playboy-Bunny in einem New Yorker Playboy Club, bevor sie 1974 als Sängerin durchstartete.
Ein Playboy Bunny war eine Servierkraft in den Playboy Clubs, die von Hugh Hefner gegründet wurden. Diese Clubs waren in den 1960-er und 1970-er Jahren exklusive Nachtclubs, die von der Marke + Firma "Playboy" betrieben wurden. Die Bunnys waren junge Frauen, die in charakteristischen Kostümen arbeiteten, bestehend aus einem Bodysuit, Hasenohren, einem Schwanz aus Baumwolle, Manschetten und einem Kragen. Ihre Aufgabe war es, Getränke zu servieren, Gäste zu unterhalten und die glamouröse, verführerische Atmosphäre der Clubs zu verkörpern.

"Popstar BLONDIE" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Die Bunnys waren keine Tänzerinnen oder Performerinnen im eigentlichen Sinne, sondern Kellnerinnen, die in einem stark stilisierten, sexualisierten Image arbeiteten.
Sie mussten strenge Regeln einhalten, z. B. bezüglich Aussehen, Verhalten und Interaktion mit Gästen, und wurden oft als Symbol der Playboy-Kultur wahrgenommen.
Da ein naher Verwandter mich bat, für ihn ein BLONDIE-Bild zu malen, entschloß ich mich eine Szene aus der Playboy-Küche von Hugh Hefners Ney Yorker Club darzustellen, wo BLONDIE an der Abwasch steht.
Ich habe absichtlich nicht das typische Bild "BLONDIE on Stage" gewählt, denn davon gibt es Millionen Fotos, sondern bewußt ein "prä-berühmtes" Thema gewählt, denn jeder Popstar hatte eine Zeit "vor" seinem Erfolg, und diese kann oft lange dauern und ist manchmal auch etwas erniedrigend.
Aber wie heißt es so schön in musikalischen Insider-Kreisen : "Es dauert oft Jahre, um über Nacht berühmt zu werden."
BLONDIE hat übrigens angekündigt, im Jahr 2025 ihr 12. Studio-Album herauszubringen.
Wie es die Tragik des Lebens so mitbringt, feiert Debbie Harry (Popstar BLONDIE) heuer am 1.Juli ihren 80.Geburtstag, und ganz so knackig wie in meiner Fantasie wird sie wohl nicht mehr sein, aber selbstverständlich gratuliere ich ihr gerne zum Geburtstag, aber vor allem auch zu ihrer Energie, in diesem Alter mit ihrem unverwüstlichen Gitarrenfreund Chris Stein noch ein letztes Album herauszubringen.
Schönes Wochenende - euer Kleckser - Hugo von Pinselflink

Kurpark

Liebe Freunde !
Immer noch saukalt in Baden ! Heute früh 6.April 2025 hat es gerade mal 1° !
Na, dann poste ich mal mein ultimatives Winterfoto !
Hoffen auf den baldigen Frühling, - nächste Woche soll es soweit sein . . .
Ach ja, und heut noch einen schönen Sonntag !
Bald gibt's neue Gemälde - Bis dann - Hugo von Kritzelflink

Atelier

Liebe Freunde !
Nach meiner alljährlichen leichten Winterdepression im Jänner ist nun meine malerische Schöpferkraft wieder erwacht und ich schaue energiegeladen auf's Jahr 2025 in der Hoffnung auch in diesem Jahr die Welt mit neuen Werken verschönern zu können.
Ich hoffe, euch bald wieder mit neuen Bildern und Geschichten aus menem Atelier unterhalten zu können ! Euer Kleckser - Hugo von Kritzelflink

5vor12

Liebe Freunde !
Heute präsentiere ich euch ein malerisches EXPERIMENT !
Der künstlerische Schaffensprozess hat üblicherweise 3 Phasen : Rohzeichnung - Reinzeichnung - Kolorit.
Das Besondere an meinem heutigen Werk besteht in der Weglassung der Phase 2, der Reinzeichnung !

"5 vor 12" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Die Rohzeichnung oder SKIZZE ist der spontanste, unmittelbarste, manche sagen auch der intimste Ausdruck des Künstlers. In diesem ersten Akt der Zeichnung wird das Thema, das Motiv, die ungefähren Umrisslinien, die Raumaufteilung und die Größenverhältnisse festgelegt. Man nennt es auch KOMPOSITION. Dazu verwendet man meist einen spitzen, harten Bleistift, der sich am Ende wieder leicht wegradieren läßt.
Die darauf folgende REINZEICHNUNG glättet dann die wackeligen und zittrigen Formen der dünnen SKIZZE, präzisiert die Konturen, biegt die Rohzeichnung so zurecht, dass das Motiv klar strukturiert und "formvollendet" in die Phase der Kolorierung übergehen kann.

"5 vor 12" - Rohzeichnung (ungeglättet) von Hugo Heikenwaelder

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Um die GRAfIK im Detail zu sehen, - unbedingt klicken und vergrößern !

Diesmal mache ich es anders : Ich belasse es bei den etwas ungelenken Mäandern der Rohzeichnung, schenk mir die Glättung der zarten Skizze und koloriere direkt das rudimentäre Konstrukt der rohen Zeichnung.
Man sieht dabei einerseits die Ungenauigkeit einer jeden Skizze, die ohne Nachbearbeitung immer etwas unbeholfen wirkt, aber andererseits ist auch für jeden ersichtlich, dass die ersten spontanen und unvermitteltsten Gesten der Urzeichnung eine LEBENDIGKEIT aufweisen, die der überarbeiteten, geglätteten Reinzeichnung oft fehlt.
Um mit einem der Großmeister der österreichischen Kunst, - Friedensreich Hundertwasser -, zu sprechen, wiederhole ich sein ultimatives künstlerisches DOGMA : "Die gerade Linie ist der TOD !"
Er hat es in der Nachfolge seiner großen Brüder Schiele, Klimt, Kubin und Kokoschka in diesem einen elementaren Satz genial auf den Punkt gebracht. Sein CREDO lautet : SCHÖN ist nur das zittrige UNVOLLENDETE, alles Andere ist DESIGN, STYLING, - und letztlich KOMMERZ, - weit weg von der Unmittelbarkeit und dem Wesen der "wahren Kunst".

"Friedensreich Hundertwasser" - Foto + Grafik

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Heute frönte ich also der rohen, ungeschönten Spontaneität und Unvollkommenheit einer zittrigen Skizze, die ich, ohne Umwege über die Reinzeichnung, koloriere, - und euch zur Betrachtung übergebe.
Als Thema und Titel wählte ich den Namen "5 vor 12". Es zeigt eine junge Lady mit Hut + Handy, eine Art Tik-Tok-Girl, das auf einem Weg in einer eher undefinierten sonnigen Landschaft unter einem blauen Himmel steht und schreit : "Die Welt geht unter, - es ist 5 vor 12!"
Nun, die Welt wird NICHT untergehen, auch wenn es bereits "5 NACH 12" ist, aber sie wird sich, bzw. hat sich bereits derart verändert, so dass viele sagen : "Die guten alten Zeiten waren eindeutig BESSER !"
In diesem Sinne, liebe Freunde, nehmt mein kleines Spontan-Werk auf in den großen Atlas eurer Bilderwelten, verzeiht mir die Weglassung der Reinzeichnung und erfreut euch am zittrigen Liniengeflecht meiner unbeholfenen Skizze und der Lebendigkeit des spontanen Ausdrucks der Kunst des Augenblicks.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Spätsommer-Wochenende mit unbeschwerten Badetagen ohne Gedanken an eine vergangene bessere Welt - euer Hugo von Kritzelflink

Summertime

Ich war etwa 13 Jahre als es begann, also alles so richtig begann, mit all den Konsequenzen für den Rest meines wahrlich langen Lebens. Was begann ? Und was war der Auslöser ? Ich weiß es nicht ganz genau, aber möglicherweise war es dieser rote Kuli, an den ich noch heute und immer wieder denke. Und in diese Zeit fiel eine Erkenntnis einer sich eigentlich ausschließenden Gleichzeitigkeit: Die Realität der Anwesenheit und gleichzeitig das Gefühl der völligen Abwesenheit. Wohlwollende Menschen finden dann freundliche Worte und sagen : "Ja, ja, - er lebt halt in seiner eigenen Welt !" Weniger freundliche Charaktere konstatieren : "Er ist nie bei der Sache, er ist geistig völlig abwesend, - und das Schlimme daran ist, dass es ihm völlig egal zu sein scheint." Gekrönt wurde so ein Kommentar dann noch mit dem verachtenden Nachsatz : "Dabei ist er eigentlich nicht dumm."

"Summertime" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Doch Schluss mit diesem philosophischen Geplapper, werden wir doch einfach konkret.
Wir schreiben das Jahr 1962 und es beginnt gerade eine 6-jährige Tortur, die auch einen Namen hat : LATEIN !
Bis heute frage ich mich, wie ich da nur hineingeraten konnte, in den Kosmos dieser toten Sprache, die mir von der ersten Sekunde an fremd war, die mich endlos quälte, - und die mich aber auch jenen entscheidenden Schritt machen ließ, der mir das seelische und materielle Leben rettete.
Es ist ein grauer, verregneter Novembertag in der finstersten Provinz in Vorarlberg, ich bin ein Bub mit 13, sitze in einer miefigen Schulklasse mit zwei Dutzend anderen Schülern und soll einen lateinischen Text übersetzen, der mich nicht im geringsten interessiert und den ich weder verstehe, noch begreife, wofür das alles gut sein soll.
Und schon kommt jene vorallem männliche Fähigkeit zu Tage, die das Leben so enorm erleichtert : das Weghören !

Kugelschreiber - 4 Farben

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Man klinkt sich aus, plötzlich ist man nicht mehr da, alles um einen herum versinkt in einem gleichtonigen, fast einschläfernden Gemurmel. Und dann nimmt man ihn aus seinem Federpenal, diesen silbernen 4-Farben-Kuli, den mir mein Vater zum Geburtstag geschenkt hat, aktiviert die rote Mine, starrt auf das leblose Lateinbuch, - und dann geschieht es : Die erste lange rote Linie mit 1000 Mäandern zeichnet sich wie von selbst über jeden unbedruckten Fleck dieser Buch-Doppelseite, ergänzt durch Kringel, Häkchen und Punkte, die diesem dichten Liniengeflecht noch graphische Akzente aufsetzt, das nur ein einziges Attribut verdient : schön !

Lateinbuch - florale Dekoration - 1966
von Hugo Heikenwälder - mit 17 Jahren

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Und so wurde er geboren, jener kritzelnde Hugo von Pinselflink, der Jahrzehnte damit verbrachte, all jene Linien-Labyrinthe mit Farbe und Leben zu erfüllen, um den Menschen zu vermitteln, was immer mein einziges Ziel war : Die Welt zu verschönern.
Natürlich war mein 6-jähriges Latein-Martyrium ein einziges Desaster : Nie kam ich über ein "genügend" hinaus, nie wurde ich warm mit dieser Sprache, und bis heute stelle ich mir die Frage, wie man mir diese Qualen antun konnte. Aber in dieser provinziellen Kleinstadt mit der damaligen geistigen Einöde gab es eben nur dieses eine Gymnasium, alle gingen dahin, meine älteren Brüder, meine Freunde, die Nachbarskinder, - und so auch ich. Über irgendwelche Alternativen wurde damals gar nicht nachgedacht. Und so kam es zu dieser jahrelangen Marter, der ich nur entkam, indem ich innerlich völlig abschaltete, abdriftete in mein eigenes Universum : den Kosmos der Kunst !

Lateinbuch - florale Dekoration - 1966
von Hugo Heikenwälder - mit 17 Jahren

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Natürlich wußte ich damals noch nicht, dass mein Gekritzel Kunst sein könnte, aber dennoch hatte ich eine an Gewissheit grenzende Ahnung, dass es mehr war als nur Ablenkung, Zeitvertreib oder Flucht vor der schulischen Langeweile.
Und so kam es wie es kommen mußte : die dekorativen Gestaltungen meiner Schulbücher wurden von praktisch niemandem wahrgenommen, bekamen aber für mich persönlich immer mehr Bedeutung und wurden letztendlich zu einer veritablen Obsession.

"Summertime" - Zeichnung in Schwarz-Weiß - von Hugo Heikenwaelder

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Der Prozess von der ersten ernstzunehmenden Kritzelei im Alter von 13 Jahren bis zur Eröffnung meines professionellen Maler-Ateliers mit 33 dauerte also doch geschlagene 20 Jahre. Und in diesem Moment denke ich an jene Hunderttausende, die dank ihrer Obsessionen einen Sinn für ihr Leben gefunden haben, sei es nun die Suche und Züchtung seltener Rosen oder Orchideen, sei es die Jagd nach der letzten Primzahl oder die Entdeckung eines unbekannten astronomischen Spiralnebels, dem man seinen Namen geben durfte.
Sie alle wurden glücklich, nicht jeder bekam einen Nobelpreis, aber eines, liebe Freunde, ist gewiß : Es lebt sich erfüllter mit einer positiven Obsession.
Um Kundera zu zitieren : "Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins" wird weitaus erträglicher, wenn man Sinn und Ziel einer Sache, eines Themas, derart verinnerlichen kann, dass sie einem nicht nur seelischen Halt gibt, sondern, wie auch in meinem Fall, ein stabiles Gerüst für ein lebenslanges Unterfangen wird, wie zum Beispiel die KUNST !
Meine Dankbarkeit und mein Loblied auf konstruktive Obsessionen gilt folgender Erkenntnis : Meine bis heute ungebrochene Leidenschaft für den künstlerischen Schaffensprozess und die gedankliche Einseitigkeit und Ausnahmslosigkeit haben mich vor vielen Irrwegen oder gefährlichen Nebengeleisen des Daseins bewahrt : Nie kam ich in die Versuchung Drogen auszuprobieren, nicht mal zu rauchen, nie erlag ich der Versuchung irgendwelche abwegigen Geschäfte zu machen, oder mich Themen zu widmen, die mich in die Irre geführt hätten.
Eine bewußt gelebte positive Besessenheit bewahrt einen vor Nebensächlichkeiten, die einem nur die Zeit stehlen !
Oh Gott, kein Mensch kann sich vorstellen, um was ich mich alles NICHT gekümmert habe !
Bis zur großen Migrationskrise im Jahre 2015, also 66 Jahre, war mir Politik völlig egal, auch um Mode oder irgendwelchen zeitgeistigen Firlefanz hab ich mich mein Lebtag wenig bis gar nicht gekümmert. Viele Arten des Kummers, ob bei Liebesgeschichten, bei Gehässigkeiten von Neidern oder auch in der eigenen Familie, - alles habe ich einfach "weg gemalt" ! Im Gegenteil, - SCHMERZBILDER haben sich immer besonders GUT verkauft, - nicht, dass man sich den Schmerz wünscht, um bessere Bilder zu malen, aber wie heißt es so schön : Schmerz ist keine Kunst, aber Schmerz gebiert den Künstler !
Das Martyrium der Lateinstunden führte mich, auf der Flucht vor dieser jahrelangen Folter, direkt zu meiner persönlichen, irdischen Bestimmung : Dem ZEICHNEN und der MALEREI ! Der Dank dafür gilt dem großen Unerforschlichen, der mich mit genügend Talent ausgestattet hat und mir auch die Kraft und den Willen mitgegeben hat, durchzuhalten, bis zur äußersten Erfüllung und Vollendung, - und gerechnet hat es sich auch noch ! Mehr gibt's nicht ! Danke oh Lord !
Und drum gebe ich euch heute nicht nur meine persönlichen tiefengründigen Erkenntnisse weiter, sondern natürlich auch ein schnurriges, unbeschwertes Sommerbild, - das "Mädchen mit Rad", das ich in den vergangenen Hitzetagen und Tropennächten schuf, um einerseits euch zu gefallen und andererseits meine Obsession zu befriedigen.
In diesem Sinne noch einen schönen Sommer, - euer Kleckser - Hugo von Kritzelflink

Aileen

Als ich 1974, nach 3 Jahren Mädchenpensionat in Montreux, in London eintraf, brach gerade die DISCO-Welle an, und überall entstanden Diskotheken, wo die tanzwütige Jugend ihre ersten POP-Moves zum Besten gaben.
Ich bezog eine kleines 1-Zimmer-Apartement in Kensington, Philbeach-Gardens 92, London SW5, einer guten Gegend, wo ich mich auf Anhieb gleich sehr wohl fühlte. Freitag- und Samstagnacht gehörten der DISCO, wo sich alle Teenies versammelten, um zu tanzen, zu trinken und ihre neuesten Modetrends aus der Portobello-Road zu präsentieren.

"Aileen" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Gestylt wie ein junger Popstar verbrachte auch ich die Weekend-Nächte in der Diskothek "Capricorn", gleich um die Ecke, um mich völlig dem Zeitgeist und dem neuesten Lebensgefühl des "Disco-Dancings" hinzugeben.
Müde und verschwitzt von einer durchtanzten Freitag-Nacht, kehrte ich so gegen 2 Uhr früh nach Hause zurück, und als ich das Haus betreten wollte, saß da ein ca. 16-jähriges Mädchen auf den Stufen, und fragte mich, ob hier noch ein Girly namens Eliza wohne, mit der sie vor einiger Zeit befreundet gewesen sei, und die sie jetzt besuchen wollte. Es war Februar, die Nacht war verregnet und windig, und Aileen, so hieß das Mädchen auf den Stufen, war ziemlich durchnäßt und hatte offensichtlich auch keinen Plan. Doch hier im Hause gab es keine Eliza.
Als höflicher junger Gentleman von 24 Jahren bot ich ihr an mit mir zu kommen, sich aufzuwärmen und einen Tee zu trinken.

"Disco CAPRICORN" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Ich gab ihr meinen Bademantel, ein frisches Handtuch, meinen Haar-Fön, etc. und zeigte ihr das Badezimmer am Gang, das es für das ganze Stockwerk gab. Nach 20 Minuten kam sie wider, gewaschen, getrocknet und wunderbar duftend, legte sich auf mein Bett, und kaum hatte sie sich niedergelegt, war sie auch schon eingeschlafen.
Auch ich war müde vom Tanzen, und so nahm ich mir eine Decke und setzte mich in meinen bequemen Ohrensessel mit Fußteil für die Beine, löschte das Licht und gedachte ebenfalls zu schlafen. Nach einer guten Stunde, es war wohl in der Stunde des Wolfs, so zwischen 3 und 4 Uhr morgens, als ich plötzlich Aileens bitterliches Weinen vernahm.
Ich stand auf, setzte mich im Dunkeln an ihre Bettkante, nahm ihre Hand in die meine, und fragte sie, weshalb sie weine, woher ihr Seelenschmerz käme, - und ob ich ihr helfen könne.
"Hugo", sagte sie, "kannst Du dieser eine besondere Mensch sein, der mir meinen einzigen Wunsch erfüllt ?" Ich schwieg. Keine Ahnung, was sie meinen könnte.
Und dann brach es plötzlich aus ihr hervor : "Hugo, bitte, bitte, töte mich, mit Deinen eigenen Händen, ERLÖSE MICH, ich kann so nicht mehr weiterleben !"
Ich erschrak bis ins Innerste ! Was war vorgefallen, was war passiert, dass ein hübsches, junges 16-jähriges Mädchen einen völlig Unbekannten bat, sie umzubringen ?
"Letztes Jahr im Sommer", fuhr sie fort, "besuchte ich übers Wochenende meine ältere Schwester in Leicester, und da sie am Samstag noch bis 17 Uhr als Visagistin in einem großen Kaufhaus arbeiten mußte, saß ich in einem Café, um mir die Zeit zu vertreiben. Es war ein warmer, englischer Sommertag, und es war ca. 14 Uhr, als mich ein junger Mann vom Nebentisch im Freien ansprach, und mir vorschlug, eine Band im Nachbarhaus zu besuchen, die gerade für ihre große Samstagabend-Show in einem Schuppen hinter dem Haus proben würde. Okay, dachte ich, es ist heller Nachmittag, die Sonne scheint, ich habe nichts zu tun, - warum nicht bei einer jungen Band vorbeischauen ?
Ich folgte dem großgewachsenen Burschen ins gegenüberliegende Haus, wir durchquerten das ebenerdige Stiegenhaus und gelangten tatsächlich in einen abgelegen Hinterhof, wo sich ein ziemlich baufälliger Schuppen befand. Nichts war zu hören, was mich aber nicht beunruhigte. Bashir, unter diesem Namen hatte sich der junge Mann vorgestellt, öffnete eine knarrende Tür, und dahinter wurde eine offenbar stillgelegte und staubige Uralt-Toilette sichtbar. Bevor ich noch reagieren konnte, packte er mich brutal am Hals und warf mich zu Boden.
Er drohte mir mich umzubringen, wenn ich mich wehrte, schob mein dünnes Sommerkleid nach oben, riss mir meinen Slip vom Leibe, - und vergewaltigte mich. In meiner Todesangst und mit seiner Hand an meiner Gurgel stellte ich mich tot, und ließ diese unfaßbare Schande wehrlos über mich ergehen.
Irgendwann ließ er von mir ab, stand auf und verschwand. Ich lag wohl noch 10 Minuten reglos am Boden, und zitternd vor Angst und Scham wagte ich kaum zu atmen. Wird er womöglich gleich wieder zurückkommen, um sein Verbrechen und meine Schmach zu wiederholen ?
Doch Gott sei Dank kam er nicht wieder.
Seit diesem Tag, seit dieser Stunde, Hugo, bin ich völlig tot, wie ausgelöscht, alle meine Gefühle haben sich in Asche verwandelt, ich empfinde NICHTS mehr, überhaupt NICHTS mehr. Eigentlich bin ich längst tot, - mir fehlt nur mehr das Begräbnis ! Bitte, bitte, ERLÖSE MICH !"

"Tatort" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Ich hörte immer noch schweigend zu. Was hätte ich sagen sollen ? Noch nie war ich in einer solchen, oder auch nur ähnlichen Situation.
Nachdem Aileen sich ihren Schmerz und ihr Trauma von der Seele geredet hatte, schien sie sich etwas zu beruhigen. Immer noch hielt ich ihre Hand und als sie diese zurückzog, strich ich ihr sanft über's Haar und suchte verzweifelt nach Worten, um diesem geschilderten und erlebten Albtraum seinen Horror und seinen Schrecken zu nehmen.
Wie konnte ein Mann einem jungen Mädchen so etwas antun ? Wie kann ein Täter mit so einer Schuld einfach weiterleben, ohne sich auch nur den geringsten Gedanken darüber zu machen, - ja womöglich noch damit zu prahlen, gegenüber seinen seelenlosen Freunden, die seine Tat noch beklatschten.
Und wie sollte Aileen, das Opfer, diese ultimative Demütigung, diese brutale Vergewaltigung, diese äußerste Erniedrigung überleben, überwinden, vergessen können ? Wie diesem Teufelskreis aus Erschrecken, Erinnern, wieder und wieder Nacherleben entkommen ? Wie weiterleben in einer Welt, wo nur nächste Angehörige Anteil nehmen, wo sich niemand schert um den Zustand eines seelisch vernichteten Mädchens von 15-16 Jahren, das voller Hoffnung war und jetzt sterben möchte, weil ihr Leben für sie keinen Sinn mehr ergibt ?
Ein Tee ist immer gut, dachte ich mir, und gab die frische marokkanische Minze in die Kanne, um Aileen abzulenken und ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben.
Da saßen wir nun, Aileen in meinem Bett, ich neben ihr auf der Bettkante, und wir tranken unseren Tee und blickten sprachlos ins Nichts.
Aileen schlief wieder ein, angestrengt und überfordert durch ihr emotionales Wieder-Erleben, und auch ich zog mich wieder in meinen Lehnstuhl zurück, um noch ein wenig zu ruhen.
Gegen 8 Uhr früh stand ich auf, und als auch Aileen erwachte und mich ansah, sagte ich ihr, dass ich schnell zum Bäcker gehen würde, um Brötchen zu holen, und auch etwas Schinken, Früchte und Orangensaft. Ich sei in 15 Minuten wieder zurück, sie möge weiterschlafen, hier sei die Welt in Ordnung, - und danach würden wir weitersehen.
Ich beeilte mich, so gut ich konnte, und kam nach einer guten Viertelstunde, beladen mit vielen guten Sachen, wieder bei mir zu Hause an.
Doch Aileen war verschwunden, auch im Badezimmer war sie nicht, und all ihre Sachen waren auch weg.
Irgendwann frühstückte ich dann alleine, sah immer wieder aus dem Fenster, ob sie vielleicht zurück käme.
Doch sie kam nicht zurück. Sie kam nie wieder, - und ich sah sie auch niemals wieder . . .
Was mag wohl aus ihr geworden sein ? Aus Aileen, der sinnlos Geschändeten ?
Nur die Götter wissen es . . .
Möge das Schicksal ihr einen Weg gezeigt haben, um diesem Trauma zu entkommen. Seit nunmehr 50 Jahren denke ich immer wieder an sie und ihr Schicksal, und heute ist der Tag gekommen, diese ihre, Aileens Geschichte aufzuschreiben und zu bebildern, auf dass niemand die Tragik ihres jungen Lebens vergesse.
So nehmt sie denn mit, diese traurige Story und das dazugehörige bunte Bild, ins Gedächtnis der Welt, auf dass Aileen und ihr Schicksal nicht gänzlich vergessen werde, auch wenn die Wellen der Gezeiten euch schon morgen eine andere, lustigere Geschichte erzählen werden.

EPILOG

Da es bei der derzeit grassierenden "political correctness" und vorherrschenden "Cancel Culture" nicht möglich ist, eine realistische Darstellung einer Vergewaltigung zu publizieren, ohne dass diese sofort angezeigt, zensiert und gelöscht wird, bleibt einem Künstler nur die Option, ein Bild zu gestalten, das NICHTS zeigt, - aber ALLES insinuiert.
Eine Vergewaltigung ist zweifellos ein Akt der Zerstörung, in jedem Fall eine psychische und oft auch eine physische, bis hin zum Mord.
Um diese Art des Amoralischen und Übergriffigen darzustellen, bietet sich die Trash-Ästhetik, die Schönheit des Häßlichen an. Täglich wird diese Form des Ästhetischen in allen Medien dargeboten, seien es die Kriegsbilder aus der Ukraine, mit ihren zerstörten Häusern, Panzern und Menschen, oder die verstörenden Fotos und Videos aus Gaza, wo die Leichenteile von zerfetzten Ermordeten neben den zerbombten Gebäuden nur so herumfliegen.
Natürlich ist mein Toiletten-Bild mit den noch sichtbaren Beinen und Schuhen der Vergewaltigten und ihrer danebenliegenden Handtasche ein klassisches Trash-Bild und bedient die sogenannte Abbruch-Ästhetik, also die Optik des Verfalls und Niedergangs, - aber eine Optik des Schönen bietet sich für dieses abgründige Thema eines Kapital-Verbrechens nicht an.
Wie auf meinem Bild "TATORT" sichtbar, hat das Böse auch seine dekorativen Elemente, was die Komposition, das Kolorit und die grafische Gestaltung betrifft, - und dies ist auch der Grund für die Entstehung des Werkes.

"Tatort" (Variante in Schwarz-Weiss) - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Ausgelöst wurde diese Thematik durch die wahre Erzählung von Aileen, die mich echt erschütterte und mir drastisch vor Augen führte, wie schnell die intakte Psyche eines 15-jährigen Mädchens nachhaltig zerstört werden kann, bis hin zu dem dringlichen Wunsch, so nicht weiterleben zu wollen.
Leider weiß ich nicht, ob Aileen dieses Trauma überlebt hat oder sonstwie verarbeiten konnte.
Mir sind solche Traumata Gott sei Dank niemals widerfahren, wofür ich sehr dankbar bin, aber täglich lesen wir in den Zeitungen und Online-Portalen von Einzel- und Gruppen-Vergewaltigungen, von Totschlag, Mord und täglichen Messerstechereien.
Dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern wird, ist nicht anzunehmen, eher das Gegenteil, da ja der Import von aggressiven Menschen aus tribalistischen Gesellschaften auf dem Förderprogramm der linken Politiker und Regierungen festgeschrieben ist.
Die Zahl der vernünftigen und bürgerlichen Wähler wird nie eine Mehrheit erhalten, da der Zusammenschluß derer, die unsere Gesellschaft zerstören wollen, bestens funktioniert, - wie wir es gerade in Frankreich unter Macron erleben können.
So bleibt mir nur ein eher pessimistischer Blick in die Zukunft.
Meine Generation (geb.1949) hat es versäumt, die Universitäten, die Institutionen, die Medien und die Straße zu erobern, so, wie es uns die Linken vorgemacht haben, und dadurch ist es erst möglich geworden, dass diese zerstörerische Ideologie diese Macht erlangen konnte.
Das alles ist sehr schade, aber leider nicht mehr zu ändern, und durch die einseitige Parteinahme der Medien ist zumindest kurzfristig auch nicht mir einer "System-Änderung" zu rechnen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich für heute im Wissen um das Versagen der bürgerlichen Gesellschaft und bedaure, dass die konservativen Kräfte es verabsäumt haben, rechtzeitig dagegen anzukämpfen.
Da diese Entwicklung aber auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und die Demographie und die anhaltende Massen-Migration das ihrige dazutun, dass es so weitergeht, bleibt nur mehr die Resignation und das zweifelhafte Vergnügen, den dramatischen Niedergang unserer Kultur, Traditionen, Wirtschaft und Gesellschaft LIVE und in FARBE erste Reihe fußfrei miterleben zu dürfen.
Schade um unsere ehemalige tatsächlich "bessere Welt". Sie wird nicht wiederkommen. Amen.

Belle Epoque

Als ich 1971 im Alter von 21 Jahren das damals noch wahrlich "ländliche" Vorarlberg verließ und meinen neuen Job als Kunst-Erzieher in einem noblen Mädchenpensionat im exklusiven Montreux am Genfersee antrat, änderte sich mein gesamtes Weltbild schlagartig.
Zum Einen war da diese unglaubliche und faszinierende Landschaft mit ihren satten Weinbergen und mondänen Villen und Patrizierhäusern, zum Anderen dieser enorme Kultur-Clash von einer bäuerlichen Provinzstadt in eine kulturelle und touristische Metropole, wo Dir auf Schritt und Tritt historische Leuchttürme begegneten, seien es nun besondere Menschen, Orte oder Ereignisse.
Kaum angekommen, vertiefte ich mich in die Geschichte dieses west-schweizerischen Landstrichs, und verfiel kurz darauf völlig der französischen Literatur.

Belle Époque - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Eine holde Schöne, die meine Sprachkenntnisse verbesserungswürdig fand, drückte mir Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit in die Hand", und, ganz im Banne dieses ungeheuren Wort-Akrobaten, befand ich mich plötzlich selbst mittendrin, in dieser sogenannten Belle Époque, jenen gut 40 Jahren von 1870 - 1914, die zu den lustvollsten der Weltgeschichte gehören, und denen Proust in seinem Jahrhundertwerk ein unerschütterliches Denkmal gesetzt hat.
Nie wieder hat jemand das Paris der Jahrhundert-Wende besser beschrieben als er.
Mir war, als hätte ich plötzlich meine ureigenste, geistige Heimat gefunden, Paris, die Cafés, die Boulevards, die Bars und Theater, all die Künstler und Kurtisanen, - diese ganze sinnliche Welt eines überbordenden Lebensgefühls war derart schillernd beschrieben, dass ich mich entschloß, so bald wie möglich dorthin zu fahren, in der Hoffnung noch Reste dieser versunkenen Epoche wiederzufinden.

Belle Époque - Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

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Gesagt - getan !
Anfang September 1971 war ich in Montreux gelandet und die 14-tägigen Weihnachtsferien danach verbrachte ich bereits in Paris, der Stadt der Liebe, der Kunst, - und vor allem der Literatur.
Wie ein Süchtiger auf Droge sog mein hungriges Maler-Auge all die bunten Bilder auf, die sich mir überall darboten : In den Museen, den Ausstellungen, den Boulevards und Märkten, - aber besonders natürlich auch in dem Dutzend berühmter Cafés, wo ich nach ihnen suchte, den edlen und weniger edlen Damen der pariser Gesellschaft, die mir aus Prousts Roman so vertraut waren.
Und tatsächlich, da waren sie alle, die noblen Demoiselles, müde und erschöpft vom Nichtstun, in ihren üppigen Kleidern und Kostümen, in ihren teuren Mänteln und Pelzen, nichts schien sich geändert zu haben, nur statt der Kutschen fuhren jetzt Autos und Taxis durch die Straßen. Wie im Rausch begann ich alles zu zeichnen, ich fühlte mich wie Toulouse-Lautrec, wie Degas, wie Renoir höchst persönlich, den ich schon immer wegen seiner Schnelligkeit beim Malen bewunderte.
Mit 100 Skizzen beladen kehrte ich überglücklich nach Montreux zurück, um mich künstlerisch ganz jener einzigartigen Zeit zu widmen, in der ich mir einbildete, schon einmal gelebt zu haben : der Pariser Belle Époque !
Und als Erinnerung an jenes unvergeßliche Weihnachten, zwischen all dem Schneegestöber, den nächtlichen City-Lights, den nassen, kalten Straßen mit ihren hupenden Autos und den kuscheligen Cafés und Etablissements, in denen die Literaten und Maler aller Zeiten ihre Geschichten und Sujets fanden und erfanden, habe ich soeben ein alte Skizze aus jener Zeit entdeckt, - und diese neu und bunt gestaltet, mit einem Hauch von Nostalgie, die ich euch nicht vorenthalten möchte !
So nehmt es denn mit, das neue, alte Bild einer schönen, jungen Dame aus der Belle-Époque, in euer geheimes Bilder-Lexikon, auf dass auch ihr ins Schwärmen kommt, wie ich, über die "gute alte Zeit", die tatsächlich besser war, als dieses ohrenbetäubende Kriegs-Geschrei, wie es derzeit aus allen Lautsprechern dröhnt !
Und vergeßt niemals Eines : GLÜCK gibt es nur im FRIEDEN ! Und sagt es besonders jenen, die es nicht hören wollen . . .
Ich denk an euch alle, - euer glücklicher und wieder genesener Kleckser - Hugo von Pinselflink

First Love

Ich war ein hübscher Bub im Alter von 7 Jahren und verliebte mich unsterblich in das wunderschöne, blonde, 17-jährige Mädchen Kirsten, das im Hause meiner Großmutter ganz oben in der Mansarde mit ihrer Mutter wohnte. Ich war von ihrer Erscheinung und ihrer Ausstrahlung derart überwältigt, dass ich immer öfter ihre Nähe suchte. Außerdem roch sie so atemberaubend süß, weich und betörend, dass ich am liebsten mein Gesicht für immer in ihrem Schoß vergraben hätte.
Natürlich hatte ich in meinem kindlichen Alter nicht die geringste Ahnung von Eros, Begehren oder Sinnlichkeit, doch eine innere Stimme sagte mir, dass es etwas gibt zwischen Himmel und Erde, das so groß ist, dass es all meine Vorstellungskraft übersteigt :
Für mich war es Liebe ! Meine erste !

Das geheimnisvolle Zimmer - The mysterious room
Kirsten und der kleine Hugo

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Eines Nachmittags, zu Beginn der Sommerferien, zeigte mir Kirsten ihr geheimnisvolles Zimmer und als wir dann in trauter Zweisamkeit auf ihrem Bett saßen, und ich ihren Fuß halten durfte, fragte ich sie, ob sie mich heiraten würde, wenn ich einmal groß wäre.
Sie sagte : "Ja, sicher, - aber nur wenn Du ein Seeräuber wirst wie mein Vater !"
Natürlich versprach ich hoch und heilig ebenfalls Seeräuber zu werden, - genau so wie ihr unbekannter Vater.
Ich jauchzte nicht nur innerlich, hatte ich doch gleich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen :
1. Kirsten würde mich heiraten, wenn ich groß bin.
2. Mein Berufswunsch war ab sofort entschieden : Seeräuber auf den 7 Weltmeeren.
Lange saßen wir uns auf ihrem Bett gegenüber, und ich hing fasziniert an ihren Lippen, als sie mir die Geschichte von "Alibaba und den 40 Räubern" erzählte. Beim Abschied umarmte sie mich, gab mir einen Kuss auf die Stirn, und um unseren Liebespakt und unser Eheversprechen zu besiegeln, schenkte sie mir ein schwimmendes Schiff in einer magisch leuchtenden Flasche, das ihr ihr Vater von einer seiner Räuber-Reisen mitgebracht hatte.

Das Schiff in der Flasche - The ship in a bottle

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Ich war und wurde süchtig nach Kirsten, der blonden Schönheit, die in Omas Mansarde mit ihrer dänischen Mutter zur Untermiete wohnte.
Über die Abwesenheit von Kirstens Vater wurde nicht gesprochen. Ein großes Geheimnis schien ihn zu umgeben, aber auch dieses war so groß, dass es niemals angesprochen und meine Fragen niemals beantwortet wurden.
Woher kam diese magische Anziehungskraft, die Kirsten, dieses 17-jährige, blonde Fräuleinwunder in ihrer orientalischen Parfum-Wolke, auf mich, den kleinen, abenteuer-hungrigen Buben ausübte ? Wie war es möglich, dass sie mich sosehr in ihre märchenhafte Traumwelt hineinzog, dass ich nicht mehr wußte, war es die ihre, die meine oder gar eine dritte ? Dieser magische Zaubergarten, der von uns beiden geschaffen wurde, von ihr, der großen Erzählerin, der Vorleserin, der Interpretin des Gesagten und Gedachten, und mir, dem kleinen Zuhörer, dem reinen Gläubigen, der mit 7 Jahren schon sein eigenes träumerisches Universum erschuf, wurde in diesem Sommer zum größten Ereignis meines bisherigen Lebens.
Betört durch die Stimme, die Worte, den Duft und die Sinnlichkeit Kirstens, wurde ich sosehr zu ihr hingezogen, dass ich mich als ein Auserwählter, ein Mitglied eines geheimnisvollen Kreises wähnte, einer Loge, in die ich durch eine wundersame Vorsehung eintreten durfte, und die mir die Illusion einer mystischen Verschmelzung unseren Seelen vermittelte, wie es in seltenen Augenblicken nur Mütter mit ihren kleinen Söhnen erleben, oder große Heilige mit ihrem Gott.

Kirsten - Der Duft der großen weiten Welt

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Dieses diffuse Gefühl einer allumfassenden Liebe für sie und die magischen Stunden seliger Zweisamkeit wurde immer stärker, immer dichter, je öfter ich sie besuchte. Unsere Rituale waren immer dieselben und der Ablauf und die Einhaltung dieses täglichen Initiations-Ritus war von so großer und unausgesprochener Wichtigkeit, dass wir niemals darüber sprachen, aber instinktiv wußten, dass unsere Sitzungen, unsere Séancen nur dann zu einem erfolgreichen und beiderseits beglückenden Ende geführt werden konnten, wenn dem Eintritt in unsere Zauberwelt die nötigen magischen Riten vorausgegangen waren.
Als Erstes war da das Klopfen an ihrer Tür : Eine bestimmte rhythmische Abfolge, ein geheimnisvolles Zeichen, das sie wahrnahm und damit wußte, dass ich es war, ihr kleiner 7-jähriger Jünger, für den sie eine große Märchenwelt entwarf, um sich vielleicht in der Kunst der geistigen Verführung zu üben, oder sich als Schriftstellerin, Geschichtenerzählerin, Drehbuchautorin oder einfach als Magierin zu entwickeln, um eines Tages nicht nur einen kleinen Buben am Stadtrand in ihren Bann zu ziehen, sondern irgendwann vielleicht die ganze Welt.
Tok, Tok-Tok, Tok-Tok-i-Tok ! Lautlos öffnete Kirsten die Tür, - ich stürzte mich auf sie, umfaßte ihre Hüften und vergrub mein Gesicht in ihrem Bauch, unterhalb ihrer Brüste, die sich hoben und senkten, und von denen ich nicht wußte, wozu sie da waren, dienten, und warum ich oder mein Vater diese nicht hatten.
Nein, es war keine Verwirrung in mir, in uns, nichts Unziemliches, es war alles völlig natürlich, sie nahm mich bei der Hand, führte mich zu ihrem Bett, wo ich ihr atemlos gegenübersaß, ihren Fuß hielt zum Zeichen unserer seelischen und körperlichen Verbundenheit, und sie mich dann fragte, wo wir das letzte Mal stehengeblieben waren, bei ihrer Geschichte, deren Fortsetzung ich mit bebendem Herzen herbeisehnte.
Sie wußte natürlich genau, wo wir am Vortag stehengeblieben waren, - ein gehäkeltes, rosafarbenes Lesezeichen kennzeichnete die Stelle im Buch der tausend-und-ein Nächte, - und als sie die Seite aufschlug, um mir weiter vorzulesen, von Sindbad, dem Seefahrer auf seiner dritten Reise, schlug in mir das Herz des Verliebten, der nicht ahnt, dass es jene erste wahre Liebe ist, die er niemals, niemals in seinem ganzen Leben, jemals vergessen wird.

Illustration "Sindbad der Seefahrer und der Vogel Greif"

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Kirsten verstand es meisterhaft ihre Rede szenisch so zu modulieren, dass man das Gefühl hatte im Kino zu sitzen und einen Film zu sehen. Die Perfektion ihres Vortrags war derart untadelig, dass sie es vorher geübt haben mußte, denn die Fehlerlosigkeit ihrer Darbietung hätte jedem Casting-Direktor die Rede verschlagen.
Ich glaubte jedem ihrer Worte, bedingungslos, ob sie vorgelesen waren oder selbst von ihr stammten, ich war mir sicher, es sei die Wahrheit, die reine Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Und hätte mir jemand gesagt, dies alles sei nur ein großes allumfassendes Märchen, ein Schauspiel, eine Illusion, ich hätte ihn einen Lügner genannt und nie wieder auch nur ein einziges Wort mit ihm gesprochen.
Die Unendlichkeit meiner Fragen störte Kirsten in keiner Weise. Geduldig beantwortete sie alles, wonach ich frug, und manche ihrer altklugen Antworten habe ich mir bis heute gemerkt. Einmal fragte ich sie nach dem Mittelpunkt der Erde, eher etwas Geographisches oder Geologisches, aber sie antwortete ohne zu Zögern : "Der Mittelpunkt der Erde ? Der ist hier und jetzt, zwischen Dir und mir, - ich jedenfalls spüre ihn ganz deutlich in meiner kleinen Zehe, die du gerade so fest hältst, dass sie kaum noch Luft kriegt !" Sofort ließ ich ihren Fuß los, den ich gerade umklammerte, und erschrak darüber, dass ihr kleiner Zeh keine Luft mehr bekam, und ich auch noch daran schuld war.
Nach einer Stunde des Vorlesens, Erklärens und Debattierens über das Erzählte machte Kirsten immer eine Jausenpause, brachte mir 2 Pfirsiche oder ein Schälchen mit Himbeeren oder Heidelbeeren, eine halbe Schnitte einer Biskuitroulade, oder ein trockenes Blätterteig-Hörnchen, das sie mit selbstgemachter Marillenmarmelade so abfüllte, dass es schwierig war dieses zuckerbäckerische Kunstwerk zu verspeisen, ohne dass ihre seidene Bettwäsche davon etwas ab bekam. Diese war zwar meistens durch eine edle italienische Überdecke geschützt, aber manchmal hatte sie vergessen, diese über ihr Bett zu legen, und dann sah ich Teile eines durchsichtigen pastell-lila Nachthemds, das sie unter ihrem Kopfkissen versteckte, und ohne zu wissen warum, versetzte mich die Vorstellung Kirstens im Nachthemd in eine derart helle und unerklärliche Aufregung, dass ich zu stottern begann, obwohl ich mit 7 schon ein kleiner Meister der Sprache war.

Kirsten im Nachthemd - Kirsten in her nightdress

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Das lag natürlich nicht nur an Kirsten und ihren mächtigen Erzählungen, sondern vorallem auch an meiner Mutter, die als gebürtige Wienerin nicht nur doppelt so schnell wie der durchschnittliche Zeitlupen-Vorarlberger sprach, sondern auch doppelt soviel. Dazu kamen noch meine beiden jeweils um 3 Jahre älteren Brüder, von denen der ältestee ungefähr gleich viel sprach wie ich, der mittlere jedoch schwieg und schwieg und schwieg. Und heute, 70 Jahre später, kriegt er die Zähne immer noch nicht auseinander, sodass ich weder damals wußte, wer er war, noch heute weiß, wer er eigentlich ist. Aber vielleicht ist das auch gut so, - nicht jedes Geheimnis ist es wert, gelüftet zu werden. Und möglicherweise verbirgt sich ja hinter seiner sprachlosen Fassade auch nichts Anderes als eine große Leere.
Während einer unserer Jause-Pausen bemerkte ich eine blaue Türe am Ende ihres Zimmers, und fragte Kirsten, wohin diese führen würde. Sie sagte, das sei der Eingang zu ihrer Schatzkammer, zu der niemand Zugang hätte, nur sie alleine, und dass sich darin die Schätze ihres Seeräuber-Vaters befänden, die er regelmäßig nach seinen Überfällen und Räubereien zu ihr brächte, um sie solange für ihn aufzubewahren, bis er tot sei oder sich müde vom Piratenleben zurückziehen würde, um irgendwann doch noch ein ehrbares Leben zu führen.
Meine Neugier all die Piraten-Schätze zu besichtigen war natürlich riesig, aber ich mußte ihr mein großes Indianer-Ehrenwort geben, dass ich diese Türe niemals öffnen würde, ohne ihre Erlaubnis und ihrem Dabei-Sein.
Ich versprach es ihr hoch und heilig und war gezwungen mir davon eine Vorstellung nach ihrer Beschreibung zu machen. Sie sprach von handgeschnitzten Truhen mit eisernen Beschlägen, gefüllt mit goldenen Münzen, Juwelen aus aller Herren Länder und edlen Geschmeiden, die ihr Vater bei seinen Raubzügen den wohlhabenden Passagieren auf ihren Kreuzfahrten abgenommen hätte. Und sie, Kirsten, seine Tochter, sei die Hüterin all dieser Schätze und sie wache wie ein Drache über das geraubte Vermögen, das bald ihr gehören werde, denn ihr Seeräuber-Vater habe ihr versprochen, in 1 Jahr, wenn sie dann ihren 18.Geburtstag feiern würde, dann würde all dies in ihren Besitz übergehen, damit sie dann, reich wie eine Märchen-Prinzessin, ein Leben in Luxus und Liebe würde führen können, mit mir, falls ich sie dann immer noch heiraten wolle, oder einem Anderen, der dann kommen würde, um mit ihr auf einem Schimmel in dessen weit entferntes Königreich davonzureiten.

Seeräuberschätze, Truhen mit Gold, Juwelen und edlen Geschmeiden
Pirate treasures, chests with gold, precious stones and fine jewellery

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Nein, nein, versicherte ich ihr beschwörend, - natürlich würde ich sie heiraten, eine Andere als sie könne ich mir gar nicht vorstellen, und käme ein reicher Verehrer, um sie mir wegzunehmen, so würde ich bis zum Tode um sie kämpfen und sicher auch gewinnen, denn meine Liebe zu ihr sei unbesiegbar. So sprach ich voller Überzeugung und ich weiß, dass ich damals glaubte, was ich sagte, auch wenn meine beiden älteren Brüder fanden, ich hätte wohl einen an der Klatsche, Kirsten sei viel zu alt für mich, und überhaupt sei ich völlig lächerlich, wenn ich glaubte, die schöne Kirsten würde mit ihrer Liebe warten, bis ich groß und erwachsen sei. Ich ließ mich aber nicht beirren. Ich glaubte felsenfest an meine Zukunft mit Kirsten, unsere Liebe, - und freute mich schon auf unsere gemeinsamen Abenteuer-Reisen als Piraten-Kapitän.
Meine Oma war froh, dass ich meine Nachmittage bei Kirsten verbrachte, war sie ja dadurch jeder Aufsichtspflicht enthoben und ganz sicher, dass ich in guten Händen sei.

Kirsten vor dem Haus meiner Oma - Kirsten in front of my grandma's house

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Kirstens Mutter war über den Sommer als Ärztin im örtlichen Krankenhaus engagiert, und dass nach den Ferien Kirsten samt ihrer Mutter wieder weggehen könnte, war für mich unvorstellbar, und wäre es mir bewußt geworden, wäre ich wahrscheinlich nächtens im Meer meiner Tränen ertrunken.

Mein Traum vom Paradies - My dream of paradise

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Aber noch wußte ich nichts davon. In meinen Gedanken war fest eingeplant, dass es immer so weitergehen würde, nur der Schulbeginn im September machte mir Sorgen, denn wir hatten damals auch nachmittags Unterricht, 4 mal die Woche, außer mittwochs, und ich sah meine fast täglichen Rendez-Vous mit Kirsten gefährdet, weil ich erst gegen 16 Uhr zu Hause ankommen würde, zu spät, um unsere literarisch-intimen Treffen noch zu beginnen. Aber irgendwie würden wir das schon hinkriegen. Dachte ich.
Doch dann kam er doch. Nach Wochen, ja nach 2 Monaten trautester und vertrautester Zweisamkeit stand er plötzlich vor der Tür ! Der böse Möbelwagen, der mir ALLES nehmen sollte, - meine geliebte Kirsten, diese meine erste Liebe, - meine Sprache, die wir derart akribisch kultiviert und entwickelt hatten, dass ein west-österreichischer Bauernbub von dem, was wir sagten, wohl kein Wort verstanden hätte, - und vorallem zerbrach eine trügerische Illusion, die plötzlich mein damaliges Urvertrauen in die Menschheit existenziell erschütterte :
Als ich dann nach einer letzten tränenreichen Umarmung Kirsten losließ, nicht mehr fähig ihr zum Abschied noch zu winken, lief ich schluchzend in Kirstens leeres Zimmer, legte mich auf den Boden, wo ihr Bett gestanden hatte, mit der Absicht mir das Leben zu nehmen. Aber bevor ich diesen letzten und endgültigen Schritt gehen würde, wollte ich dann doch noch einen Blick in das geheimnisvolle Zimmer hinter der blauen Tür werfen, wo alle Schätze Kirstens gelagert waren. Ich stand auf, öffnete langsam die blaue Tür und erstarrte !
Es war gar kein Zimmer, - es war nur eine erbärmliche Toilette, eine alte weiss-graue Keramik-Kloschüssel mit einem leicht rostigen Spülkasten unter der Decke und einer Messingkette mit einem birnenförmigen Porzellangriff, um den Abzug zu betätigen !
Nie hatte es irgendwelche Schätze gegeben, nie hölzerne Truhen mit Münzen, Gold und Geschmeiden, - NICHTS !
Nur ein schäbiges, abgenutztes Klo in einem alten Haus !
Ich war belogen worden. Von vorne bis hinten.
Für mich war es der Weltuntergang. Der Verrat schlechthin !
Nie wieder würde ich glücklich werden.
Und auch Kirstens Vater war kein Seeräuber : Er war nur der biedere Kapitän eines Ausflugs-Schiffs in Bregenz am Bodensee, wo er gelangweilte Touristen durch das Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz schipperte, von einem Ufer zum anderen, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie etwas "erlebten". Doch erlebt hatte nur ICH etwas. Und wohl auch Kirsten, - die ich niemals wiedersah.

Bregenz, Kirstens Vater mit seinem Ausflugsboot

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Eine glühende erste Liebe, die noch heute, wenn ich daran zurückdenke, meine Tränen fließen läßt . . .
Doch ich lernte damals etwas, das mir bis heute geblieben ist :
Die WAHREN Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie NIRGENDWO !