"The Visit" - Zeichnung von Hugo Heikenwaelder
Heute, liebe Freunde, präsentiere ich euch mein neuestes Werk mit dem Titel : „The Visit“ - "Der Besuch" (in Farbe)
Liebe Freunde, - heute darf ich euch mein neuestes Werk "Der Besuch" präsentieren.
Natürlich ist es nichts Außergewöhnliches "Besuch" zu bekommen, fast jeder hat irgendeine Tante in Worpswede oder einen armen Onkel aus Amerika, der irgendwann einmal Europa bereist, um seiner Verwandtschaft auf die Nerven zu gehen. Ich aber berichte heute über einen ungewöhnlichen Besucher, mit dem ich viele Jahre befreundet war, und dessen einziger Besuch vor vielen Jahren bei mir einen unvergesslichen Eindruck hinterließ.
Hier die Variante in Farbe !
Sein Name war Wadim Vasiliev, ein Russe, den ich auf einer Party in London kennenlernte, wo ich Mitte der 70-er des vorigen Jahrhunderts 2 Jahre verbrachte. Wadim war seines Zeichens Maskenbildner für Horror-B-Movies und Underground-Theaterstücke. Er war nicht nur Spezialist für blutleere, bläuliche Lippen, hohle Wangen, wirr-strähniges Haar und Spinnweben aller Art, sondern er war auch zuständig für die Bühnen-Gräber, die an der Oberkante der Seitenteile mit Rollen ausgestattet waren, damit die darin liegende lebende Leiche, die darauf liegende Grabplatte leicht bewegen und verschieben konnte, um effektvoll auf der Bühne aus dem Grab zu steigen und dann taumelnd sein Unwesen als Zombi zu treiben. Gerade inszenierte er ein Stück, in dem ein wunderschönes Mädchen von einem rasenden Vampir ausgesaugt und totgebissen wird, - und diese sich dann als bleiche Untote an dem Vampir zu rächen versucht, was ihr letztendlich auch gelingt, und sie dann endlich ihre ewige Ruhe zurück in ihrem Grab findet.
Er war wegen seiner Homosexualität aus Russland weg gegangen und sah sich selbst als heimatloser Zombi, ein willenlos Auferstandener aus dem Reich der Toten, von tiefer Tragik und Melancholie durchdrungen und in ewiger Trauer über den Verlust seiner Heimat. In London angekommen lernte er das Verwandeln von Schauspielern in andere Gestalten und widmete sich später ausschließlich dem Aussehen von Untoten, Vampiren und Zombies.
Und hier die Zeichnung in Schwarz-Weiss !
Und wie gesagt, es war Anfang der 90-er Jahre, - es kam ein Telegramm mit seiner Ankunfts-Zeit an der Straßenbahnhaltestelle nur ein paar Meter entfernt von meinem Atelier. Da ich ihn an diesem Abend nicht selbst abholen konnte, empfing ihn dort meine mollige Freundin Tanja, eine Halbrussin mit einem steirischen Vater. Tanja erzählte mir von dieser ersten, surrealen Begegnung und als sie ihn auf russisch begrüßte, sei er zu Tränen gerührt gewesen.
Wadim wohnte als "Besuch" 1 Woche in meinem Atelier und erzählte stundenlang von seinen Horrorfilmen und Keller-Theatern, wo sich jeden Abend Menschen hinverirrten, um sich zu gruseln und in Angst und Schrecken versetzen zu lassen.
Am Tag seines Abschieds fragte ich ihn, was das Wichtigste im Horror-Film-Genre sei, und er antwortete : "Das Wichtigste in diesem Bereich ist, dass man bei den Aufnahmen nicht das Brett mitfilmt, auf dem das MONSTER montiert ist, denn - wenn die Leute das Brett sehen, dann fangen sie an zu lachen, - und das Lachen ist der ultimative Feind des Grusels !".
Also, liebe Leute, hier der Hinweis des Tages : "Sollten Sie jemals zufällig als Kameramann bei einem Horror-Movie engagiert werden : Achten Sie bitte darauf das Brett auf dem das Monster befestigt ist, nicht mit ins Bild zu bringen ! Das ist schlecht für den Film."
In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Tag und 1 Minute Unterhaltung mit meinem Bild von Wadim und Tanja und Ihrer unvergesslichen Begegnung, abends, bei der Tram-Station.
Ein Bild für die Welt, zu Ehren aller Exzentriker und all jener, die es in Zeiten wie diesen noch wagen, ein solcher zu sein oder gar zu werden.
Es gibt immer Hoffnung auf Verwirklichung seiner Träume, mögen eure Vorstellungen davon noch so abstrus und abwegig sein.
Sogar ich hab das geschafft !
Ich denk an euch alle und euer kompliziertes Leben, soferne ihr überhaupt noch eines habt.
Ihr seid nicht allein - euer - Hugo von Kritzelflink