"Ein seltsames Paar" - Zeichnung von Hugo Heikenwaelder
Heute, liebe Freunde, präsentiere ich euch mein neuestes Werk mit dem Titel : „Ein seltsames Paar“ (in Farbe)
Man sieht sie überall, - in den Cafés, den Restaurants, beim Heurigen, aber auch im Kino, im Theater oder bei Konzerten : "Seltsame Paare". Und ich rede jetzt nicht vom vielzitierten "Mysterium der Liebe", sondern von noch etwas Gewichtigerem, etwas Unerklärlichem, einem Tabu : der "Bestimmung".
Hier die Variante Farbe !
Es gibt sie, die Bestimmung, für einen besonderen Menschen, das ist gewiss, - und nur wer sie erlebt hat, kann wirklich darüber reden.
Freunde sagen dann oft : "Er hat sie gesehen, - und es war um ihn geschehen !", oder : „Die beiden haben sich gesucht und gefunden !“. Danach war er ein Anderer.
Eine Frau gestand mir : "Schon bei der ersten Begegnung wußte ich, - er wird's wohl werden . . .".
Und Männer berichteten mir von unfassbaren spontanen Erkenntnissen mit den Worten : "Sie oder keine." Von einer Sekunde auf die andere.
Und manchmal erzählen Leute nach 60 Jahren Ehe : "Jo, der Franzi, - wissen's, es hat nie an Andern gebn." Und alte glückliche Männer zwinkern : "Mei Frau, die Hanni, und I, mir ghörn zsamm, es war immer so ! Da gibt's nix."
Da gibt es kein Infrage-stellen, da gab es auch kein Überlegen, keinen Zweifel, nichts, - da gab es nur das Eine, das Unausweichliche, das "füreinander bestimmt sein".
Ein ziemlich fanatisch religiöser Mensch, den ich kenne, spricht immer von den "Suchenden", den "Verirrten", die "ihren Weg noch nicht gefunden" haben. Diese interessieren mich aber heute gar nicht.
Und hier die Zeichnung in Schwarz-Weiss !
Heute erzähle ich von den früh Ahnenden und sehr bald Wissenden, von der sogenannten "Bestimmung". Meine Eltern wollten, dass ich Anwalt werde, oder Notar, Richter, Arzt oder Ingenieur. Schließlich kam ich aus einem bürgerlichen Haus. Doch ich, - was tat ich ? Ich erinnere mich an hunderte Latein-Doppelstunden, in denen ich über schwierigen Texten saß, um sie zu übersetzen, zu entschlüsseln, zu interpretieren. Doch ich nahm von alledem nichts wahr, saß nur da,- gedankenverloren über Ovids "Metamorphosen" gebeugt, - und kritzelte mit meinem roten Kuli endlos und endlose Muster an die Ränder, Ecken und halbleeren Seiten meines Latein-Buches, völlig losgelöst, abwesend und ohne Teilnahme an dem, was rund um mich geschah. Ich verlor mich vollständig in diesen dichten Liniengeflechten, die ich schon als 16-jähriger immerwährend zeichnete, bis aus der Ahnung Gewissheit wurde, und ich begriff : "Das ist mein Leben, das ist meine Bestimmung, das ist mein Flow, mein ganzes Sein". Nichts wurde aus den Wünschen meiner Familie, meiner Lehrer und Vieler, die mir wohl wollten. Es gab keinen ehrenwerten Beruf, es gab nur eines : "Zeichnen".
Es war und ist meine Bestimmung. Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel.
Und manchmal denke ich, es muß es wohl doch irgendwo geben, das "große Buch des Lebens", in dem geschrieben steht, wie es beginnt, verläuft und endet, unser Leben, denn wie sonst hört man immer wieder : "Es kam, wie es kommen mußte !"
In diesem dicken Buch stehen sie drinnen, all die vielen Weggabelungen, die man so sicher, so schlafwandlerisch entschieden hat, um letztendlich dort anzukommen, wo einen die "Bestimmung" hinführen sollte. Sei es zu einem anderen ultimativen Menschen, einem ungewöhnlichen Beruf, einem fernen Land, oder zu einem bestimmten Tier, ohne das einen sein Leben sinnlos erscheinen würde.
All das ist mir, meiner Frau, und vielen anderen Menschen wiederfahren, hat in den Betroffenen ein rätselhaftes Staunen ausgelöst, und endet meistens in der Bemerkung : "Ehrlich, - das kann kein Zufall sein."
Und so schließe ich diesen kurzen Bericht zu meinem Bild "Ein seltsames Paar", dieser Hommage an viele schräge Beziehungen, die täglich passieren, (und die man sich in Ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit nicht ausdenken kann), mit den berühmten Worten unseres Herrn Goethe : "Jeder nimmt das Geheimnis mit ins Grab, wie es ihm möglich war, zu leben."
Euer Hugo von Kritzelflink