About Hugo Heikenwaelder

Mein Gesamt-Werk umfaßt :
ca.300 Gemälde / Paintings
ca.200 Aquarelle / Watercolours
ca.1000 Zeichnungen / Drawings
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KONTAKT
Hugo Heikenwaelder
Tel.: +43 676 433 44 33
Email : heikenwaelder@aon.at
Ein kleiner Teil meines WERKES ist in diesem BLOG zu sehen.
Danke für Ihr Interesse und Ihren Besuch.

5vor12

Liebe Freunde !
Heute präsentiere ich euch ein malerisches EXPERIMENT !
Der künstlerische Schaffensprozess hat üblicherweise 3 Phasen : Rohzeichnung - Reinzeichnung - Kolorit.
Das Besondere an meinem heutigen Werk besteht in der Weglassung der Phase 2, der Reinzeichnung !

"5 vor 12" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Die Rohzeichnung oder SKIZZE ist der spontanste, unmittelbarste, manche sagen auch der intimste Ausdruck des Künstlers. In diesem ersten Akt der Zeichnung wird das Thema, das Motiv, die ungefähren Umrisslinien, die Raumaufteilung und die Größenverhältnisse festgelegt. Man nennt es auch KOMPOSITION. Dazu verwendet man meist einen spitzen, harten Bleistift, der sich am Ende wieder leicht wegradieren läßt.
Die darauf folgende REINZEICHNUNG glättet dann die wackeligen und zittrigen Formen der dünnen SKIZZE, präzisiert die Konturen, biegt die Rohzeichnung so zurecht, dass das Motiv klar strukturiert und "formvollendet" in die Phase der Kolorierung übergehen kann.

"5 vor 12" - Rohzeichnung (ungeglättet) von Hugo Heikenwaelder

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Diesmal mache ich es anders : Ich belasse es bei den etwas ungelenken Mäandern der Rohzeichnung, schenk mir die Glättung der zarten Skizze und koloriere direkt das rudimentäre Konstrukt der rohen Zeichnung.
Man sieht dabei einerseits die Ungenauigkeit einer jeden Skizze, die ohne Nachbearbeitung immer etwas unbeholfen wirkt, aber andererseits ist auch für jeden ersichtlich, dass die ersten spontanen und unvermitteltsten Gesten der Urzeichnung eine LEBENDIGKEIT aufweisen, die der überarbeiteten, geglätteten Reinzeichnung oft fehlt.
Um mit einem der Großmeister der österreichischen Kunst, - Friedensreich Hundertwasser -, zu sprechen, wiederhole ich sein ultimatives künstlerisches DOGMA : "Die gerade Linie ist der TOD !"
Er hat es in der Nachfolge seiner großen Brüder Schiele, Klimt, Kubin und Kokoschka in diesem einen elementaren Satz genial auf den Punkt gebracht. Sein CREDO lautet : SCHÖN ist nur das zittrige UNVOLLENDETE, alles Andere ist DESIGN, STYLING, - und letztlich KOMMERZ, - weit weg von der Unmittelbarkeit und dem Wesen der "wahren Kunst".

"Friedensreich Hundertwasser" - Foto + Grafik

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Heute frönte ich also der rohen, ungeschönten Spontaneität und Unvollkommenheit einer zittrigen Skizze, die ich, ohne Umwege über die Reinzeichnung, koloriere, - und euch zur Betrachtung übergebe.
Als Thema und Titel wählte ich den Namen "5 vor 12". Es zeigt eine junge Lady mit Hut + Handy, eine Art Tik-Tok-Girl, das auf einem Weg in einer eher undefinierten sonnigen Landschaft unter einem blauen Himmel steht und schreit : "Die Welt geht unter, - es ist 5 vor 12!"
Nun, die Welt wird NICHT untergehen, auch wenn es bereits "5 NACH 12" ist, aber sie wird sich, bzw. hat sich bereits derart verändert, so dass viele sagen : "Die guten alten Zeiten waren eindeutig BESSER !"
In diesem Sinne, liebe Freunde, nehmt mein kleines Spontan-Werk auf in den großen Atlas eurer Bilderwelten, verzeiht mir die Weglassung der Reinzeichnung und erfreut euch am zittrigen Liniengeflecht meiner unbeholfenen Skizze und der Lebendigkeit des spontanen Ausdrucks der Kunst des Augenblicks.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Spätsommer-Wochenende mit unbeschwerten Badetagen ohne Gedanken an eine vergangene bessere Welt - euer Hugo von Kritzelflink

Summertime

Ich war etwa 13 Jahre als es begann, also alles so richtig begann, mit all den Konsequenzen für den Rest meines wahrlich langen Lebens. Was begann ? Und was war der Auslöser ? Ich weiß es nicht ganz genau, aber möglicherweise war es dieser rote Kuli, an den ich noch heute und immer wieder denke. Und in diese Zeit fiel eine Erkenntnis einer sich eigentlich ausschließenden Gleichzeitigkeit: Die Realität der Anwesenheit und gleichzeitig das Gefühl der völligen Abwesenheit. Wohlwollende Menschen finden dann freundliche Worte und sagen : "Ja, ja, - er lebt halt in seiner eigenen Welt !" Weniger freundliche Charaktere konstatieren : "Er ist nie bei der Sache, er ist geistig völlig abwesend, - und das Schlimme daran ist, dass es ihm völlig egal zu sein scheint." Gekrönt wurde so ein Kommentar dann noch mit dem verachtenden Nachsatz : "Dabei ist er eigentlich nicht dumm."

"Summertime" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Doch Schluss mit diesem philosophischen Geplapper, werden wir doch einfach konkret.
Wir schreiben das Jahr 1962 und es beginnt gerade eine 6-jährige Tortur, die auch einen Namen hat : LATEIN !
Bis heute frage ich mich, wie ich da nur hineingeraten konnte, in den Kosmos dieser toten Sprache, die mir von der ersten Sekunde an fremd war, die mich endlos quälte, - und die mich aber auch jenen entscheidenden Schritt machen ließ, der mir das seelische und materielle Leben rettete.
Es ist ein grauer, verregneter Novembertag in der finstersten Provinz in Vorarlberg, ich bin ein Bub mit 13, sitze in einer miefigen Schulklasse mit zwei Dutzend anderen Schülern und soll einen lateinischen Text übersetzen, der mich nicht im geringsten interessiert und den ich weder verstehe, noch begreife, wofür das alles gut sein soll.
Und schon kommt jene vorallem männliche Fähigkeit zu Tage, die das Leben so enorm erleichtert : das Weghören !

Kugelschreiber - 4 Farben

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Man klinkt sich aus, plötzlich ist man nicht mehr da, alles um einen herum versinkt in einem gleichtonigen, fast einschläfernden Gemurmel. Und dann nimmt man ihn aus seinem Federpenal, diesen silbernen 4-Farben-Kuli, den mir mein Vater zum Geburtstag geschenkt hat, aktiviert die rote Mine, starrt auf das leblose Lateinbuch, - und dann geschieht es : Die erste lange rote Linie mit 1000 Mäandern zeichnet sich wie von selbst über jeden unbedruckten Fleck dieser Buch-Doppelseite, ergänzt durch Kringel, Häkchen und Punkte, die diesem dichten Liniengeflecht noch graphische Akzente aufsetzt, das nur ein einziges Attribut verdient : schön !

Lateinbuch - florale Dekoration - 1966
von Hugo Heikenwälder - mit 17 Jahren

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Und so wurde er geboren, jener kritzelnde Hugo von Pinselflink, der Jahrzehnte damit verbrachte, all jene Linien-Labyrinthe mit Farbe und Leben zu erfüllen, um den Menschen zu vermitteln, was immer mein einziges Ziel war : Die Welt zu verschönern.
Natürlich war mein 6-jähriges Latein-Martyrium ein einziges Desaster : Nie kam ich über ein "genügend" hinaus, nie wurde ich warm mit dieser Sprache, und bis heute stelle ich mir die Frage, wie man mir diese Qualen antun konnte. Aber in dieser provinziellen Kleinstadt mit der damaligen geistigen Einöde gab es eben nur dieses eine Gymnasium, alle gingen dahin, meine älteren Brüder, meine Freunde, die Nachbarskinder, - und so auch ich. Über irgendwelche Alternativen wurde damals gar nicht nachgedacht. Und so kam es zu dieser jahrelangen Marter, der ich nur entkam, indem ich innerlich völlig abschaltete, abdriftete in mein eigenes Universum : den Kosmos der Kunst !

Lateinbuch - florale Dekoration - 1966
von Hugo Heikenwälder - mit 17 Jahren

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Natürlich wußte ich damals noch nicht, dass mein Gekritzel Kunst sein könnte, aber dennoch hatte ich eine an Gewissheit grenzende Ahnung, dass es mehr war als nur Ablenkung, Zeitvertreib oder Flucht vor der schulischen Langeweile.
Und so kam es wie es kommen mußte : die dekorativen Gestaltungen meiner Schulbücher wurden von praktisch niemandem wahrgenommen, bekamen aber für mich persönlich immer mehr Bedeutung und wurden letztendlich zu einer veritablen Obsession.

"Summertime" - Zeichnung in Schwarz-Weiß - von Hugo Heikenwaelder

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Der Prozess von der ersten ernstzunehmenden Kritzelei im Alter von 13 Jahren bis zur Eröffnung meines professionellen Maler-Ateliers mit 33 dauerte also doch geschlagene 20 Jahre. Und in diesem Moment denke ich an jene Hunderttausende, die dank ihrer Obsessionen einen Sinn für ihr Leben gefunden haben, sei es nun die Suche und Züchtung seltener Rosen oder Orchideen, sei es die Jagd nach der letzten Primzahl oder die Entdeckung eines unbekannten astronomischen Spiralnebels, dem man seinen Namen geben durfte.
Sie alle wurden glücklich, nicht jeder bekam einen Nobelpreis, aber eines, liebe Freunde, ist gewiß : Es lebt sich erfüllter mit einer positiven Obsession.
Um Kundera zu zitieren : "Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins" wird weitaus erträglicher, wenn man Sinn und Ziel einer Sache, eines Themas, derart verinnerlichen kann, dass sie einem nicht nur seelischen Halt gibt, sondern, wie auch in meinem Fall, ein stabiles Gerüst für ein lebenslanges Unterfangen wird, wie zum Beispiel die KUNST !
Meine Dankbarkeit und mein Loblied auf konstruktive Obsessionen gilt folgender Erkenntnis : Meine bis heute ungebrochene Leidenschaft für den künstlerischen Schaffensprozess und die gedankliche Einseitigkeit und Ausnahmslosigkeit haben mich vor vielen Irrwegen oder gefährlichen Nebengeleisen des Daseins bewahrt : Nie kam ich in die Versuchung Drogen auszuprobieren, nicht mal zu rauchen, nie erlag ich der Versuchung irgendwelche abwegigen Geschäfte zu machen, oder mich Themen zu widmen, die mich in die Irre geführt hätten.
Eine bewußt gelebte positive Besessenheit bewahrt einen vor Nebensächlichkeiten, die einem nur die Zeit stehlen !
Oh Gott, kein Mensch kann sich vorstellen, um was ich mich alles NICHT gekümmert habe !
Bis zur großen Migrationskrise im Jahre 2015, also 66 Jahre, war mir Politik völlig egal, auch um Mode oder irgendwelchen zeitgeistigen Firlefanz hab ich mich mein Lebtag wenig bis gar nicht gekümmert. Viele Arten des Kummers, ob bei Liebesgeschichten, bei Gehässigkeiten von Neidern oder auch in der eigenen Familie, - alles habe ich einfach "weg gemalt" ! Im Gegenteil, - SCHMERZBILDER haben sich immer besonders GUT verkauft, - nicht, dass man sich den Schmerz wünscht, um bessere Bilder zu malen, aber wie heißt es so schön : Schmerz ist keine Kunst, aber Schmerz gebiert den Künstler !
Das Martyrium der Lateinstunden führte mich, auf der Flucht vor dieser jahrelangen Folter, direkt zu meiner persönlichen, irdischen Bestimmung : Dem ZEICHNEN und der MALEREI ! Der Dank dafür gilt dem großen Unerforschlichen, der mich mit genügend Talent ausgestattet hat und mir auch die Kraft und den Willen mitgegeben hat, durchzuhalten, bis zur äußersten Erfüllung und Vollendung, - und gerechnet hat es sich auch noch ! Mehr gibt's nicht ! Danke oh Lord !
Und drum gebe ich euch heute nicht nur meine persönlichen tiefengründigen Erkenntnisse weiter, sondern natürlich auch ein schnurriges, unbeschwertes Sommerbild, - das "Mädchen mit Rad", das ich in den vergangenen Hitzetagen und Tropennächten schuf, um einerseits euch zu gefallen und andererseits meine Obsession zu befriedigen.
In diesem Sinne noch einen schönen Sommer, - euer Kleckser - Hugo von Kritzelflink