About Hugo Heikenwaelder

Mein Gesamt-Werk umfaßt :
ca.300 Gemälde / Paintings
ca.200 Aquarelle / Watercolours
ca.1000 Zeichnungen / Drawings
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KONTAKT
Hugo Heikenwaelder
Tel.: +43 676 433 44 33
Email : heikenwaelder@aon.at
Ein kleiner Teil meines WERKES ist in diesem BLOG zu sehen.
Danke für Ihr Interesse und Ihren Besuch.

"Girl with Gramophone" - Bild-Komposition

Meine liebe Freundin, da Du ja selbst zu den großen Architekten und Kompositeusen zählst, kannst Du ja problemlos meine Kompositions-Linien nachvollziehen, - siehe Bild im Anhang !

Das "Girl with Gramophone" ist für mich der Inbegriff einer perfekten Komposition, und ich werde Dir die Details jetzt erläutern, - und Du wirst auch verstehen, dass fast alle wirklich großen Maler Männer waren, in Bezug auf ihre absolut einzigartigen Kompositionen.

1. Die ganz rechte, rot-violette Kompositionslinie beginnt unten beim linken Schuh und führt dann über das Beistell-Tischchen, über die Stehlampe nach oben, wo sie dann in die Horizontale einbiegt und der rechten oberen Ecke von Tapete und Türe durch ihre Rundung die Härte nimmt, bevor sie sich dann geradlinig durch die Fläschchen-Reihe fortsetzt.

2. Die ganz linke, rot-violette Kompositionslinie beginnt in der Chaise-longue, macht dann eine schöne Biegung nach oben setzt sich in der Säule und im linken Vorhang fort und zieht sich dann über die Biegung der Orchidee von links in die horizontale Fläschchenreihe rein. Und der linke Vorhang nimmt der linken oberen Ecke seine Schärfe.

3. Im roten Linien-Stern erkennt man ganz deutlich das Bild-Zentrum, das genau zwischen den Augen des Mädchens liegt. Es führen mehrere Linien dorthin, - zuerst mal links die Tapetenkante, direkt zwischen die Augen, auch die schräge, seitliche Türlinie, die auch auf die Katze weist, und auch die Tür-Senkrechte zielt genau auf den Mädchenkopf. Auch der rechte, geschwungene Vorhang führtt mit seiner Kante direkt ins Zentrum. Aber auch die Rückenlinie des Girlys, beginnend in der rechten Socken-Spitze führt perfekt zum Bild-Zentrum, wie auch der dünne, weisse BH-Träger, und die zweite beim linken Knöchel beginnende Arm-Linie.

4. Einen schönen Bogen bildet auch die imaginäre Linie von Säule mit Vase zum Gramophon-Trichter mit dem Gesicht des Mädchens als Höhepunkt und dann abfallend zur Katze, was dem Ganzen ebenfalls eine aufstrebende Richtung gibt. In blau eingezeichnet.
Im Vordergrund habe ich die runden Elemente gruppiert : Säule (ovale Fläche mit Orchidee drauf), Grammophon-Trichter, Mädchenkopf, Mädchen-Popo, Stehlampe, - alles Dinge, die dem Weiblichen entsprechen, - und im Hintergrund die eckigen Elemente : Fenster, Türe, Wände, Fussboden, die das Männliche repräsentieren.
Wichtig ist, dass beide Elemente ausgewogen im Bild vorhanden sind, sonst entsteht ein Ungleichgewicht, sodass es entweder zu kitschig (rund) wird, oder zu eckig (rein architektonisch) wirkt.


5. Die Gegenstände sind eher zeitlos-antiquiert, bis auf die Stehlampe, die im Modern-Style gehalten ist und eine stilistische Dissonanz herstellt, aber ich habe diesen Harmoniebruch bewußt in Kauf genommen, weil ich den Lampen-Bogen brauchte, um die rechte obere Ecke zu entschärfen. Zuerst hatte ich dort KEINE Lampe, sondern ein Bild an der Wand, zuerst ein unpassendes eckiges, dann ein länglich ovales, das besser gepaßt hat, aber die Lampe nahm ich dann doch lieber, - erstens wegen des Licht-Effekts und zweitens wegen des kräftigen Gold-Tons und des farb-komplementären Lampen-Gestells (blau), das mehr Kontrapunkt in die rechte Bildhälfte bringt, als ein Bild-im-Bild. Der Perserteppich ist vielleicht der schwächste Teil des Bildes, aber erstens hatte ich schon keine Lust mehr die Sache zu verfeinern, und zweitens fiel mir auch dazu keine wirkliche Alternative mehr ein. Die Komposition hat mich echt "angestrengt" und irgendwann war's dann auch genug.

6. Wichtig ist auch, was ich NICHT gemacht habe : Zum Bsp. keine High-Heels oder exklusive Schuhe sondern ganz normale Treter für das Girly, auch war das Bild genug "angeräumt", sodass ich mir noch eine Schultasche oder ihr Kleidchen versagte. Es wird schnell zuviel mit den vielen Objekten, und ich wollte ja auch kein "Suchbild" erschaffen. EINEN Trick hab ich mir aber erlaubt : Ich habe mir das wahnsinnig aufwändige und zeitraubende Malen der Hände und Füße erspart, indem ich dem Girly einfach weiße Socken überzog, und die linke Hand im Schoß verbarg,- die rechte Hand blieb einfach unsichtbar hinter ihrem Körper versteckt. Das hätte dann nochmals 2 Tage gedauert und wäre womöglich schief gegangen, schließlich bin ich nicht REMBRANDT oder EGGER-LIENZ, sondern nur ein obsessiver Kleinmeister, dem nach 3 Wochen die Lust vergeht, - (ist das schon zu lang) !

7. Auch kaum sichtbare psychische Elemente hab ich eingebaut : Die perfekt angeordneten Parfum-Fläschen, die das Prinzip der ORDNUNG manifestieren einerseits, und optisch oben, - und die schlampig hingeknallten Schuhe, die das Prinzip UNORDNUNG repräsentieren, optisch unten, - und dazwischen, das ertappte Mädchen, (wie Du richtig geschrieben hast), dazwischen, zwischen Chaos und Ordnung, und im geistigen Bereich zwischen bravem Schulmädchen und sich ankündigender sexueller Erregung andererseits.

8. Das Schwierige an meinen EROTICA-Bild-Findungen ist die Balance zwischen gerade noch Tolerierbarem und Pornografischem. Klar ist : PORNO geht GAR NICHT, aber BANAL geht auch nicht. Natürlich muss ein eideutig erotisches Element vorhanden sein, sonst ist es ja kein EROTICUM. Andererseits verbietet es sich, primäre Geschlechts-Merkmale zu zeichnen, denn dann wirst Du gleich in eine Schublade gesteckt, und, das weißt Du ganz genau, - aus dieser Zuschreibung kommst Du NIE WIEDER raus. Und obwohl auf keinem einzigen meiner EROTICA auch nur IRGENDWAS zu sehen ist, hat mir mein Arzt und Kunstsammler-Freund sofort die Freundschaft gekündigt. Denn das, was ER sieht (bzw.seine Frau) existiert ausschließlich in seiner Vorstellungskraft und definitiv NICHT auf dem Papier.
Und dann noch diese vollkommene IDIOTIE, wenn ein Mensch einen Maler mit seinem Bild völlig identifiziert. Der glaubt wohl auch, wenn ein Schauspieler einen Serienmörder spielt, dass dieser im wirklichen Leben AUCH ein Serienmörder sei ! So ein SCHWACHSINN.

9. Malerei ist nicht nur Kunst, sondern immer auch Dekoration und Entertainment. Jeder weiß es : Die Menschen wollen unterhalten werden. Es gibt nur ZWEI Verbrechen in der Kunst. Einmal das NICHT-KÖNNEN, und zum Zweiten : LANGEWEILE. Wobei Verbrechen Nr.2 das Schlimmere ist, weil Viele das Verbrechen Nr.1 gar nicht mehr beurteilen können, weil das Handwerkliche jegliche Relevanz verloren hat, - in derart dekadenten und kaputten Zeiten wie heutzutage. Schade aber unabänderlich.

10. Abschließend will ich aber sagen, dass ich insgesamt mit dem Bildwerk sehr, sehr zufrieden bin, ich habe absolut ALLES gegeben, zumindest, was die Komposition betrifft, besonders der Gesichts-Ausdruck scheint mir gelungen, (wie Du ja ebenfalls bemerkt hast) , - und dem Kater lass ich natürlich die Zunge raushängen, denn ER bin ICH in meinem VOYEURS-Versteck. Tja, so bin ich nun mal: Zum Malen befähigt, aber moralisch und politisch völlig inkorrekt.

Soviel für den Moment, meine liebe Freundin, - jetzt kann ich nicht mehr und leg mich im Garten in den Liegestuhl, umgeben von meinen 3 Katern FLAUSCHI, LINUS und MILO, in der Hoffnung, dass mir Silvia bald Kaffee und Kuchen bringt.
In diesem Sinne, meine Liebe, verbleibe ich - Dein erschöpfter - Hugo von Kann-nicht mehr