Meine liebe Freundin !
Natürlich weiß ich, dass Dir als Österreicherin die "Big 4" der österreichischen Zeichenkunst des frühen 20.Jahrhundert bestens bekannt sind. Ihre Namen gingen um die ganze Welt und auch heute noch, 100 Jahre später, ist ihr Ruhm nicht nur ungebrochen, im Gegenteil, ihre Bedeutung ist immer noch im Zunehmen begriffen, was sich auch an den horrenden Auktionsergebnissen ablesen läßt.
Die "Großen 4", - also KLIMT, SCHIELE, KUBIN und KOKOSCHKA verbindet eine herausragende Gemeinsamkeit : Der nervöse, zittrige, typisch österreichische STRICH, - dieser einzigartige , mäandernde Duktus einer empfindsamen Seele, der eine unverwechselbare Handschrift erkennen läßt, die in ihrer ephimeren Erscheinungsform ein Charakteristikum unserer heimischen Zeichen-Kunst geworden ist.
Auch ich persönlich fühlte mich von Anfang an angezogen von diesen magischen Linien-Geflechten und die Faszination dieser gekräuselten Striche hat mein Leben geprägt, meinen künstlerischen Ausdruck entscheidend beeinflußt, ja, ich habe das automatisierte GEKRITZEL zu meinem Lebensinhalt erkoren, - und habe damit aus meiner Sicht nicht nur enormen Erfolg gehabt, sondern dabei auch mich selbst gefunden.
Dieser Tradition bin ich bewußt gefolgt im Sinne Goethes : "Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen." Natürlich mit dem Zusatz versehen, dass Dir schon ein signifikanter Strich angeboren sein muß, bevor Du diesen dann über Jahre verfeinern kannst.
Besonders in meinen letzen Werken, den EROTICA, habe ich jetzt eine erstaunliche Meisterschaft erreicht, - auch für mich erstaunlich, hatte ich doch die ganze Künstlerei schon einmal für beendet erklärt -, und ich danke dem Unerforschlichen, dass ich so lange leben durfte, um noch diese späten, vollendeten Zeichnungen erschaffen und den Genuß des Zeichen-Rausches weitere Jahre erleben zu dürfen.
Die Obsession dieses STRICH-Wahns hält ungebrochen an, treibt mich weiter und weiter, und wenn ich mich im Gewirr meiner Linien verliere, in einem stundenlangen FLOW, dann überkommt mich ein derart andauerndes Glücksgefühl, dass ich mir wünschte, niemals aus dieser Trance zu erwachen.
Nein, ZEICHNEN ist keine Arbeit, sie ist pures Vergnügen, reines geistiges HEROIN, - und ich wundere mich immer, wenn irgendwelche selbsternannte Galeristen die Werke ihrer Künstler als neueste "Arbeiten" anpreisen. Und nein, ich hab mein ganzes Leben nie "gearbeitet", höchstens das tägliche Waschen meiner Pinsel könnte man in diese Kategorie "Arbeit" einordnen, aber der Entstehungs-Prozess eines Gemäldes, einer Zeichnung, hat nicht das Geringste mit Arbeit zu tun. Es ist der unwiderstehliche Zwang und Drang, zum Pinsel, zum Stift zu greifen, und dem freien Lauf der Inspiration und des Handgelenks zu folgen, das nahezu fremdbestimmt seinen eigenwilligen Kreisen folgt, das kein Kreisen, sondern ein spontanes fast unkontrolliertes Reagieren auf unbewußte Lenkung einer graphischen Eingebung ist, immer dichter und dichter wird, bis sich aus dem chaotischen Gewirr der Linien, ein Thema, eine Figur, eine Komposition ergibt.
Die grausame Wahrheit des angeborenen Talents ist mir bei jeder einzelnen Linie bewußt. In tiefer Demut danke ich täglich meinem Schöpfer für das Unerklärliche, und es ist schmerzhaft, zu erkennen, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen kaum irgendwelche nennenswerten Begabungen besitzt, die so hervorstechend sind, dass man ein erfolgreiches Leben darauf aufbauen könnte. Mir war diese Gnade vergönnt, und mein ungläubiges Staunen ob dieser Tatsache, durchzieht auch heute noch, nach so vielen Jahrzehnten, mein tägliches Leben.
Dies meine Einleitung zu meiner Zeichnung "Girl in bathroom", und was das Ganze mit der TACHO-Nadel eines ALFA-ROMEO zu tun hat, erläutere ich Dir in den folgenden Zeilen.
Wie Du ja weißt, ist eine "große Zeichnung", und das möchte ich nicht allein auf das Format beziehen, ein einzigartiges PUZZLE, zusammengesetzt aus Tausenden von Linien, die dann in Ihrem harmonischen Zusammenklang ein "großes Ganzes" ergeben sollen, die dann vom Betrachter als "Einheit" wahrgenommen wird.
Bei so einem komplexen WERK verhält es sich wie bei der Konstruktion eines Autos :
Bei Frauen, so wird oft kolportiert, reduziert sich der Kauf eines neuen Autos meist auf 2 Komponenten : FORM und FARBE. Und diese beiden Komponenten kennen nur ein einziges Adjektiv : schön.
Vereinfach ausgedrückt : Schöne FARBE, schöne FORM, - Auto gekauft !
Der normale Technik-interessierte Mensch, egal ob Mann oder Frau, hat aber irgendwie, zumindest rudimentäre Vorstellungen von einem BENZINER oder DIESEL, nämlich, dass es da drinnen einen MOTOR gibt, eine KUPPLUNG, bequeme SITZE, BREMSLICHTER und ein RESERVE-Rad.
Die nächste Stufe ist dann der MECHANIKER, der auch mal einen ganzen Verbrennungs-Motor auseinandernehmen und auch wieder zusammenbauen kann, und der auch die Einzelteile kennt, die in ihrer Summe dann das ganze Vehikel zusammenhalten.
Und jetzt kommen wird zum eigentlichen Kern der Sache, dem völlig unbekannten KONSTRUKTEUR, der in monatelanger Detail-Arbeit den Kotflügel formt, oder die TACHO-Nadel des ALFA-ROMEO designt.
Niemand kennt seinen Namen, niemand kennt sein Gesicht, - und ich glaube, nicht einmal deren Ehefrauen wissen, was ihr Bester den ganzen Tag so WIRKLICH macht. Ich glaube kaum, dass er sich zum Dinner hinsetzt und seiner Liebsten erzählt : "Heute habe ich die untere Rundung der TACHO-Nadel für unseren neuen ALFA etwas SCHMÄLER gemacht.", obwohl er den ganzen Tag um das optimale Outfit des Tachos gekämpft hat.
Nein, ich glaube nicht, dass so ein Gespräch zwischen Mann und Frau öfters geführt wird. Wohl eher unter seinen Spezis im Zeichenstudio, wo der Chef-Designer dem Namenlosen über die Schulter schaut und sagt : "Ja, gut geworden, Deine etwas SCHMÄLERE Tacho-Nadel, - wirklich SEHR elegant." Ein beiderseitiges Nicken, und schon geht's weiter.
Nun, ich fühle mich solchen Leuten verwandt, verbunden, geistig nahe, - nur dass ich beides gleichzeitig bin : Der Designer UND der Chef-Designer in seiner Kontroll-Funktion. Und wenn wir beide in einer Person gemeinsam nicken, dann kann man es stehenlassen, und von der KLOBRILLE meines "Girl in bathroom" zu den schwarzen Schuhen, den roten Strümpfen oder dem grünen Handtuch weiterwandern, das die Brüste des Mädchens schamhaft bedeckt.
Und dann all diese großen Fragen an ein niemals antwortendes Universum :
"WO, bitte, soll die unvermeidliche KATZE sitzen ? Auf der Klobrille, auf dem Fensterbrett, auf dem Boden um ihre Beine schleichen, - oder doch auf dem SPÜLKASTEN ?" Ich habe mich dann für Letzteres entschieden . . .
Hm, und dann die Blumen auf dem Fensterbrett. Nun, ich bin nicht gerade als BLUMEN-Maler bekannt, und so ließ ich meiner Fantasie und Intuition freien Lauf, - und fand es gut. Doch dann tauchte meine äußerst Blumen-kompetente Frau auf und befand : "Undefinierbar, Dein Blumen-Gemüse auf dem Fensterbrett, - aber den blauen Blumentopf, den hätt ich gern, - schau Dich mal um !" Aber es war bereits zu spät. Wir alle müssen jetzt mit diesem undefinierbaren rosa-grünen Gewächs weiterleben. Wenigstens ist es unvergänglich, wird niemals welken, denn es sind nur bunte Striche auf hellem Hintergrund . . .
Und fast hätte ich vergessen, dass ich die gespiegelten Blumen im Badezimmer-Spiegel SEITENVERKEHRT darstellen muss ! Oh Gott, nicht daran denken, wenn mir dieser Fehler mein ganzes Bild ruiniert hätte ! Noch mal Glück gehabt, - in letzter Sekunde die wichtige, richtige Erkenntnis : Spiegelung - seitenverkehrt !
So arbeitet man sich von BILD-Segment zu BILD-Segment weiter, bis das ganze Werk von Strichen durchzogen ist wie die riesigen Pilz-Geflechte in unseren feuchten Wäldern, die ein niemals gesehenes und absolut unvorstellbares Netzwerk bilden, wogegen das ganze FACEBOOK-Network gerade mal wie eine unbehofene Kinderzeichnung wirkt.
Aber all das geht am "normalen Betrachter" in völliger Unkenntnis vorbei. Woher sollte er es auch wissen ?
Der durchschnittliche und ungeübte Galerie- oder Atelier-Besucher reagiert wie die erstgenannte Autokauf-Tussi : "Schönes Bild, schönes Thema, - Ding gekauft!"
Ich persönlich habe festgestellt, man sollte bei der "Erklärung" eines Bildes, bei der Präsentation eines Werkes im Atelier oder einer Galerie, einer Kunst-Messe, gar nicht so sehr ins Detail gehen, weil dadurch dieser unerklärliche Nimbus, ja, das Mysterium eines neu geschaffenen Kunstwerks verloren gehen kann. Denn jedes echte Kunstwerk ist ein Mysterium, - unerklärlich WARUM es entstanden ist, warum es so aussieht, wie es aussieht, - und warum es dort endet, landet, wo es heute wohnt !
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es ratsam ist ein freundliches Gesicht zu machen und zu SCHWEIGEN ! Nach ein paar Minuten fixiert der geschätzte Besucher wie von Zauberhand sein Interesse auf genau Eines der 20 ausgestellten Bilder, und es deckt sich in den seltensten Fällen mit jenem Werk, das man dem Betrachter in seiner eigenen Vorstellung (des Künstlers), dem potenziellen Käufer, zugedacht hat. Man möge sich merken : Niemand weiß, warum ein bestimmter Mensch bei einer größeren Auswahl von Gemälden oder Zeichnungen auf ein ganz bestimmtes Werk reagiert, - und auf die anderen genau NULL ! Und als erfahrener Verkäufer weiß ich natürlich : Versuche NIEMALS, den Kunden von seiner Erst-Entscheidung abzubringen, - ganz im Gegenteil, fokussiere Dich AUSSCHLIEßLICH auf die vom Käufer getroffene Erst-Wahl, alles andere ist verlorene Liebesmüh, - außer der besagte Interessent ist noch nicht am Ende seines Geldes, - und wenn sein Kauf-Rausch blitzschnell als ungebrochen analysiert wird, so kann man dessen Blicke weiterwandern lassen, und mit wenigen Worten auf Gemeinsamkeiten des Erst-Kaufs mit einem anderen Werk hinweisen, das ähnliche Charakteristika aufweist wie der erste rote Punkt.
Ist er dann erfolgreich materiell ausgeplündert, aber ästhetisch zutiefst befriedigt, ist es ratsam, sich unverzüglich in ein hübsches Reataurant zu begeben, um die getätigten Käufe zu feiern, zu begießen, und mehrmals darauf hinzuweisen, dass der Kunde die bestmögliche Wahl getroffen hat, was ja auch meist der Wahrheit entspricht.
Das Epizentrum und die ultimative Frage eines in die Tiefe gehenden Verkaufsgespräch ist immer : "Wollen Sie wirklich ohne dieses Bild weiterleben ? Sie wissen, es kann in der nächsten Stunde weg sein, und dann werden Sie sich ein Leben lang die Frage stellen müssen : WARUM habe ich dieses WERK nicht spontan GEKAUFT ! Wollen Sie das wirklich RISKIEREN ?" Nein, will der geneigte Käufer in seinem neuen Bild-Liebes-Rausch natürlich nicht. Nie und nimmer.
Natürlich ist mir als seismographischem Künstler und jahrzehntelang geübtem Tiefen-Psychologen bewußt : Dieser Mensch hat ALLES, er wurde reich und hoffte dadurch glücklich zu werden, - und er wurde auch relativ glücklich, aber nicht ultimativ, - und jetzt steht er da, vor meinem Bild, einsam in seiner Seele, und auf der Suche nach letzter Erfüllung, und da er alles hat, bleibt nur mehr die Kunst, in der er sich verlieren möchte, um endlich jenen irdischen Himmel zu erreichen, der ihm oder ihr in den Märchen seiner vorlesenden Mutter fast mühelos erreichbar schien.
So entstehen und entstanden Kunstsammlungen von unschätzbarem Wert und epochaler Bedeutung. Das wiener Ehepaar Leopold, mit seiner einzigartigen Schiele-Sammlung, sei hier nur als bedeutendes Beispiel erwähnt.
Doch zurück zu unserem Kunst-Geschäft, dem doppelt notwendigen Deal, einerseits für den Künstler, um sein nächstes Werk zu realisieren, und andererseits für den Sammler, der seinen Schmerz über den Zustand der Welt und auch sein persönliches Schicksal lindern möchte. Kunstkauf ist oft ein Akt der Betäubung, ähnlich der Einnahme eines Barbiturates, das die Menschen zumindest für einige Zeit vom entsetzlichen Anblick auf diese Welt erlöst, der vor allem für sensible, wohlhabende Charaktere eine dauerhafte Belastung ist, denn diese Welt ist nur in unmittelbarer Umgebung und Nähe wirksam zu beeinflussen, - und nicht einmal da, kennt doch jeder unzählige Geschichten gescheiterter Familien, Beziehungen, oder durch Drogen verlorene Kinder, - auch aus den allerbesten Kreisen.
Also : Bitte KEIN WORT gegenüber dem neuen Bild-Besitzer, dass das ganze Gepinsel und Gestrichel eine blanke Schinderei war, dass dieses verdammte Bild den Künstler bis zur Weißglut gepeinigt hat, bevor er es vollendet hat, dass er nach den ersten 7 Stunden weinend auf dem Perser-Teppich lag, sich die Haare raufte und vor Erschöpfung gezittert hat, wie ein Wimbledon-Sieger nach seinem 5-Satz-Match.
Nein, bitte, KEIN WORT davon, lächeln und so tun, als wäre es das Leichteste auf der Welt, keine Rede von all den Flüchen und dem virtuellem oder tatsächlichen Pinsel-Schmeissen (an die Wand, - nicht auf das Bild), von anfänglich vermurkstem Kolorit oder zu großen Füßen wie beim "Girl in bathroom".
Lächeln, schweigen, nicken, - das Geld gezählt in Deiner Tasche, und Deine Gedanken längst beim nächsten Werk, das gerade in Deinen ausufernden Fantasien konkrete Gestalt anzunehmen beginnt, - das ist der sich ewig weiterdrehende Kreislauf des dekadenten Bohemian-Künstler-Daseins, - und das ist es, was die Magie und Anziehungskraft dieser kreativen Lebensform ausmacht. Ich bin ein noch lebendes Beispiel dieses nie endenden Strudels, der mich an eine Super-Nova in den unendlichen Weiten des Universums erinnert.
Und an dieser Stelle sei auch an den unvergleichlichen Friedensreich HUNDERTWASSER erinnert, der dutzende bedeutende Spiralnebel gemalt hat und der den außergewöhnlichen und philosophisch bedeutsamen Satz geprägt hat : "Eine gerade Linie ist der Tod."
Und so beschließe ich das kurze Essay über mein "Mädchen im Badezimmer", obwohl es darob noch viel zu berichten gäbe.
Noch ein letzter Gedanke an den kürzlich verstorbenen Hermann Nitsch : 2 Absätze weiter oben schrieb ich über den Wunsch, die Pinsel an die Wand zu schmeissen, wenn sich ein Werk in seiner Entstehung querlegt, sich widerständig zeigt, nicht zu jener Qualität und technischen Reife abheben will, zu der man fähig ist und ohne die die Glücks-Hormone nicht zu sprudeln beginnen wollen. Vielleicht hat NITSCH diesen FRUST zu seiner persönlichen KUNSTFORM erhoben und dann nicht nur die Pinsel an die Wand geknallt, sondern auch die Farbtöpfe gleich hinterher geschmissen, - und dann im Akt seiner kreativen Zerstörung erkannt : "DIES sei von nun an MEINE KUNST."
Bei genauerem Nachdenken über die seltsame und sehr eindimensionale Kunst NITSCHs (Schüttkunst), erscheint mir dieser Gedanke der Entstehung seines STILS nicht unwahrscheinlich . . . Er möge in Frieden ruhen !
Genug der Worte für heute, meine liebe Freundin, und auch genug des Weihrauchs für mich selbst !
Es grüßt Dich Deine nimmermüde Plaudertasche - Hugo Josef Kritzelflink
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Mein Gesamt-Werk umfaßt :
ca.300 Gemälde / Paintings
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Hugo Heikenwaelder
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Ein kleiner Teil meines WERKES ist in diesem BLOG zu sehen.
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Girl in bathroom
Sweet Sixteen
Ach, meine liebste Freundin, ich sag’s Dir : Auch die späten Jahre haben ihre Schönheiten . . .
Neulich las ich die Worte eines unbekannten Literaten, der meinte : „Dem Alter bleibt nur mehr die SINNLICHKEIT und die TODESFURCHT.“ Nun die „Todesfurcht“, die mich in meinen sehr jungen Jahren als Teenager oftmals geradezu gelähmt hat, ist praktisch völlig verschwunden, und in eine fatalistische Gelassenheit übergegangen, die mir die Tage leicht und das Sein erträglich macht. Ich war da, auf dieser Welt, hab alles gesehen, - es gab Gutes und Fürchterliches, ich hab daraus gemacht, was mir möglich war, und gehe, letzten Endes, in Frieden von diesem Planeten.
Und was die „Sinnlichkeit“ betrifft, so ist sie etwas verklärt Vergangenes, doch in ihrer Sehnsucht ungebrochen. Es ist die Sinnlichkeit der Erinnerung. Und es ist mir, - durch den Willen des Unerforschlichen -, gegeben, diese auf meine Weise zu visualisieren.
Das Schöne am Alter ist : Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, ich kann tun und malen / zeichnen, was ich will, ohne Rücksicht aufs Geld-Verdienen oder eine verkaufbare Thematik.
Frei von allen Zwängen, in sehnsuchtsvoller und schmerzvoller Erinnerung an die genossenen Sinnlichkeiten, und im Angedenken meines ungebrochenen Voyeurismus, der mein Leben reich und glücklich machte, kann ich heute meine bunten Stifte zwanglos über meine weißen Blätter gleiten lassen, jeder spontanen Eingebung folgen, und aus dem magischen Unterbewußten meinen erotischen Phantasien jedweden möglichen Raum geben.
Im Anhang findest Du nun mein neuestes WERK "Sweet Sixteen", zu deutsch das „Mädchen mit Katze“, das ich in den letzten Tagen genußvoll erschaffen habe, und das mich innerlich äußest befriedigt, ist es doch eine klassische, erotische und vorallem voyeuristische Männer-Phantasie, die jeglicher political Correctness entbehrt, - anregend, provokant, mit der unausgesprochenen Frage, wie es nach dieser intimen Moment-Aufnahme in den nächsten Minuten wohl weitergeht ?
Es ist gar nicht so leicht, einen wirklich privaten Moment einer jungen Mädchenseele einzufangen, der einerseits eine erotische Phantasie darstellt und andererseits nicht völlig ins Pornographische abgleitet.
Meine Intention war es, eine äußerlich relativ harmlose Darstellung zu generieren, (mehr als zwei flache Brüste eines weiblichen Teenagers sind ja eigentlich nicht zu sehen, - da hat RUBENS ganz anders geklotzt), und andererseits aber die Vorstellungkraft des Betrachters anzuregen. Der ekstatische Gesichtsausdruck des Mädchens, das Geschnuffel des dunklen Katers (das BIEST), das dem ganzen einen Kontrapunkt liefert und auch den Geruch erahnen läßt, und dann die BANANE, von der man nicht weiß, ob sie nicht in Kürze zum Einsatz kommen wird . . .
Dankbar innerhalb des Bildes auch das satte KOLORIT : Das blaue Fenster, die grüne Polsterwand, der goldene Polster zur Abschirmung, das rötliche Haar, das orangene Shirt, das rosa Höschen, der rote Mund und das Gelb der Banane, - das hat was ! Es gibt dem Werk die Sättigung und farbliche Komplexität, um eine optische und ästhetische Befriedigung zu erzielen, - wie es meine Absicht, ja meine Lebensaufgabe ist. Ich finde es sehr wirkungsvoll. Man will ja nicht irgendein belangloses BILD malen, - sondern einen HIT landen. Nur darum geht es.
Das ganze Gestrichel ist natürlich eine Wahnsinns-Arbeit und ein ungeheurer Aufwand, denn anfangs hast Du ja nur ein leeres weißes Blatt und jede Linie will erstmal gezeichnet werden. Durch den angeborenen STRICH, den man nicht "lernen" kann, (entweder man hat ihn, - oder eben nicht!), kriegt das Ganze natürlich einen gewissen (erwünschten) SOUND, eine Signifikanz, ein Alleinstellungs-Merkmal, das nachzumachen absolut unmöglich ist. Dazu noch die Thematik des EROS, heutzutage völlig verpönt, und politisch inkorrekt.
Mit meinen EROTICA habe ich wohl die Meisterschaft meiner Zeichenkunst erreicht, und es wird schwierig sein meine Zeichentechnik noch weiter zu steigern. Der Reiz dieser "erotischen Kunst" liegt im Unausgesprochenen, im feinen Detail. Der Rest ist Kopfkino und jeder macht damit, was er will. Dem Zeitgeist entsprechend wird sich zwar jede echte gendernde Feminstin darüber aufregen , aber wie Du ja weißt, das Geplärre des Mainstreams ging mir schon immer am Allerwertesten vorbei.
Ich hoffe auf Deine wohlwollende Wahrnehmung, wenn Dein jungfräulicher Blick auf das brandneue Werk mit den vielen bunten Linien fällt, und hoffe, dass es Dir, als meiner seelischen Intim-Freundin, gefallen möge, bist Du doch die Spezialistin, was das tiefe Unbewußte angeht, und fähig, das weite Land der unerforschten Psyche zu durchwandern.
Glückseligkeit bedeutet, das innere Erleben mit seiner Lebensführung in Einklang zu bringen. Und in den letzten Tagen, während dieses fiebrigen Schaffens-Prozeses, war ich in einem solch harmonischen Zusammenklang zwischen meinem unausgesprochenen ICH und meinem realen SEIN, kritzelnd im Fauteuil, den Kater auf der Schulter, dass ich nach Fertigstellung des Werkes eine Träne verdrückte über meine späten, glücklichen Tage . . .
Du bist eine der Wenigen die mein neues Oeuvre zu sehen kriegen, da es doch das sehr private voyeuristische Moment meiner verschwiegenen Seele entblößt !
Dein seelen-verwandter Freund - Hugo Josef Kritzelflink
Nochmal die LINKS :
ALBUM – Erotica :
ALBUM – Erotica
BILD : Dreaming Beauty
Sweet Sixteen
P.S.: Du hast ja sicher bemerkt, dass die aktuelle bildnerische Kunst, so eine großflächige, nichtssagende, oft abstrakte Hallen-Kunst ist, die man bei großen Versicherungen, Banken, Hedgefonds oder Hotels in die HALL hängt. Eine Kunst an der man vorübergeht, die keinerlei Erinnerung oder emotionale Spur im Betrachter hinterläßt, die nur dazu da ist, eine größere Fläche irgendwie zu füllen, damit das Ganze nicht so nackt und öde aussieht, und man den eintönigen Charakter einer oft langweiligen Architektur verbergen kann. Austauschbar und ohne individuellen Wieder-Erkennungswert.
Meine Kunst, meine ZEICHNEREI, ist auf jeden Fall das GEGENTEIL davon : sehr individuell, intim, privat, persönlich, eher klein-meisterlich im Format, - und auf alle Fälle zum INNEHALTEN, wenn man fähig ist zu erkennen, was sich hier ein Künstler in diesen kollektivistischen Zeiten herausnimmt und einfach dem absolut Individuellen fröhnt.
In Zeiten wie diesen ist das ja bereits tatsächlich eine PROVOKATION. Nicht einmal auf FACEBOOK kannst Du so etwas noch veröffentlichen, denn alle kreischen dann sofort los und schreien ME-TOO und "Nippel-Gate" ! Das Fratzenbuch hat nämlich jetzt ein "Busen-Verbot", nackte Brust = Horror, - wird sofort gelöscht, und die Zukunft geht ohnehin in Richtung BURKA. Ob Elon Musk als neuer Besitzer von TWITTER da wohl gegensteuern kann ? Ich wage es zu bezweifeln . . .
Allerdings die reine PORNOGRAPHIE ist auch keine Lösung : Immer gleiche Abläufe, oft abstoßend in ihrer grausamen Realität und Körperlichkeit, - ohne Seele und Story, - schnell abgenutzt und auf Dauer langweilig.
Und die großen Regisseure trauen sich schon lange nicht mehr ran, an die Abgründe des zutiefst PERSÖNLICHEN, die Intimität des völlig PRIVATEN, und die großen Kino-Stars lassen sich bei delikaten Szenen ohnehin nur mehr doubeln, um in der Öffentlichkeit und auch zu Hause keinen Ärger zu kriegen.
Wo sind sie nur geblieben, die großen LITERATUR-Verfilmungen von "Dr.Schiwago" bis zu Fellinis "Casanova" ? Wie schrieb doch PROUST, mein Einziger, mein Liebling, so klug : "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit . . ."- Gerade mäandere ich wieder mal durch sein monumentales Romanwerk "Im Schatten junger Mädchenblüte", (Was für ein GRANDIOSER Titel !), dem zweiten Teil seiner "Suche . . .", diesem Leselabyrinth von gigantischen Ausmaßen.
Meine Liebe, - WIR hatten die besten Jahrzehnte ! WIR wissen es !
Anyway, mir gefällt's gerade sehr, was ich mache, - vor allem, um all den Irrsinn von Krig und Corona zu verdrängen. Wenn ich da sitz, mit meinem Stift in der Hand, und völlig ungebremst in einem rasenden Automatismus meine Linien ziehe, vergesse ich alles um mich herum, und versinke in einem stundenlangen FLOW, aus dem ich gestärkt wie nach einem heißen Bad innerlich aufgewärmt erwache, und ein tiefes Gefühl der ästhetischen Befriedigung durchzieht meinen Geist und meine Seele. All das ist UNVERZICHTBAR in einer völlig pervers gewordenen Zeit wie dieser.
In diesem Sinne, meine liebe Freundin, vergiß all die Scharlatane, die Wichtigtuer, die meist von Geld, Macht und Aufmerksams-Defiziten angetrieben sind, und etwas hinterherhecheln, was völlig überbewertet ist : PRESTIGE !
In den späten Jahren erkennt man, was wirklich wichtig ist, (das wahre SEIN und die Einzigartigkeit seiner unverwechselbaren Individualität), und was Schall und Rauch ist, - und völlig vergänglich und nicht wert, sich darum zu kümmern. Bevor ich mir übrigens die öffentlichen Medien antue, bürste ich meine Katzen lieber noch eine Viertelstunde länger. Schluss damit ! Totaler MÜLL, und morgen schon Schnee von gestern. Warum sich etwas ansehen und sich die Zeit stehlen lassen, von etwas, das in wenigen Stunden schon keinen mehr interessiert ? Da lass ich es lieber gleich und begebe mich in die noch unbetretenen Pfade meines Unterbewußten, auf dass daraus neue Bildwerke entstehen mögen . . .
In diesem Sinne, meine Liebe, werde ich Dir hoffentlich bald neue Bilder aus dem Urgrund meiner Seele übermitteln können, - in dankbarer Lebens-Freundschaft, - Dein Hugo Josef Underground
P.P.S.: Über CORONA konnte man noch CARTOONS zeichnen, - bei den derzeitigen Leichenbergen in der Ukraine verbietet es sich mir, darüber irgendwelche Scherze zu machen. Darum der Rückzug in die Thematik des Privaten und Persönlichen : eine Flucht ins Innerste, um den ganzen Irrsinn unserer Zeit zu verdrängen.