About Hugo Heikenwaelder

Mein Gesamt-Werk umfaßt :
ca.300 Gemälde / Paintings
ca.200 Aquarelle / Watercolours
ca.1000 Zeichnungen / Drawings
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KONTAKT
Hugo Heikenwaelder
Tel.: +43 676 433 44 33
Email : heikenwaelder@aon.at
Ein kleiner Teil meines WERKES ist in diesem BLOG zu sehen.
Danke für Ihr Interesse und Ihren Besuch.

5vor12

Liebe Freunde !
Heute präsentiere ich euch ein malerisches EXPERIMENT !
Der künstlerische Schaffensprozess hat üblicherweise 3 Phasen : Rohzeichnung - Reinzeichnung - Kolorit.
Das Besondere an meinem heutigen Werk besteht in der Weglassung der Phase 2, der Reinzeichnung !

"5 vor 12" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Die Rohzeichnung oder SKIZZE ist der spontanste, unmittelbarste, manche sagen auch der intimste Ausdruck des Künstlers. In diesem ersten Akt der Zeichnung wird das Thema, das Motiv, die ungefähren Umrisslinien, die Raumaufteilung und die Größenverhältnisse festgelegt. Man nennt es auch KOMPOSITION. Dazu verwendet man meist einen spitzen, harten Bleistift, der sich am Ende wieder leicht wegradieren läßt.
Die darauf folgende REINZEICHNUNG glättet dann die wackeligen und zittrigen Formen der dünnen SKIZZE, präzisiert die Konturen, biegt die Rohzeichnung so zurecht, dass das Motiv klar strukturiert und "formvollendet" in die Phase der Kolorierung übergehen kann.

"5 vor 12" - Rohzeichnung (ungeglättet) von Hugo Heikenwaelder

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Diesmal mache ich es anders : Ich belasse es bei den etwas ungelenken Mäandern der Rohzeichnung, schenk mir die Glättung der zarten Skizze und koloriere direkt das rudimentäre Konstrukt der rohen Zeichnung.
Man sieht dabei einerseits die Ungenauigkeit einer jeden Skizze, die ohne Nachbearbeitung immer etwas unbeholfen wirkt, aber andererseits ist auch für jeden ersichtlich, dass die ersten spontanen und unvermitteltsten Gesten der Urzeichnung eine LEBENDIGKEIT aufweisen, die der überarbeiteten, geglätteten Reinzeichnung oft fehlt.
Um mit einem der Großmeister der österreichischen Kunst, - Friedensreich Hundertwasser -, zu sprechen, wiederhole ich sein ultimatives künstlerisches DOGMA : "Die gerade Linie ist der TOD !"
Er hat es in der Nachfolge seiner großen Brüder Schiele, Klimt, Kubin und Kokoschka in diesem einen elementaren Satz genial auf den Punkt gebracht. Sein CREDO lautet : SCHÖN ist nur das zittrige UNVOLLENDETE, alles Andere ist DESIGN, STYLING, - und letztlich KOMMERZ, - weit weg von der Unmittelbarkeit und dem Wesen der "wahren Kunst".

"Friedensreich Hundertwasser" - Foto + Grafik

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Heute frönte ich also der rohen, ungeschönten Spontaneität und Unvollkommenheit einer zittrigen Skizze, die ich, ohne Umwege über die Reinzeichnung, koloriere, - und euch zur Betrachtung übergebe.
Als Thema und Titel wählte ich den Namen "5 vor 12". Es zeigt eine junge Lady mit Hut + Handy, eine Art Tik-Tok-Girl, das auf einem Weg in einer eher undefinierten sonnigen Landschaft unter einem blauen Himmel steht und schreit : "Die Welt geht unter, - es ist 5 vor 12!"
Nun, die Welt wird NICHT untergehen, auch wenn es bereits "5 NACH 12" ist, aber sie wird sich, bzw. hat sich bereits derart verändert, so dass viele sagen : "Die guten alten Zeiten waren eindeutig BESSER !"
In diesem Sinne, liebe Freunde, nehmt mein kleines Spontan-Werk auf in den großen Atlas eurer Bilderwelten, verzeiht mir die Weglassung der Reinzeichnung und erfreut euch am zittrigen Liniengeflecht meiner unbeholfenen Skizze und der Lebendigkeit des spontanen Ausdrucks der Kunst des Augenblicks.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Spätsommer-Wochenende mit unbeschwerten Badetagen ohne Gedanken an eine vergangene bessere Welt - euer Hugo von Kritzelflink

Summertime

Ich war etwa 13 Jahre als es begann, also alles so richtig begann, mit all den Konsequenzen für den Rest meines wahrlich langen Lebens. Was begann ? Und was war der Auslöser ? Ich weiß es nicht ganz genau, aber möglicherweise war es dieser rote Kuli, an den ich noch heute und immer wieder denke. Und in diese Zeit fiel eine Erkenntnis einer sich eigentlich ausschließenden Gleichzeitigkeit: Die Realität der Anwesenheit und gleichzeitig das Gefühl der völligen Abwesenheit. Wohlwollende Menschen finden dann freundliche Worte und sagen : "Ja, ja, - er lebt halt in seiner eigenen Welt !" Weniger freundliche Charaktere konstatieren : "Er ist nie bei der Sache, er ist geistig völlig abwesend, - und das Schlimme daran ist, dass es ihm völlig egal zu sein scheint." Gekrönt wurde so ein Kommentar dann noch mit dem verachtenden Nachsatz : "Dabei ist er eigentlich nicht dumm."

"Summertime" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Doch Schluss mit diesem philosophischen Geplapper, werden wir doch einfach konkret.
Wir schreiben das Jahr 1962 und es beginnt gerade eine 6-jährige Tortur, die auch einen Namen hat : LATEIN !
Bis heute frage ich mich, wie ich da nur hineingeraten konnte, in den Kosmos dieser toten Sprache, die mir von der ersten Sekunde an fremd war, die mich endlos quälte, - und die mich aber auch jenen entscheidenden Schritt machen ließ, der mir das seelische und materielle Leben rettete.
Es ist ein grauer, verregneter Novembertag in der finstersten Provinz in Vorarlberg, ich bin ein Bub mit 13, sitze in einer miefigen Schulklasse mit zwei Dutzend anderen Schülern und soll einen lateinischen Text übersetzen, der mich nicht im geringsten interessiert und den ich weder verstehe, noch begreife, wofür das alles gut sein soll.
Und schon kommt jene vorallem männliche Fähigkeit zu Tage, die das Leben so enorm erleichtert : das Weghören !

Kugelschreiber - 4 Farben

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Man klinkt sich aus, plötzlich ist man nicht mehr da, alles um einen herum versinkt in einem gleichtonigen, fast einschläfernden Gemurmel. Und dann nimmt man ihn aus seinem Federpenal, diesen silbernen 4-Farben-Kuli, den mir mein Vater zum Geburtstag geschenkt hat, aktiviert die rote Mine, starrt auf das leblose Lateinbuch, - und dann geschieht es : Die erste lange rote Linie mit 1000 Mäandern zeichnet sich wie von selbst über jeden unbedruckten Fleck dieser Buch-Doppelseite, ergänzt durch Kringel, Häkchen und Punkte, die diesem dichten Liniengeflecht noch graphische Akzente aufsetzt, das nur ein einziges Attribut verdient : schön !

Lateinbuch - florale Dekoration - 1966
von Hugo Heikenwälder - mit 17 Jahren

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Und so wurde er geboren, jener kritzelnde Hugo von Pinselflink, der Jahrzehnte damit verbrachte, all jene Linien-Labyrinthe mit Farbe und Leben zu erfüllen, um den Menschen zu vermitteln, was immer mein einziges Ziel war : Die Welt zu verschönern.
Natürlich war mein 6-jähriges Latein-Martyrium ein einziges Desaster : Nie kam ich über ein "genügend" hinaus, nie wurde ich warm mit dieser Sprache, und bis heute stelle ich mir die Frage, wie man mir diese Qualen antun konnte. Aber in dieser provinziellen Kleinstadt mit der damaligen geistigen Einöde gab es eben nur dieses eine Gymnasium, alle gingen dahin, meine älteren Brüder, meine Freunde, die Nachbarskinder, - und so auch ich. Über irgendwelche Alternativen wurde damals gar nicht nachgedacht. Und so kam es zu dieser jahrelangen Marter, der ich nur entkam, indem ich innerlich völlig abschaltete, abdriftete in mein eigenes Universum : den Kosmos der Kunst !

Lateinbuch - florale Dekoration - 1966
von Hugo Heikenwälder - mit 17 Jahren

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Natürlich wußte ich damals noch nicht, dass mein Gekritzel Kunst sein könnte, aber dennoch hatte ich eine an Gewissheit grenzende Ahnung, dass es mehr war als nur Ablenkung, Zeitvertreib oder Flucht vor der schulischen Langeweile.
Und so kam es wie es kommen mußte : die dekorativen Gestaltungen meiner Schulbücher wurden von praktisch niemandem wahrgenommen, bekamen aber für mich persönlich immer mehr Bedeutung und wurden letztendlich zu einer veritablen Obsession.

"Summertime" - Zeichnung in Schwarz-Weiß - von Hugo Heikenwaelder

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Der Prozess von der ersten ernstzunehmenden Kritzelei im Alter von 13 Jahren bis zur Eröffnung meines professionellen Maler-Ateliers mit 33 dauerte also doch geschlagene 20 Jahre. Und in diesem Moment denke ich an jene Hunderttausende, die dank ihrer Obsessionen einen Sinn für ihr Leben gefunden haben, sei es nun die Suche und Züchtung seltener Rosen oder Orchideen, sei es die Jagd nach der letzten Primzahl oder die Entdeckung eines unbekannten astronomischen Spiralnebels, dem man seinen Namen geben durfte.
Sie alle wurden glücklich, nicht jeder bekam einen Nobelpreis, aber eines, liebe Freunde, ist gewiß : Es lebt sich erfüllter mit einer positiven Obsession.
Um Kundera zu zitieren : "Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins" wird weitaus erträglicher, wenn man Sinn und Ziel einer Sache, eines Themas, derart verinnerlichen kann, dass sie einem nicht nur seelischen Halt gibt, sondern, wie auch in meinem Fall, ein stabiles Gerüst für ein lebenslanges Unterfangen wird, wie zum Beispiel die KUNST !
Meine Dankbarkeit und mein Loblied auf konstruktive Obsessionen gilt folgender Erkenntnis : Meine bis heute ungebrochene Leidenschaft für den künstlerischen Schaffensprozess und die gedankliche Einseitigkeit und Ausnahmslosigkeit haben mich vor vielen Irrwegen oder gefährlichen Nebengeleisen des Daseins bewahrt : Nie kam ich in die Versuchung Drogen auszuprobieren, nicht mal zu rauchen, nie erlag ich der Versuchung irgendwelche abwegigen Geschäfte zu machen, oder mich Themen zu widmen, die mich in die Irre geführt hätten.
Eine bewußt gelebte positive Besessenheit bewahrt einen vor Nebensächlichkeiten, die einem nur die Zeit stehlen !
Oh Gott, kein Mensch kann sich vorstellen, um was ich mich alles NICHT gekümmert habe !
Bis zur großen Migrationskrise im Jahre 2015, also 66 Jahre, war mir Politik völlig egal, auch um Mode oder irgendwelchen zeitgeistigen Firlefanz hab ich mich mein Lebtag wenig bis gar nicht gekümmert. Viele Arten des Kummers, ob bei Liebesgeschichten, bei Gehässigkeiten von Neidern oder auch in der eigenen Familie, - alles habe ich einfach "weg gemalt" ! Im Gegenteil, - SCHMERZBILDER haben sich immer besonders GUT verkauft, - nicht, dass man sich den Schmerz wünscht, um bessere Bilder zu malen, aber wie heißt es so schön : Schmerz ist keine Kunst, aber Schmerz gebiert den Künstler !
Das Martyrium der Lateinstunden führte mich, auf der Flucht vor dieser jahrelangen Folter, direkt zu meiner persönlichen, irdischen Bestimmung : Dem ZEICHNEN und der MALEREI ! Der Dank dafür gilt dem großen Unerforschlichen, der mich mit genügend Talent ausgestattet hat und mir auch die Kraft und den Willen mitgegeben hat, durchzuhalten, bis zur äußersten Erfüllung und Vollendung, - und gerechnet hat es sich auch noch ! Mehr gibt's nicht ! Danke oh Lord !
Und drum gebe ich euch heute nicht nur meine persönlichen tiefengründigen Erkenntnisse weiter, sondern natürlich auch ein schnurriges, unbeschwertes Sommerbild, - das "Mädchen mit Rad", das ich in den vergangenen Hitzetagen und Tropennächten schuf, um einerseits euch zu gefallen und andererseits meine Obsession zu befriedigen.
In diesem Sinne noch einen schönen Sommer, - euer Kleckser - Hugo von Kritzelflink

Aileen

Als ich 1974, nach 3 Jahren Mädchenpensionat in Montreux, in London eintraf, brach gerade die DISCO-Welle an, und überall entstanden Diskotheken, wo die tanzwütige Jugend ihre ersten POP-Moves zum Besten gaben.
Ich bezog eine kleines 1-Zimmer-Apartement in Kensington, Philbeach-Gardens 92, London SW5, einer guten Gegend, wo ich mich auf Anhieb gleich sehr wohl fühlte. Freitag- und Samstagnacht gehörten der DISCO, wo sich alle Teenies versammelten, um zu tanzen, zu trinken und ihre neuesten Modetrends aus der Portobello-Road zu präsentieren.

"Aileen" - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Gestylt wie ein junger Popstar verbrachte auch ich die Weekend-Nächte in der Diskothek "Capricorn", gleich um die Ecke, um mich völlig dem Zeitgeist und dem neuesten Lebensgefühl des "Disco-Dancings" hinzugeben.
Müde und verschwitzt von einer durchtanzten Freitag-Nacht, kehrte ich so gegen 2 Uhr früh nach Hause zurück, und als ich das Haus betreten wollte, saß da ein ca. 16-jähriges Mädchen auf den Stufen, und fragte mich, ob hier noch ein Girly namens Eliza wohne, mit der sie vor einiger Zeit befreundet gewesen sei, und die sie jetzt besuchen wollte. Es war Februar, die Nacht war verregnet und windig, und Aileen, so hieß das Mädchen auf den Stufen, war ziemlich durchnäßt und hatte offensichtlich auch keinen Plan. Doch hier im Hause gab es keine Eliza.
Als höflicher junger Gentleman von 24 Jahren bot ich ihr an mit mir zu kommen, sich aufzuwärmen und einen Tee zu trinken.

"Disco CAPRICORN" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Ich gab ihr meinen Bademantel, ein frisches Handtuch, meinen Haar-Fön, etc. und zeigte ihr das Badezimmer am Gang, das es für das ganze Stockwerk gab. Nach 20 Minuten kam sie wider, gewaschen, getrocknet und wunderbar duftend, legte sich auf mein Bett, und kaum hatte sie sich niedergelegt, war sie auch schon eingeschlafen.
Auch ich war müde vom Tanzen, und so nahm ich mir eine Decke und setzte mich in meinen bequemen Ohrensessel mit Fußteil für die Beine, löschte das Licht und gedachte ebenfalls zu schlafen. Nach einer guten Stunde, es war wohl in der Stunde des Wolfs, so zwischen 3 und 4 Uhr morgens, als ich plötzlich Aileens bitterliches Weinen vernahm.
Ich stand auf, setzte mich im Dunkeln an ihre Bettkante, nahm ihre Hand in die meine, und fragte sie, weshalb sie weine, woher ihr Seelenschmerz käme, - und ob ich ihr helfen könne.
"Hugo", sagte sie, "kannst Du dieser eine besondere Mensch sein, der mir meinen einzigen Wunsch erfüllt ?" Ich schwieg. Keine Ahnung, was sie meinen könnte.
Und dann brach es plötzlich aus ihr hervor : "Hugo, bitte, bitte, töte mich, mit Deinen eigenen Händen, ERLÖSE MICH, ich kann so nicht mehr weiterleben !"
Ich erschrak bis ins Innerste ! Was war vorgefallen, was war passiert, dass ein hübsches, junges 16-jähriges Mädchen einen völlig Unbekannten bat, sie umzubringen ?
"Letztes Jahr im Sommer", fuhr sie fort, "besuchte ich übers Wochenende meine ältere Schwester in Leicester, und da sie am Samstag noch bis 17 Uhr als Visagistin in einem großen Kaufhaus arbeiten mußte, saß ich in einem Café, um mir die Zeit zu vertreiben. Es war ein warmer, englischer Sommertag, und es war ca. 14 Uhr, als mich ein junger Mann vom Nebentisch im Freien ansprach, und mir vorschlug, eine Band im Nachbarhaus zu besuchen, die gerade für ihre große Samstagabend-Show in einem Schuppen hinter dem Haus proben würde. Okay, dachte ich, es ist heller Nachmittag, die Sonne scheint, ich habe nichts zu tun, - warum nicht bei einer jungen Band vorbeischauen ?
Ich folgte dem großgewachsenen Burschen ins gegenüberliegende Haus, wir durchquerten das ebenerdige Stiegenhaus und gelangten tatsächlich in einen abgelegen Hinterhof, wo sich ein ziemlich baufälliger Schuppen befand. Nichts war zu hören, was mich aber nicht beunruhigte. Bashir, unter diesem Namen hatte sich der junge Mann vorgestellt, öffnete eine knarrende Tür, und dahinter wurde eine offenbar stillgelegte und staubige Uralt-Toilette sichtbar. Bevor ich noch reagieren konnte, packte er mich brutal am Hals und warf mich zu Boden.
Er drohte mir mich umzubringen, wenn ich mich wehrte, schob mein dünnes Sommerkleid nach oben, riss mir meinen Slip vom Leibe, - und vergewaltigte mich. In meiner Todesangst und mit seiner Hand an meiner Gurgel stellte ich mich tot, und ließ diese unfaßbare Schande wehrlos über mich ergehen.
Irgendwann ließ er von mir ab, stand auf und verschwand. Ich lag wohl noch 10 Minuten reglos am Boden, und zitternd vor Angst und Scham wagte ich kaum zu atmen. Wird er womöglich gleich wieder zurückkommen, um sein Verbrechen und meine Schmach zu wiederholen ?
Doch Gott sei Dank kam er nicht wieder.
Seit diesem Tag, seit dieser Stunde, Hugo, bin ich völlig tot, wie ausgelöscht, alle meine Gefühle haben sich in Asche verwandelt, ich empfinde NICHTS mehr, überhaupt NICHTS mehr. Eigentlich bin ich längst tot, - mir fehlt nur mehr das Begräbnis ! Bitte, bitte, ERLÖSE MICH !"

"Tatort" - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Ich hörte immer noch schweigend zu. Was hätte ich sagen sollen ? Noch nie war ich in einer solchen, oder auch nur ähnlichen Situation.
Nachdem Aileen sich ihren Schmerz und ihr Trauma von der Seele geredet hatte, schien sie sich etwas zu beruhigen. Immer noch hielt ich ihre Hand und als sie diese zurückzog, strich ich ihr sanft über's Haar und suchte verzweifelt nach Worten, um diesem geschilderten und erlebten Albtraum seinen Horror und seinen Schrecken zu nehmen.
Wie konnte ein Mann einem jungen Mädchen so etwas antun ? Wie kann ein Täter mit so einer Schuld einfach weiterleben, ohne sich auch nur den geringsten Gedanken darüber zu machen, - ja womöglich noch damit zu prahlen, gegenüber seinen seelenlosen Freunden, die seine Tat noch beklatschten.
Und wie sollte Aileen, das Opfer, diese ultimative Demütigung, diese brutale Vergewaltigung, diese äußerste Erniedrigung überleben, überwinden, vergessen können ? Wie diesem Teufelskreis aus Erschrecken, Erinnern, wieder und wieder Nacherleben entkommen ? Wie weiterleben in einer Welt, wo nur nächste Angehörige Anteil nehmen, wo sich niemand schert um den Zustand eines seelisch vernichteten Mädchens von 15-16 Jahren, das voller Hoffnung war und jetzt sterben möchte, weil ihr Leben für sie keinen Sinn mehr ergibt ?
Ein Tee ist immer gut, dachte ich mir, und gab die frische marokkanische Minze in die Kanne, um Aileen abzulenken und ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben.
Da saßen wir nun, Aileen in meinem Bett, ich neben ihr auf der Bettkante, und wir tranken unseren Tee und blickten sprachlos ins Nichts.
Aileen schlief wieder ein, angestrengt und überfordert durch ihr emotionales Wieder-Erleben, und auch ich zog mich wieder in meinen Lehnstuhl zurück, um noch ein wenig zu ruhen.
Gegen 8 Uhr früh stand ich auf, und als auch Aileen erwachte und mich ansah, sagte ich ihr, dass ich schnell zum Bäcker gehen würde, um Brötchen zu holen, und auch etwas Schinken, Früchte und Orangensaft. Ich sei in 15 Minuten wieder zurück, sie möge weiterschlafen, hier sei die Welt in Ordnung, - und danach würden wir weitersehen.
Ich beeilte mich, so gut ich konnte, und kam nach einer guten Viertelstunde, beladen mit vielen guten Sachen, wieder bei mir zu Hause an.
Doch Aileen war verschwunden, auch im Badezimmer war sie nicht, und all ihre Sachen waren auch weg.
Irgendwann frühstückte ich dann alleine, sah immer wieder aus dem Fenster, ob sie vielleicht zurück käme.
Doch sie kam nicht zurück. Sie kam nie wieder, - und ich sah sie auch niemals wieder . . .
Was mag wohl aus ihr geworden sein ? Aus Aileen, der sinnlos Geschändeten ?
Nur die Götter wissen es . . .
Möge das Schicksal ihr einen Weg gezeigt haben, um diesem Trauma zu entkommen. Seit nunmehr 50 Jahren denke ich immer wieder an sie und ihr Schicksal, und heute ist der Tag gekommen, diese ihre, Aileens Geschichte aufzuschreiben und zu bebildern, auf dass niemand die Tragik ihres jungen Lebens vergesse.
So nehmt sie denn mit, diese traurige Story und das dazugehörige bunte Bild, ins Gedächtnis der Welt, auf dass Aileen und ihr Schicksal nicht gänzlich vergessen werde, auch wenn die Wellen der Gezeiten euch schon morgen eine andere, lustigere Geschichte erzählen werden.

EPILOG

Da es bei der derzeit grassierenden "political correctness" und vorherrschenden "Cancel Culture" nicht möglich ist, eine realistische Darstellung einer Vergewaltigung zu publizieren, ohne dass diese sofort angezeigt, zensiert und gelöscht wird, bleibt einem Künstler nur die Option, ein Bild zu gestalten, das NICHTS zeigt, - aber ALLES insinuiert.
Eine Vergewaltigung ist zweifellos ein Akt der Zerstörung, in jedem Fall eine psychische und oft auch eine physische, bis hin zum Mord.
Um diese Art des Amoralischen und Übergriffigen darzustellen, bietet sich die Trash-Ästhetik, die Schönheit des Häßlichen an. Täglich wird diese Form des Ästhetischen in allen Medien dargeboten, seien es die Kriegsbilder aus der Ukraine, mit ihren zerstörten Häusern, Panzern und Menschen, oder die verstörenden Fotos und Videos aus Gaza, wo die Leichenteile von zerfetzten Ermordeten neben den zerbombten Gebäuden nur so herumfliegen.
Natürlich ist mein Toiletten-Bild mit den noch sichtbaren Beinen und Schuhen der Vergewaltigten und ihrer danebenliegenden Handtasche ein klassisches Trash-Bild und bedient die sogenannte Abbruch-Ästhetik, also die Optik des Verfalls und Niedergangs, - aber eine Optik des Schönen bietet sich für dieses abgründige Thema eines Kapital-Verbrechens nicht an.
Wie auf meinem Bild "TATORT" sichtbar, hat das Böse auch seine dekorativen Elemente, was die Komposition, das Kolorit und die grafische Gestaltung betrifft, - und dies ist auch der Grund für die Entstehung des Werkes.

"Tatort" (Variante in Schwarz-Weiss) - Grafik von Hugo Heikenwaelder

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Ausgelöst wurde diese Thematik durch die wahre Erzählung von Aileen, die mich echt erschütterte und mir drastisch vor Augen führte, wie schnell die intakte Psyche eines 15-jährigen Mädchens nachhaltig zerstört werden kann, bis hin zu dem dringlichen Wunsch, so nicht weiterleben zu wollen.
Leider weiß ich nicht, ob Aileen dieses Trauma überlebt hat oder sonstwie verarbeiten konnte.
Mir sind solche Traumata Gott sei Dank niemals widerfahren, wofür ich sehr dankbar bin, aber täglich lesen wir in den Zeitungen und Online-Portalen von Einzel- und Gruppen-Vergewaltigungen, von Totschlag, Mord und täglichen Messerstechereien.
Dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern wird, ist nicht anzunehmen, eher das Gegenteil, da ja der Import von aggressiven Menschen aus tribalistischen Gesellschaften auf dem Förderprogramm der linken Politiker und Regierungen festgeschrieben ist.
Die Zahl der vernünftigen und bürgerlichen Wähler wird nie eine Mehrheit erhalten, da der Zusammenschluß derer, die unsere Gesellschaft zerstören wollen, bestens funktioniert, - wie wir es gerade in Frankreich unter Macron erleben können.
So bleibt mir nur ein eher pessimistischer Blick in die Zukunft.
Meine Generation (geb.1949) hat es versäumt, die Universitäten, die Institutionen, die Medien und die Straße zu erobern, so, wie es uns die Linken vorgemacht haben, und dadurch ist es erst möglich geworden, dass diese zerstörerische Ideologie diese Macht erlangen konnte.
Das alles ist sehr schade, aber leider nicht mehr zu ändern, und durch die einseitige Parteinahme der Medien ist zumindest kurzfristig auch nicht mir einer "System-Änderung" zu rechnen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich für heute im Wissen um das Versagen der bürgerlichen Gesellschaft und bedaure, dass die konservativen Kräfte es verabsäumt haben, rechtzeitig dagegen anzukämpfen.
Da diese Entwicklung aber auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und die Demographie und die anhaltende Massen-Migration das ihrige dazutun, dass es so weitergeht, bleibt nur mehr die Resignation und das zweifelhafte Vergnügen, den dramatischen Niedergang unserer Kultur, Traditionen, Wirtschaft und Gesellschaft LIVE und in FARBE erste Reihe fußfrei miterleben zu dürfen.
Schade um unsere ehemalige tatsächlich "bessere Welt". Sie wird nicht wiederkommen. Amen.

Belle Epoque

Als ich 1971 im Alter von 21 Jahren das damals noch wahrlich "ländliche" Vorarlberg verließ und meinen neuen Job als Kunst-Erzieher in einem noblen Mädchenpensionat im exklusiven Montreux am Genfersee antrat, änderte sich mein gesamtes Weltbild schlagartig.
Zum Einen war da diese unglaubliche und faszinierende Landschaft mit ihren satten Weinbergen und mondänen Villen und Patrizierhäusern, zum Anderen dieser enorme Kultur-Clash von einer bäuerlichen Provinzstadt in eine kulturelle und touristische Metropole, wo Dir auf Schritt und Tritt historische Leuchttürme begegneten, seien es nun besondere Menschen, Orte oder Ereignisse.
Kaum angekommen, vertiefte ich mich in die Geschichte dieses west-schweizerischen Landstrichs, und verfiel kurz darauf völlig der französischen Literatur.

Belle Époque - Zeichnung und Aquarell von Hugo Heikenwaelder

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Eine holde Schöne, die meine Sprachkenntnisse verbesserungswürdig fand, drückte mir Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit in die Hand", und, ganz im Banne dieses ungeheuren Wort-Akrobaten, befand ich mich plötzlich selbst mittendrin, in dieser sogenannten Belle Époque, jenen gut 40 Jahren von 1870 - 1914, die zu den lustvollsten der Weltgeschichte gehören, und denen Proust in seinem Jahrhundertwerk ein unerschütterliches Denkmal gesetzt hat.
Nie wieder hat jemand das Paris der Jahrhundert-Wende besser beschrieben als er.
Mir war, als hätte ich plötzlich meine ureigenste, geistige Heimat gefunden, Paris, die Cafés, die Boulevards, die Bars und Theater, all die Künstler und Kurtisanen, - diese ganze sinnliche Welt eines überbordenden Lebensgefühls war derart schillernd beschrieben, dass ich mich entschloß, so bald wie möglich dorthin zu fahren, in der Hoffnung noch Reste dieser versunkenen Epoche wiederzufinden.

Belle Époque - Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

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Gesagt - getan !
Anfang September 1971 war ich in Montreux gelandet und die 14-tägigen Weihnachtsferien danach verbrachte ich bereits in Paris, der Stadt der Liebe, der Kunst, - und vor allem der Literatur.
Wie ein Süchtiger auf Droge sog mein hungriges Maler-Auge all die bunten Bilder auf, die sich mir überall darboten : In den Museen, den Ausstellungen, den Boulevards und Märkten, - aber besonders natürlich auch in dem Dutzend berühmter Cafés, wo ich nach ihnen suchte, den edlen und weniger edlen Damen der pariser Gesellschaft, die mir aus Prousts Roman so vertraut waren.
Und tatsächlich, da waren sie alle, die noblen Demoiselles, müde und erschöpft vom Nichtstun, in ihren üppigen Kleidern und Kostümen, in ihren teuren Mänteln und Pelzen, nichts schien sich geändert zu haben, nur statt der Kutschen fuhren jetzt Autos und Taxis durch die Straßen. Wie im Rausch begann ich alles zu zeichnen, ich fühlte mich wie Toulouse-Lautrec, wie Degas, wie Renoir höchst persönlich, den ich schon immer wegen seiner Schnelligkeit beim Malen bewunderte.
Mit 100 Skizzen beladen kehrte ich überglücklich nach Montreux zurück, um mich künstlerisch ganz jener einzigartigen Zeit zu widmen, in der ich mir einbildete, schon einmal gelebt zu haben : der Pariser Belle Époque !
Und als Erinnerung an jenes unvergeßliche Weihnachten, zwischen all dem Schneegestöber, den nächtlichen City-Lights, den nassen, kalten Straßen mit ihren hupenden Autos und den kuscheligen Cafés und Etablissements, in denen die Literaten und Maler aller Zeiten ihre Geschichten und Sujets fanden und erfanden, habe ich soeben ein alte Skizze aus jener Zeit entdeckt, - und diese neu und bunt gestaltet, mit einem Hauch von Nostalgie, die ich euch nicht vorenthalten möchte !
So nehmt es denn mit, das neue, alte Bild einer schönen, jungen Dame aus der Belle-Époque, in euer geheimes Bilder-Lexikon, auf dass auch ihr ins Schwärmen kommt, wie ich, über die "gute alte Zeit", die tatsächlich besser war, als dieses ohrenbetäubende Kriegs-Geschrei, wie es derzeit aus allen Lautsprechern dröhnt !
Und vergeßt niemals Eines : GLÜCK gibt es nur im FRIEDEN ! Und sagt es besonders jenen, die es nicht hören wollen . . .
Ich denk an euch alle, - euer glücklicher und wieder genesener Kleckser - Hugo von Pinselflink

First Love

Ich war ein hübscher Bub im Alter von 7 Jahren und verliebte mich unsterblich in das wunderschöne, blonde, 17-jährige Mädchen Kirsten, das im Hause meiner Großmutter ganz oben in der Mansarde mit ihrer Mutter wohnte. Ich war von ihrer Erscheinung und ihrer Ausstrahlung derart überwältigt, dass ich immer öfter ihre Nähe suchte. Außerdem roch sie so atemberaubend süß, weich und betörend, dass ich am liebsten mein Gesicht für immer in ihrem Schoß vergraben hätte.
Natürlich hatte ich in meinem kindlichen Alter nicht die geringste Ahnung von Eros, Begehren oder Sinnlichkeit, doch eine innere Stimme sagte mir, dass es etwas gibt zwischen Himmel und Erde, das so groß ist, dass es all meine Vorstellungskraft übersteigt :
Für mich war es Liebe ! Meine erste !

Das geheimnisvolle Zimmer - The mysterious room
Kirsten und der kleine Hugo

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Eines Nachmittags, zu Beginn der Sommerferien, zeigte mir Kirsten ihr geheimnisvolles Zimmer und als wir dann in trauter Zweisamkeit auf ihrem Bett saßen, und ich ihren Fuß halten durfte, fragte ich sie, ob sie mich heiraten würde, wenn ich einmal groß wäre.
Sie sagte : "Ja, sicher, - aber nur wenn Du ein Seeräuber wirst wie mein Vater !"
Natürlich versprach ich hoch und heilig ebenfalls Seeräuber zu werden, - genau so wie ihr unbekannter Vater.
Ich jauchzte nicht nur innerlich, hatte ich doch gleich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen :
1. Kirsten würde mich heiraten, wenn ich groß bin.
2. Mein Berufswunsch war ab sofort entschieden : Seeräuber auf den 7 Weltmeeren.
Lange saßen wir uns auf ihrem Bett gegenüber, und ich hing fasziniert an ihren Lippen, als sie mir die Geschichte von "Alibaba und den 40 Räubern" erzählte. Beim Abschied umarmte sie mich, gab mir einen Kuss auf die Stirn, und um unseren Liebespakt und unser Eheversprechen zu besiegeln, schenkte sie mir ein schwimmendes Schiff in einer magisch leuchtenden Flasche, das ihr ihr Vater von einer seiner Räuber-Reisen mitgebracht hatte.

Das Schiff in der Flasche - The ship in a bottle

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Ich war und wurde süchtig nach Kirsten, der blonden Schönheit, die in Omas Mansarde mit ihrer dänischen Mutter zur Untermiete wohnte.
Über die Abwesenheit von Kirstens Vater wurde nicht gesprochen. Ein großes Geheimnis schien ihn zu umgeben, aber auch dieses war so groß, dass es niemals angesprochen und meine Fragen niemals beantwortet wurden.
Woher kam diese magische Anziehungskraft, die Kirsten, dieses 17-jährige, blonde Fräuleinwunder in ihrer orientalischen Parfum-Wolke, auf mich, den kleinen, abenteuer-hungrigen Buben ausübte ? Wie war es möglich, dass sie mich sosehr in ihre märchenhafte Traumwelt hineinzog, dass ich nicht mehr wußte, war es die ihre, die meine oder gar eine dritte ? Dieser magische Zaubergarten, der von uns beiden geschaffen wurde, von ihr, der großen Erzählerin, der Vorleserin, der Interpretin des Gesagten und Gedachten, und mir, dem kleinen Zuhörer, dem reinen Gläubigen, der mit 7 Jahren schon sein eigenes träumerisches Universum erschuf, wurde in diesem Sommer zum größten Ereignis meines bisherigen Lebens.
Betört durch die Stimme, die Worte, den Duft und die Sinnlichkeit Kirstens, wurde ich sosehr zu ihr hingezogen, dass ich mich als ein Auserwählter, ein Mitglied eines geheimnisvollen Kreises wähnte, einer Loge, in die ich durch eine wundersame Vorsehung eintreten durfte, und die mir die Illusion einer mystischen Verschmelzung unseren Seelen vermittelte, wie es in seltenen Augenblicken nur Mütter mit ihren kleinen Söhnen erleben, oder große Heilige mit ihrem Gott.

Kirsten - Der Duft der großen weiten Welt

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Dieses diffuse Gefühl einer allumfassenden Liebe für sie und die magischen Stunden seliger Zweisamkeit wurde immer stärker, immer dichter, je öfter ich sie besuchte. Unsere Rituale waren immer dieselben und der Ablauf und die Einhaltung dieses täglichen Initiations-Ritus war von so großer und unausgesprochener Wichtigkeit, dass wir niemals darüber sprachen, aber instinktiv wußten, dass unsere Sitzungen, unsere Séancen nur dann zu einem erfolgreichen und beiderseits beglückenden Ende geführt werden konnten, wenn dem Eintritt in unsere Zauberwelt die nötigen magischen Riten vorausgegangen waren.
Als Erstes war da das Klopfen an ihrer Tür : Eine bestimmte rhythmische Abfolge, ein geheimnisvolles Zeichen, das sie wahrnahm und damit wußte, dass ich es war, ihr kleiner 7-jähriger Jünger, für den sie eine große Märchenwelt entwarf, um sich vielleicht in der Kunst der geistigen Verführung zu üben, oder sich als Schriftstellerin, Geschichtenerzählerin, Drehbuchautorin oder einfach als Magierin zu entwickeln, um eines Tages nicht nur einen kleinen Buben am Stadtrand in ihren Bann zu ziehen, sondern irgendwann vielleicht die ganze Welt.
Tok, Tok-Tok, Tok-Tok-i-Tok ! Lautlos öffnete Kirsten die Tür, - ich stürzte mich auf sie, umfaßte ihre Hüften und vergrub mein Gesicht in ihrem Bauch, unterhalb ihrer Brüste, die sich hoben und senkten, und von denen ich nicht wußte, wozu sie da waren, dienten, und warum ich oder mein Vater diese nicht hatten.
Nein, es war keine Verwirrung in mir, in uns, nichts Unziemliches, es war alles völlig natürlich, sie nahm mich bei der Hand, führte mich zu ihrem Bett, wo ich ihr atemlos gegenübersaß, ihren Fuß hielt zum Zeichen unserer seelischen und körperlichen Verbundenheit, und sie mich dann fragte, wo wir das letzte Mal stehengeblieben waren, bei ihrer Geschichte, deren Fortsetzung ich mit bebendem Herzen herbeisehnte.
Sie wußte natürlich genau, wo wir am Vortag stehengeblieben waren, - ein gehäkeltes, rosafarbenes Lesezeichen kennzeichnete die Stelle im Buch der tausend-und-ein Nächte, - und als sie die Seite aufschlug, um mir weiter vorzulesen, von Sindbad, dem Seefahrer auf seiner dritten Reise, schlug in mir das Herz des Verliebten, der nicht ahnt, dass es jene erste wahre Liebe ist, die er niemals, niemals in seinem ganzen Leben, jemals vergessen wird.

Illustration "Sindbad der Seefahrer und der Vogel Greif"

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Kirsten verstand es meisterhaft ihre Rede szenisch so zu modulieren, dass man das Gefühl hatte im Kino zu sitzen und einen Film zu sehen. Die Perfektion ihres Vortrags war derart untadelig, dass sie es vorher geübt haben mußte, denn die Fehlerlosigkeit ihrer Darbietung hätte jedem Casting-Direktor die Rede verschlagen.
Ich glaubte jedem ihrer Worte, bedingungslos, ob sie vorgelesen waren oder selbst von ihr stammten, ich war mir sicher, es sei die Wahrheit, die reine Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Und hätte mir jemand gesagt, dies alles sei nur ein großes allumfassendes Märchen, ein Schauspiel, eine Illusion, ich hätte ihn einen Lügner genannt und nie wieder auch nur ein einziges Wort mit ihm gesprochen.
Die Unendlichkeit meiner Fragen störte Kirsten in keiner Weise. Geduldig beantwortete sie alles, wonach ich frug, und manche ihrer altklugen Antworten habe ich mir bis heute gemerkt. Einmal fragte ich sie nach dem Mittelpunkt der Erde, eher etwas Geographisches oder Geologisches, aber sie antwortete ohne zu Zögern : "Der Mittelpunkt der Erde ? Der ist hier und jetzt, zwischen Dir und mir, - ich jedenfalls spüre ihn ganz deutlich in meiner kleinen Zehe, die du gerade so fest hältst, dass sie kaum noch Luft kriegt !" Sofort ließ ich ihren Fuß los, den ich gerade umklammerte, und erschrak darüber, dass ihr kleiner Zeh keine Luft mehr bekam, und ich auch noch daran schuld war.
Nach einer Stunde des Vorlesens, Erklärens und Debattierens über das Erzählte machte Kirsten immer eine Jausenpause, brachte mir 2 Pfirsiche oder ein Schälchen mit Himbeeren oder Heidelbeeren, eine halbe Schnitte einer Biskuitroulade, oder ein trockenes Blätterteig-Hörnchen, das sie mit selbstgemachter Marillenmarmelade so abfüllte, dass es schwierig war dieses zuckerbäckerische Kunstwerk zu verspeisen, ohne dass ihre seidene Bettwäsche davon etwas ab bekam. Diese war zwar meistens durch eine edle italienische Überdecke geschützt, aber manchmal hatte sie vergessen, diese über ihr Bett zu legen, und dann sah ich Teile eines durchsichtigen pastell-lila Nachthemds, das sie unter ihrem Kopfkissen versteckte, und ohne zu wissen warum, versetzte mich die Vorstellung Kirstens im Nachthemd in eine derart helle und unerklärliche Aufregung, dass ich zu stottern begann, obwohl ich mit 7 schon ein kleiner Meister der Sprache war.

Kirsten im Nachthemd - Kirsten in her nightdress

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Das lag natürlich nicht nur an Kirsten und ihren mächtigen Erzählungen, sondern vorallem auch an meiner Mutter, die als gebürtige Wienerin nicht nur doppelt so schnell wie der durchschnittliche Zeitlupen-Vorarlberger sprach, sondern auch doppelt soviel. Dazu kamen noch meine beiden jeweils um 3 Jahre älteren Brüder, von denen der ältestee ungefähr gleich viel sprach wie ich, der mittlere jedoch schwieg und schwieg und schwieg. Und heute, 70 Jahre später, kriegt er die Zähne immer noch nicht auseinander, sodass ich weder damals wußte, wer er war, noch heute weiß, wer er eigentlich ist. Aber vielleicht ist das auch gut so, - nicht jedes Geheimnis ist es wert, gelüftet zu werden. Und möglicherweise verbirgt sich ja hinter seiner sprachlosen Fassade auch nichts Anderes als eine große Leere.
Während einer unserer Jause-Pausen bemerkte ich eine blaue Türe am Ende ihres Zimmers, und fragte Kirsten, wohin diese führen würde. Sie sagte, das sei der Eingang zu ihrer Schatzkammer, zu der niemand Zugang hätte, nur sie alleine, und dass sich darin die Schätze ihres Seeräuber-Vaters befänden, die er regelmäßig nach seinen Überfällen und Räubereien zu ihr brächte, um sie solange für ihn aufzubewahren, bis er tot sei oder sich müde vom Piratenleben zurückziehen würde, um irgendwann doch noch ein ehrbares Leben zu führen.
Meine Neugier all die Piraten-Schätze zu besichtigen war natürlich riesig, aber ich mußte ihr mein großes Indianer-Ehrenwort geben, dass ich diese Türe niemals öffnen würde, ohne ihre Erlaubnis und ihrem Dabei-Sein.
Ich versprach es ihr hoch und heilig und war gezwungen mir davon eine Vorstellung nach ihrer Beschreibung zu machen. Sie sprach von handgeschnitzten Truhen mit eisernen Beschlägen, gefüllt mit goldenen Münzen, Juwelen aus aller Herren Länder und edlen Geschmeiden, die ihr Vater bei seinen Raubzügen den wohlhabenden Passagieren auf ihren Kreuzfahrten abgenommen hätte. Und sie, Kirsten, seine Tochter, sei die Hüterin all dieser Schätze und sie wache wie ein Drache über das geraubte Vermögen, das bald ihr gehören werde, denn ihr Seeräuber-Vater habe ihr versprochen, in 1 Jahr, wenn sie dann ihren 18.Geburtstag feiern würde, dann würde all dies in ihren Besitz übergehen, damit sie dann, reich wie eine Märchen-Prinzessin, ein Leben in Luxus und Liebe würde führen können, mit mir, falls ich sie dann immer noch heiraten wolle, oder einem Anderen, der dann kommen würde, um mit ihr auf einem Schimmel in dessen weit entferntes Königreich davonzureiten.

Seeräuberschätze, Truhen mit Gold, Juwelen und edlen Geschmeiden
Pirate treasures, chests with gold, precious stones and fine jewellery

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Nein, nein, versicherte ich ihr beschwörend, - natürlich würde ich sie heiraten, eine Andere als sie könne ich mir gar nicht vorstellen, und käme ein reicher Verehrer, um sie mir wegzunehmen, so würde ich bis zum Tode um sie kämpfen und sicher auch gewinnen, denn meine Liebe zu ihr sei unbesiegbar. So sprach ich voller Überzeugung und ich weiß, dass ich damals glaubte, was ich sagte, auch wenn meine beiden älteren Brüder fanden, ich hätte wohl einen an der Klatsche, Kirsten sei viel zu alt für mich, und überhaupt sei ich völlig lächerlich, wenn ich glaubte, die schöne Kirsten würde mit ihrer Liebe warten, bis ich groß und erwachsen sei. Ich ließ mich aber nicht beirren. Ich glaubte felsenfest an meine Zukunft mit Kirsten, unsere Liebe, - und freute mich schon auf unsere gemeinsamen Abenteuer-Reisen als Piraten-Kapitän.
Meine Oma war froh, dass ich meine Nachmittage bei Kirsten verbrachte, war sie ja dadurch jeder Aufsichtspflicht enthoben und ganz sicher, dass ich in guten Händen sei.

Kirsten vor dem Haus meiner Oma - Kirsten in front of my grandma's house

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Kirstens Mutter war über den Sommer als Ärztin im örtlichen Krankenhaus engagiert, und dass nach den Ferien Kirsten samt ihrer Mutter wieder weggehen könnte, war für mich unvorstellbar, und wäre es mir bewußt geworden, wäre ich wahrscheinlich nächtens im Meer meiner Tränen ertrunken.

Mein Traum vom Paradies - My dream of paradise

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Aber noch wußte ich nichts davon. In meinen Gedanken war fest eingeplant, dass es immer so weitergehen würde, nur der Schulbeginn im September machte mir Sorgen, denn wir hatten damals auch nachmittags Unterricht, 4 mal die Woche, außer mittwochs, und ich sah meine fast täglichen Rendez-Vous mit Kirsten gefährdet, weil ich erst gegen 16 Uhr zu Hause ankommen würde, zu spät, um unsere literarisch-intimen Treffen noch zu beginnen. Aber irgendwie würden wir das schon hinkriegen. Dachte ich.
Doch dann kam er doch. Nach Wochen, ja nach 2 Monaten trautester und vertrautester Zweisamkeit stand er plötzlich vor der Tür ! Der böse Möbelwagen, der mir ALLES nehmen sollte, - meine geliebte Kirsten, diese meine erste Liebe, - meine Sprache, die wir derart akribisch kultiviert und entwickelt hatten, dass ein west-österreichischer Bauernbub von dem, was wir sagten, wohl kein Wort verstanden hätte, - und vorallem zerbrach eine trügerische Illusion, die plötzlich mein damaliges Urvertrauen in die Menschheit existenziell erschütterte :
Als ich dann nach einer letzten tränenreichen Umarmung Kirsten losließ, nicht mehr fähig ihr zum Abschied noch zu winken, lief ich schluchzend in Kirstens leeres Zimmer, legte mich auf den Boden, wo ihr Bett gestanden hatte, mit der Absicht mir das Leben zu nehmen. Aber bevor ich diesen letzten und endgültigen Schritt gehen würde, wollte ich dann doch noch einen Blick in das geheimnisvolle Zimmer hinter der blauen Tür werfen, wo alle Schätze Kirstens gelagert waren. Ich stand auf, öffnete langsam die blaue Tür und erstarrte !
Es war gar kein Zimmer, - es war nur eine erbärmliche Toilette, eine alte weiss-graue Keramik-Kloschüssel mit einem leicht rostigen Spülkasten unter der Decke und einer Messingkette mit einem birnenförmigen Porzellangriff, um den Abzug zu betätigen !
Nie hatte es irgendwelche Schätze gegeben, nie hölzerne Truhen mit Münzen, Gold und Geschmeiden, - NICHTS !
Nur ein schäbiges, abgenutztes Klo in einem alten Haus !
Ich war belogen worden. Von vorne bis hinten.
Für mich war es der Weltuntergang. Der Verrat schlechthin !
Nie wieder würde ich glücklich werden.
Und auch Kirstens Vater war kein Seeräuber : Er war nur der biedere Kapitän eines Ausflugs-Schiffs in Bregenz am Bodensee, wo er gelangweilte Touristen durch das Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz schipperte, von einem Ufer zum anderen, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie etwas "erlebten". Doch erlebt hatte nur ICH etwas. Und wohl auch Kirsten, - die ich niemals wiedersah.

Bregenz, Kirstens Vater mit seinem Ausflugsboot

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Eine glühende erste Liebe, die noch heute, wenn ich daran zurückdenke, meine Tränen fließen läßt . . .
Doch ich lernte damals etwas, das mir bis heute geblieben ist :
Die WAHREN Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie NIRGENDWO !

Like a Virgin

"Like a Virgin" - Aquarell und Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

Like a Virgin
Aquarell von Hugo Heikenwälder

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Als Ende Sommer des Jahres 1984 der Song "Like a Virgin" von MADONNA wie ein Sturm äußerster Sinnlichkeit über den Planeten fegte und sich dieser Welt-Hit gerade in allen Gehirnen jugendlicher POP-Fans festsetzte, saß ich im Alter von 35 in einem typischen Wiener Kaffeehaus in Wien, im "Café Ritter" in der Mariahilferstraße, hörte diesen neuesten Ohrwurm, der gerade im Radio lief, und dann, - dann erblickte ich sie : Sie saß an einem der Tische, gleich in meiner Nähe, bunt gekleidet und mit einem derart aufregenden Lolita-Touch in ihren blauen, fragenden Augen, dass ich tatsächlich für einen Augenblick die Fassung verlor.
Ich erzitterte - vor soviel Schönheit, Unschuld und Grazie.

Café Ritter - Wien, Mariahilferstraße

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Ich habe mich mein ganzes Leben zu jenen ephimeren weiblichen Wesen hingezogen gefühlt, die sich gerade in der Phase des Erblühens befinden, einer oft nur sehr kurzen Zeitspanne von wenigen Monaten, meist so zwischen dem 14. und 15. Lebensjahr, wo sich der Übergang vom Mädchen zur Frau abspielt, geprägt von inneren Wirrungen, Verunsicherung und äußerlichen Veränderungen, die die Blicke der Männer in ihrem Urinstinkt für das Erotische plötzlich auf sich ziehen, und etwas in ihnen auslöst, das man auch eine spezielle Form des Wahnsinns nennen könnte.

Like a Virgin - Version in schwarz-weiss
Grafik von Hugo Heikenwälder

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Natürlich gehören zu solchen raren Momenten der Faszination immer zwei :
Einmal das auslösende Element des erwachenden Mädchens in all seiner Sinnlichkeit, und andererseits der Blick des einsamen Jägers, des erfahrenen Verführers, der nicht weiß, was kommen wird, aber ahnt, dass dieses neue Ziel, das gerade sein Sichtfeld gekreuzt hat, zu verfolgen sich lohnen könnte.
Viele Damen, oft schon 30 oder älter, haben absolut keine Ahnung von der Psyche eines vielschichtigen Mannes. In der Schlichtheit ihrer küchenpsychologischen Gedankenwelt lautet der Hauptsatz ihres angeblichen Wissens über das andere Geschlecht meist : "Männer wollen Sex".
Natürlich gibt es jede Menge Gefühls-Proleten, die sich mit ihrem Macho-Gehabe und ihrer peinlichen "Rein-Raus"-Körperlichkeit begnügen, aber für einen reinen Ästheten wie mich, ist und war das niemals eine Option.
Mir, und vielen anderen Humbert-Humberts, (dem männlichen Hauptdarsteller in Nabokovs "Lolita"), geht es in erster Linie um etwas ganz Anderes. Ich nenne es : "Das erotische Knistern".
Er, der Mann, tut das, was alle Männer immer tun : Er sendet einen Blick.
Und manchmal, in jenen seltenen Augenblicken des Göttlichen, geschieht es, dass dieser Blick aufgefangen wird, von einer erwachenden, weiblichen Seele, die das Begehren dieses Blickes wahrnimmt, erkennt, und das ihr Herz höher schlagen läßt über die plötzliche Erkenntnis des ganz persönlichen Wahrgenommen-Werdens, des Im-Mittelpunkt-Stehens einer oft mächtigen, nicht weit entfernten Männlichkeit.
Ja, ich habe solche Situationen mehrmals erlebt in meinem Leben. Als junger Lehrer in einem schweizer Mädchen-Pensionat, genauso wie an nächtlichen Lagerfeuern am Ufer des Bodensees, wo junge schwedische Urlauberinnen nicht nach Hause in ihre Heimat fahren wollten, ohne nicht vorher von irgendeinem jungen Schlendrian geküßt worden zu sein.
Und einer dieser magischen Momente war genau jetzt.
Im Hintergrund des Cafés lief immer noch oder schon wieder MADONNAS "Like a Virgin - Touched for the very first time!", - und der Beat des Songs ist auch heute noch derart pulsierend, dass es nahezu unmöglich ist, sich der hypnotischen Wirkung dieses Soundtracks zu entziehen.

Kaum einer kennt den Text dieses Liedes wirklich, kaum einer oder eine nehmen diese banalen, aber in Wirklichkeit elementaren Zeilen in ihrer ganzen Bedeutung wahr, wenn MADONNA ihre erste Begegnung mit ihrem Lover besingt :

"I was sad and blue,
But you made me feel,
Yeah, you made me feel
Shiny and new !"

Und ja, Sie ahnen es, es kam, wie es kommen mußte.
Sie saß da, Kristina, mit ihren 15 Jahren, ganz alleine, an ihrem gußeisernen Tischchen mit der weiß-grauen Marmorplatte, in ihrer bunten Kostümierung, und war tief in eine kleine Zeichnung vertieft, der sie ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Als sie kurz aufschaute, traf mein Blick den ihren, und wieder einmal geschah das Wunder der Wahrnehmung, das blitzartige Eintauchen einer jungen, hungrigen Seele in den dunklen Blick eines wilden, wissenden Raubtiers, das seine Chance erkennt, sich ästhetisch an dieser unberührten Unschuld zu laben.
Als professioneller und erfolgreicher Maler war es mir ein Leichtes, mich ihr zu nähern. Ich setzte mich einfach zu ihr, mit den Worten : "Also, lass mal sehen, was Du da so kritzelst, - ich bin Kunstmaler und versteh wirklich etwas von der Sache, und wenn Du wissen willst, wie man es RICHTIG macht, - also so, dass man den Blick von Deiner Zeichnung nicht mehr abwenden kann, dann hör mir zu, ich erklär's Dir, - und danach wirst Du eine Andere sein !"

Kristina - Detail
Aquarell + Zeichnung von Hugo Heikenwälder

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Ja natürlich hat es funktioniert, - und sie war danach auch tatsächlich eine Andere, nicht alleine durch mich und meine Führung, sondern auch durch ihr unübersehbares Talent, das aber zu diesem Zeitpunkt noch eher diffus und wenig zielgerichtet war. Kristina, die kleine Künstlerin, hatte sich für die Modeschule "Herbststrasse" in Wien angemeldet, und sollte zur Aufnahmeprüfung ein paar Mode-Zeichnungen mitbringen, die ihr Talent für diese umkämpfte Branche belegen sollte.
Mit 35 Jahren, also 20 Jahre älter als meine umwerfende nordische Lolita, mit ihren rot-blonden Haaren, war ich zwar noch kein alter Hase, aber 10 Jahre Erfahrung im Kunst-Biz hatten mir genügend Know-How eingebracht, um gleich einmal ein paar signifikante Zeichen zu setzen.
Junge 15-jährige Mädchen haben naturgemäß wenig Ahnung von wirklichen Dingen, wenn nicht ihre Familie mit Fachwissen dahintersteht. Kristinas Familie bestand aus Musikern und Schauspielern, und ihre beiden älteren Schwestern erlebten 1985, im darauffolgenden Jahr also, ihren nationalen und auch internationalen Durchbruch.
So, wie die Mädels heute unbedingt "Influencerin" werden wollen, und wie die Boys in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhundert "IMM"-süchtig waren ("Irgendwas mit Medien"), so träumte Kristina von "Irgendwas mit Mode", nicht wissend, dass sie eines Tages eine nicht unbekannte Kostüm-Bildnerin werden sollte, deren modische Kreationen viele mitteleuropäische Bühnen bevölkern sollten.
Gleich um die Ecke, im 7.Bezirk in Wien, gab es in der Schottenfeldgasse das Künstlerbedarf-Fachgeschäft "Kummer". Ich schleppte meinen neuen Liebling gleich dorthin und ihre staunenden Augen konnten sich an all den Farben, Tuben, Pinseln und Stiften nicht sattsehen.

Farbkreiden - von Faber-Castell

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Als erstes kaufte ich ihr einen ordentlichen Aquarellpapier-Zeichenblock in der Größe A3, denn auf diesem dünnen A4-Schreibmaschinen-Papier war wirkliches Malen oder Zeichnen ohnehin unmöglich. Statt der Aquarell-Farben kaufte ich ihr gleich 6 Flaschen von den wirklich teuren farbigen Tuschen (blau - gelb - rot - grün - braun und schwarz), die eine enorme Leuchtkraft haben, bedeutend satter, als alles, was die Aquarell-Welt so zu bieten hat. Dazu gab's dann noch die richtigen Schälchen und feinen Rotmarder-Pinsel zum Abmischen der Farben, und einen exklusiven Kasten feinster Farbkreiden von Faber-Castell, denn ohne diese Grundausrüstung ist es unmöglich ein ernstzunehmendes malerisches oder zeichnerisches Ergebnis zu erzielen.

Rotmarder-Pinsel

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Das Ganze hat natürlich ein Vermögen gekostet, aber was tut man nicht alles, um in die strahlenden Augen einer jungen nordischen Nymphe zu blicken, die einem nicht nur nachts den Atem raubt. Und im Verhältnis zur Inspiration, die mir diese unwiderstehliche und betörende Muse schenkte, war das Geld, das ich für sie ausgab, geradezu ein Geschenk. Allein 1 Bild, das ich später von Kristina malte, brachte mir damals sage-und-schreibe 54.000 Schillinge ein, was zu dieser Zeit ein Vermögen war.
An Schätzen reich beladen schickte ich sie nach Hause, mit dem Auftrag mich morgen in meinem Atelier in der Zieglergasse zu besuchen, wo ich ihr einen Crash-Kurs in Mode-Design versprach, und ihr auch zusagte bei der Mode-Mappe für die "Herbststrasse" behilflich zu sein.
Pünktlich am nächsten Tag kam Kristina in mein Atelier und wir machten uns sogleich an die Arbeit. Eine der Damen hatte ihr bei der Anmeldung für die Modeschule geflüstert, sie sollte vielleicht ein Kostüm-Plakat für den "Wiener Opernball" gestalten, etwas Dekoratives, das, wie man so schön sagt "etwas hermacht".

Wien - Opernball
Zeichnung und Plakat von Hugo und Kristina

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Bei diesem Thema war ich natürlich in meinem Element. Ich lehrte sie, wie man ein Bild konzipiert, wie man die Stifte führt und optische Akzente setzt. Ihr Sinn für dekorative und originelle Details war erstaunlich, sowie auch ihr Gespür für die menschlichen Formen und die Valeurs der Farben. Auffällig und herausragend war auch ihre überdurchschnittliche Konzentrationsfähigkeit, die man nicht nur beim Schach oder einem Tennismatch braucht, sondern auch in der Kunst, um eine bildliche Darstellung so ins Optimale zu erhöhen, sodass sich eine ursprünglich kitschige Bild-Idee dann doch noch in ein akzeptables Kunstwerk verwandelt !
Denn ich bin der böse Onkel, der die Dinge nur ein einziges Mal erklärt, - und wer nicht aufpasst, der bleibt leider doof.
15 Jahre nahezu ununterbrochener Damen-Jagd, hatten einem erfahrenen Spurenleser, wie ich damals einer war, den elementarsten Satz für einen Erfolg tief in sein Hirn und die dazugehörige Seele eingegraben : "Das Wichtigste ist das Timing !"
Also in schnöderen Worten ausgedrückt : "Wann lege ich der Dame die Hand aufs Knie ?" Jeder, der schon Löwen, Wölfe oder Geparden bei ihrer Jagd beobachtet hat, der weiß : "Ein Angriff kann auch schief gehen, die Beute entkommen, der Hunger ungestillt und der Magen leer bleiben." - Und dennoch kann der Misserfolg auch Freude machen : Einerseits, weil man von der Natur die Grenzen aufgezeigt bekommt und nicht seinem eigenen Größenwahn erliegt, andererseits auch, weil man seine Kraft und seine Muskeln bei diesem Sprint erlebt und dabei festgestellt hat : "Läuft ! Alles im grünen Bereich !"
Tja, und dann kommt das Schlimmste für einen Mann, der im tiefsten Grunde seines Herzens nicht nur ein Mensch, ein Humanist und Gentleman ist, sondern auch ein echter Moralist : "Was ist höher einzuschätzen, die Lust und selbstsüchtige Befriedigung meiner sinnlichen Begierden, - oder die verletzliche Unschuld einer Dir vertrauenden Jungfrau, die es verdient hat, am Anfang ihrer Liebes-Karriere von ganzem Herzen und wahrhaftig geliebt zu werden, - einer Liebe, zu der ich in diesem Augenblick nicht fähig war."
Also beließ ich es, um diese Geschichte endlich zu einem Ende zu bringen, an einem glühenden Herzen, einem zarten Abschiedskuss nach vielen seelisch-intimen Monaten, 3 fantastischen Gemälden, die ich von ihr malen durfte, und einem reinen, etwas schwermütigen Gewissen, über das ich heute sehr, sehr glücklich bin, aber über das ich damals doch mehr als nur eine Träne vergossen habe.
Selbstverständlich hat sie mit ihren, unseren Zeichnungen die Aufnahmeprüfung formidabel bestanden, und ist dann, wie erwartet, ihren erstaunlichen Weg gegangen, der bis heute andauert.
Verzicht ist eine schöne Sache, wenn man ihn gelegentlich ausübt, aber als Lebenskonzept als solches natürlich nicht geeignet. Und letztendlich dient er vorallem einer Sache : Dem eigenen Irrglauben, - ich bin und war manchmal auch ein GUTER Mensch !
Im Herbst meines Lebens bleibt mir zumindest der Trost : Gut, dass ich manche Dinge NICHT getan habe . . . obwohl ich nah dran war sie zu tun . . . !

Danke, oh Lord, für mein Zögern und Innehalten im richtigen Augenblick, danke MADONNA für "True Blue" und "Like a Virgin" und viele andere Hits, die aus meinem Leben einen endlosen Tanz gemacht haben - und ein Danke natürlich auch an meine liebe Ehefrau, die mich immer noch aushält und mit meinen malerischen und literarischen Geständnissen leben muss ! Amen.

POPART Blondi

"POPART Blondi" - Popart-Grafik von Hugo Heikenwaelder

Zur Abwechslung präsentiere ich euch heute meine neueste Popart-Grafik "Blondi", die ich in den letzten Tagen gemalt und gezeichnet habe.

POPART Blondi
Grafik-Illustration von Hugo Heikenwälder

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Catcher in the Rye

"Catcher in the Rye" - Illustration von Hugo Heikenwaelder

Vor Kurzem bekam ich über das Künstler-Portal "Fine-Art-America", auf dem ich einen Bilder-Shop betreibe - https://fineartamerica.com/profiles/hugo-heikenwaelder/shop -, den Auftrag für eine Illustration zum Roman „Der Fänger im Roggen“ von J.D.SALINGER, (erschienen 1951).

Catcher in the Rye
Illustration von Hugo Heikenwälder

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In diesem weltberühmten Roman fliegt der 16-jährige Protagonist „Holden“ von der Schule, traut sich nicht heim, irrt 3 Tage und Nächte durch New York, - und trifft dabei seine kleine Schwester im Central Park. Diese fragt ihn, was er denn eigentlich am liebsten machen würde, und er sagt er stelle sich vor : „Ich stehe am Rande einer steilen Klippe in einem Roggenfeld und bewahre die ahnungslos darin spielenden Kinder davor, in den Abgrund zu stürzen.“
Große Metapher für einen orientierungslosen Teenager, - großes Kopf-Kino.
Der Roman wurde noch nie verfilmt, Salinger hat die Verfilmung zeitlebens abgelehnt. Das Buch wurde über 60 Millionen Mal weltweit verkauft. Er wurde 93 Jahre alt und starb 2010. Es blieb sein erster und einziger Roman. Jetzt soll es eine Sonder-Edition geben.
Ich hab die Illustration des "Catcher in the Rye" (englischer Titel) wirkmächtig auf die 4 Hauptfarben gelb, blau, rot und grün reduziert und ein paar graphische Elemente hinzugefügt, - und mit dem Sonnen-Symbol bekommt das Ganze noch eine leicht kosmische Dimension.
Der Verlag hat meine eigenwillige, malerische Neu-Interpetation des Themas für gut befunden und das Werk heute angekauft.
Prosit Neujahr 2024 - Hugo von Kritzelflink

Christmas

"Weihnachten" - Aquarell und Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

Liebe Freunde !
Da mein Schaffensdrang wieder mal nicht zu bremsen ist, habe ich zum Abschluß des Jahres noch ein WEIHNACHTS-Aquarell gemalt + gezeichnet, das ich euch nicht vorenthalten möchte.
In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Festtage, laßt es euch gut gehen, rutscht gut hinüber in ein hoffentlich friedlicheres 2024, - verliert eure gute Laune nicht und bleibt gesund !
Alles Liebe - euer Hugo von Kritzelflink

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Guardian Angel

"Schutzengel" - Aquarell und Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

Schutzengel
Aquarell von Hugo Heikenwälder

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Niemand kann die feinen Fäden des Schicksals entwirren, die unser Leben zusammenhalten, und niemand vermag die geheimnisvolle Struktur unseres Lebensbaumes unter der fein ziselierten Oberfläche unseres Daseins zu erkennen. Man sieht die Rinde und glaubt, dies sei der Baum. Vielleicht eröffnet sich uns im letzten Augenblick unseres Seins und Vergehens der Zusammenhang zwischen unserer Seele und dem Mysterium unserer Existenz. Millionen Entscheidungen haben unsere Vita geprägt. Warum haben wir die naheliegenden Wege oft verlassen und sind in verwinkelten Gassen einer weissen Katze gefolgt, die uns den Weg zu einem neuen, unbekannten Menschen zeigte, der unendliche Bedeutung für uns erlangen sollte ? Plötzlich ist er da, der Moment der Verwandlung, der uns zu einem Anderen, einem Reiferen werden läßt, - ohne zu wissen, warum dies so geschieht und nicht anders.
Nach diesem kleinen Verweis auf das Unerklärliche und Metaphysische zurück ins wirkliche Leben und seine Verstrickungen.

London, Kensington, Philbeach-Gardens 92

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Als ich am Freitag, dem 28. Februar 1975 um halbacht Uhr morgens in London erwachte, einem diesigen Wintertag, wußte ich nicht, dass ich 48 Jahre später einen "Schutzengel"-Text schreiben würde, der diesem Tag und seinen dramatischen Ereignissen gewidmet sein sollte.
Ich war damals 25 Jahre alt, lebte in einer kleinen Wohnung im londoner Stadtteil Kensington und arbeitete bei der Sprachschule BERLITZ, wo ich versuchte irgendwelchen Managern im Einzel-Unterricht auf die Schnelle DEUTSCH beizubringen. Meine Sprachtermine, meist außerhalb in den Büros der jeweiligen Firmen, lagen in den Händen meiner heißgeliebten Head-Mistress Mrs.Rieser, einer emigrierten wiener Jüdin, die nach der Flucht in den 30er-Jahren in London eine neue Heimat gefunden hatte.
Frau Rieser, die mich sofort nach meiner Ankunft bei BERLITZ in ihr wahrlich österreichisch gebliebenes Herz geschlossen hatte, war also die Herrin all meiner Termine, und für diesen winterlichen Freitag im Februar 1975 hatte sie mich nach MOORGATE ins Britannic-House eingeteilt, wo ich einem BP-Manager (British Petrol) um 9 Uhr den Zugang zur deutschen Sprache erschließen sollte.

London, Moorgate, Britannic House mit Moorgate-Station

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Meine liebe Headmistress Mrs.Rieser, war eine elegante Dame, Mitte 50, und nicht nur meine Stunden-Planerin, sondern auch die Herrin über ein Ausgaben-Budget für ihre 17 Lehrer. Sie stellte es uns frei, ob wir zu unseren jeweiligen Auswärts-Jobs mit der U-Bahn oder dem Taxi fuhren, - wir bekamen jedenfalls immer eine großzügige Spesen-Erstattung, auch ohne Belege, und so verdienten sich die Sparsamen bei jedem Außer-Haus-Termin immer ein paar Pfund zusätzlich, denn die generelle Bezahlung bei BERLITZ war eher dürftig.
Ich schaute also um halbacht Uhr morgens aus meinem Fenster in Kensington, Philbeach-Gardens 92, und stellte fest : Es regnet in Strömen.
In meinem Leben spielte die Eitelkeit immer eine sehr große Rolle. Natürlich wollte ich nicht nur der Schönste, der Klügste, der Originellste und auch der Charmanteste sein, sondern auch äußerlich was hermachen und dem entsprechend elegant war auch immer mein Outfit. Für diesen Freitag-Morgen hatte ich mich neben meinen üblichen und unverzichtbaren BALLY-Stiefeletten für einen taubengrauen, leicht bläulichen Seidenanzug entschieden, mit kleinen fein gebügelten Stulpen und darüber einen bräunlichen Kamelhaar-Mantel mit BURBERRY-Schal und Hut, - schließlich wollte ich bei den Managern von BP, wo ich um 9 Uhr erscheinen sollte, nicht den Eindruck hinterlassen, ich sei ein hungerndes Armutschkerl, sondern ihresgleichen, sowohl in Bezug auf Bildung, wie auch auf das äußere Erscheinungsbild.
Um 8 Uhr, nach dem Frühstück, sah ich nochmals aus dem Fenster und es war offensichtlich, dass es noch mehr regnete als eine halbe Stunde zuvor, und auch ein unangenehmer Wind fegte durch die Strassen. Zur U-Bahn-Station Earl's-Court waren es zu Fuß fast 10 Minuten.
Sollte ich meine schönen Schuhe, meinen eleganten Anzug, meinen teuren Mantel wirklich der Unbill des Londoner Schlecht-Wetters ausliefern ? Mitnichten ! Der Himmel entschied diesen Morgen zum TAXI-Tag.

London-Taxi bei Regen

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Von Kensington nach Moorgate waren es etwa 7,5 Meilen (12 km), und neben meiner Eitelkeit war auch noch mein Hang zur Bequemlichkeit ausschlaggebend dafür, dass ich mich für ein Taxi zur Anreise ins Britannic-House entschied. Wie sich später herausstellen sollte, war dies eine der klügsten Entscheidungen meines Lebens.
Also raus aus dem Haus und rein ins Taxi, Regenschirm zusammengeklappt und Leder-Aktentasche auf dem Schoß, ab nach Moorgate zu British-Petrol.

Von Kensington nach Moorgate | U-Bahn-Strecke | 7,5 Miles

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Etwa zur gleichen Zeit, als ich in Kensington ins Taxi stieg, übernahm ein gewisser Leslie Newson als "Driver" seinen U-Bahn-Triebwagen, um diesen ebenfalls nach Moorgate zu steuern. Er war 56 Jahre alt, seit 6 Jahren bei der London-Tube angestellt, ein unauffälliger Mensch mit wenigen sozialen Kontakten, immer pünktlich und laut Beschreibung verläßlich wie ein Uhrwerk.
In dieser U-Bahn, dem "Train 272", befand sich auch noch ein 18-jähriger Schaffner mit dem Namen R. P. Harris. Er war ein Fan des londoner Fußball-Clubs "Queens Park Rangers" und nachdem er die etwa 130 Fahrgäste in der 3-teiligen U-Bahn-Garnitur flüchtig kontrolliert hatte, begab er sich in das kleine, unbenützte Führerhaus am Ende des Zuges, um sich dort in der mitgebrachten Zeitung über die Spiele des kommenden Wochenendes zu informieren.
Die Moorgate-Tube-Station (ca.20 m unter der Erde) war zu dieser Zeit auf jenem Geleise, auf dem der besagte "Train 272" mit Leslie Newson als "Driver" und dem "Guard" R P. Harris fuhr, ein Kopfbahnhof. Und "Kopfbahnhof" bedeutet, am Ende des Geleises auf dem der "Train 272" mit ca. 40 Meilen Geschwindigkeit unterwegs war, war eine WAND.
Es geschah exakt um 8 Uhr 46 : Der U-Bahn-Triebwagen fuhr ungebremst und in selbstmörderischer Absicht von Driver Leslie Newson mit vollem Tempo in die Wand.

London-Tube Schienen

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Der Fahrer Leslie Newson und weitere 42 Personen waren auf der Stelle tot, 87 Personen wurden schwer verletzt, der 18-jährige Guard R P. Harris wurde nur leicht verletzt, da er im hintersten Teil des Triebwagens, im unbenutzten Führerhaus mit seiner Zeitung an der Wand lehnte und den Sportteil von "The SUN" las.
Sie ahnen es : Der U-Bahn-Triebwagen "Train 272" wäre genau MEINE U-Bahn gewesen, mit der ich in MOORGATE angekommen wäre, 14 min vor 9 Uhr, wenn ich die TUBE genommen hätte !
Danke, oh LORD !
Aber mein persönlicher SCHUTZENGEL, der Abgesandte des großen Unerforschlichen, hat es ausgerechnet an diesem denkwürdigen Freitag-Morgen derart "regnen lassen", dass ich dank meiner Eitelkeit und Bequemlichkeit das TAXI nahm.
Meine Conclusio damals war : SPARSAMKEIT kann TÖDLICH sein !

Headline der Daily Mail

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Als ich etwa 3 Minuten vor 9 Uhr in meinem Taxi in Moorgate ankam, waren bereits unzählige Rettungs- und Feuerwehrwagen im Anmarsch. Überall blinkten schon die Blaulichter, Menschenmassen drängten aus und in die U-Bahnstation MOORGATE. Chaos pur.
Ich betrat das Britannic-House, mich mühsam durch die Menschenmenge drängend. Im Büro von BP war die Nachricht von dieser unfassbaren Tragödie bereits bei der gesamten Belegschaft angekommen. An Unterricht oder Arbeit war nicht zu denken. Die Dame am Empfang von BP telefonierte kurz mit dem Management, - und schickte mich gleich wieder nach Hause. Alles abgesagt.

London Moorgate-Station mit Gedenktafel

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Es regnete immer noch in Strömen, die Blau- und Rotlichter der Rettungswagen spiegelten sich auf der nassen Strasse, über Lautsprecher wurde dazu aufgerufen die Ruhe zu bewahren und sich zu enfernen, wenn man nicht zu den Rettungskräften oder der Exekutive gehörte. Ein paar Meter weiter betrat ich ein fast leeres Pub, da alle auf die Strasse geeilt waren. Ich setzte mich. Nach und nach kamen die Menschen wieder zurück, - und mit ihnen die ersten, vereinzelten Nachrichten. Schnell war von 100 Toten die Rede. Mir standen die Haare zu Berge.
UUUUUUUUUUUUUUUuuuuuuiiihhhhhh, - das war knapp !

Moorgate tube disaster - Memorial

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Ich versuchte mich zu beruhigen. Zum ersten Mal in meinem Leben bestellte ich mir einen Whisky. Medien-Leute stürmten das Lokal, wollten telefonieren, befragten die Gäste, ob und was sie wüßten, und suchten Betroffene, die jemanden erwartet hatten, und der nicht gekommen war.
Mir wurde schlecht. Erstens von dem Whisky, den ich auf fast leeren Magen nicht vertrug, und auch vom Gedanken, dass ich nur ganz knapp dem Tod entronnen war.
Mir wurde wiedereinmal schlagartig bewußt : Gott liebt mich !

London Pub

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Warum hat es geregnet ? Gerade heute ! Warum kam das Taxi so schnell, sodass ich nicht in Versuchung kam, doch noch zu Fuß zum "Earl's-Court" zu laufen ? Warum hatte ich für diesen Tag mein nobelstes Outfit gewählt, das ich dem Regen auf keinen Fall aussetzen wollte ? Warum nur, warum ? Fragen über Fragen . . .

Hugo auf der Suche nach einem Taxi

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Eigentlich wollte ich meine Head-Mistress Mrs.Rieser anrufen, aber es war völlig unmöglich an ein Telefon heranzukommen, weder im Lokal noch außerhalb an einer der Telefonzellen.
Ich verließ das Pub, versuchte mich und meine Aktentasche mit dem Regenschirm zu schützen, bog um ein paar Ecken und fand nach einigem Gewinke ein freies Taxi, das mich Richtung Oxford-Street zur BERLITZ-Zentrale brachte.
Ich stieg aus dem Taxi und fuhr mit dem Lift hoch zu unserer Sprachschule im 5.Stock. Längst hatte sich das tragische U-Bahn-Unglück in ganz London und natürlich auch bei BERLITZ verbreitet. Es war noch immer von über 100 Toten und Verletzten die Rede. Das Entsetzen war allgegenwärtig.

Head-Mistress Rieser + Mrs. Hoffer

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Ich wankte ins Büro von Mrs.Rieser, meiner Chefin, und als ich eintrat, sprang sie auf, fiel mir um den Hals und küßte mich rechts und links auf die Wange: "HUGO ! Sie LEBEN ! Ein WUNDER ! Unsere Gebete wurden erhört !" Ihre Freundin und Stellvertreterin Mrs.Hoffer umarmte mich ebenfalls und sagte : "Hugo, das Schicksal war Ihnen gnädig ! Dank dem Allmächtigen. Komm, setzen Sie sich, - wie geht es Ihnen ?"
Ich sank auf einen Sessel und dann liefen mir plötzlich die Tränen über die Wangen. Es war der Blick einer alten, weisen Seherin, der mich mitten ins Herz traf, als Frau Hoffer mein Haupt in ihre Hände nahm, und zu Mrs.Rieser sagte : "Rosa, siehst Du nicht ? Hugo hat einen schweren Schock erlitten ! Schick ihn sofort nach Hause !" - "Ja, ja, jetzt seh ich's auch, Hannah ! Hugo, hören Sie her, Sie fahren jetzt sofort nach Hause, legen sich nieder und nehmen sich eine Woche frei. Wir können ohne weiteres ein paar Tage auf Sie verzichten ! Machen Sie sich keine Sorgen, ich regel das."
Ich weinte bitterlich. Zu tief saß mir das Erlebte noch in den Knochen. Die beiden Damen saßen links und rechts von mir, streichelten meine Hand, und versuchten mich zu beruhigen.
Eruptiv, wie bei einem Vulkanausbruch, war mir gerade bewußt geworden, dass ich tatsächlich nur knapp dem Tod entronnen war, und wenn das Wetter besser gewesen wäre, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich tot. Rosa und Hannah legten ihre Köpfe an meine Schulter und sprachen ein jiddisches Gebet und das monotone Murmeln der Verse hob mich plötzlich auf eine höhere emotionale Ebene. Die Farben im Raum veränderten sich. Alles was rosa, hellviolett und türkisgrün war begann zu leuchten, und alles was braun, beige, gelb, rot oder schwarz war, verlor an Intensität und Sättigung und wurde grau. Ich nahm diese sich steigernde, psychische Veränderung zwar wahr, wußte aber nicht, dass ich gerade dabei war in eine veritable Psychose abzuheben.
Langsam stand ich auf, verabschiedete mich wortlos von den beiden Damen und schloss die Tür hinter mir. Eine mystische Gewissheit bemächtigte sich meines Geistes, eine höhere Instanz ergriff von mir Besitz, und plötzlich wußte ich, dass ich Rosa und Hannah, die stabilen Stützen meines englischen Lebens, niemals wiedersehen würde.
Auf der Strasse war alles verändert, eine Art Paranoia erfaßte mich. Alle Menschen schienen mich anzusehen und mir schweigend mit geheimen Zeichen seltsame Botschaften senden zu wollen.
Eine tiefe Einsamkeit und Unbehaustheit überkam mich. Ich erschrak bis ins Innerste. Die Gesichter der Passanten verschwammen und verformten sich, ihre Gesten wirkten bedrohlich, und ich wollte nur noch fort, fort, fort.

London Tube 1975

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Meiner Panik gehorchend, geradezu flüchtend, betrat ich das nächste Geschäft und setzte mich auf einen Sessel. Es war ein nobler Shoe-Store, mit unregelmäßigen schwarzen und weißen Fliesen am Boden und einer dezenten warmen Beleuchtung, die im krassen Gegensatz zum irritierend kalten Fußboden stand.
Eine Verkäuferin näherte sich mir und fragte : "May I help you ?" Sie war etwas pummelig, klein mit festen Beinen und einem kurzen, dicken Hals. Und die Brille, die sie trug, hatte so dicke Gläser, dass ihre Pupillen wie Fischaugen wirkten. Ihre Stimme jedoch war von einer Wärme und Sanftheit, wie ich sie nur von jenen auserwählten Krankenschwestern kenne, die sterbende Kinder auf ihrem letzten Weg begleiten. Sie sah mich an.

Was wollte ich ? Warum war ich hier ? Ich wußte es nicht.
Plötzlich flüsterte eine fremde Stimme in meinem Kopf : "Die große Verwandlung ist da ! Schwarz ist jetzt weiß, und hell ist dunkel und umgekehrt. Achte darauf, denn jeder deiner Schritte ist von größter Bedeutung !"
Die Wände begannen sich zu biegen, die Lampen verformten sich, der Boden schwankte, und ich mußte mich festhalten, um nicht vom Stuhl zu fallen.

"Schuh-Verkäuferin"
Aquarell und Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

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Zur Verkäuferin sagte ich fragend : "Haben Sie auch Socken ? Schwarze und weisse ?" - "Ja, haben wir, einen Moment, ich bring Sie Ihnen." - Sie verschwand und kam nach 2 Minuten mit den Socken wieder. Ich zog mir die Schuhe aus und zog mir auf dem linken Fuß einen weissen Socken an und auf dem rechten einen schwarzen. Dann fragte ich die Dame, ob sie eine Schere für mich hätte. Sie holte eine und gab sie mir. Ich schnitt von den beiden verbliebenen, unterschiedlichen Socken jeweils die Zehen ab und stülpte den schwarzen Socken über meine linke Hand und den weissen über meine rechte Hand und schob sie nach hinten bis zum Handgelenk. Eine innere Stimme gab mir diese seltsame Anweisung, der ich unverzüglich gehorchte. Ich holte meine Brieftasche hervor und gab der verwunderten Verkäuferin einen 10-Pfund-Schein. Sie ging zur Kasse und brachte mir das Restgeld. Dann beugte Sie sich zu mir herunter und fragte leise : "Kann ich etwas für sie tun ? Sie wirken etwas müde. Soll ich Ihnen ein Taxi rufen ?" - "Ja", sagte ich, "das wäre sehr freundlich von Ihnen."
Sie ging zum Telefon und rief ein Taxi. Danach kam sie wieder zu mir zurück, legte ihre Hand auf meine Schulter, beugte sich zu mir herunter und sah mir geradewegs in die Augen. Ihr Gesicht verwandelte sich in diesem Augenblick wie in einer göttlichen Epiphanie in das Antlitz einer überirdischen Raffael-Madonna und unter den Tränen meiner Ergriffenheit sagte ich zu ihr : "Ich bin gekommen, um Dir zu sagen, dass Du schön bist, unendlich schön, - und der Allmächtige hat Dich und Deine Schönheit wahrgenommen." - Sie sank nieder auf den Boden und fing hemmungslos zu schluchzen an : "Noch nie, noch nie im Leben, hat mir jemand etwas so Schönes gesagt ! Ich danke Ihnen !"
"Und ich habe Dir noch etwas zu sagen : Vergiß all die Tränen, die Du wegen Deines Äußeren vergossen hast. Das Strahlen Deiner Seele ist einer Heiligen würdig !"

Raffael-Madonna

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Ich erhob mich langsam, um das Geschäft zu verlassen, und achtete darauf, dass ich mich dabei nur auf den weissen Fliesen bewegte und den schwarzen aus dem Wege ging. Am Ausgang drehte ich mich noch einmal um, winkte der immer noch am Boden sitzenden und weinenden Verkäuferin zu, und machte dabei eine segnende Handbewegung in Form eines Kreuzes.
Dann bestieg ich das Taxi, das gerade angekommen war.
Die Magie hatte aber noch nicht ihren Höhepunkt erreicht.
Der Taxifahrer sah mich an und fragte : "Philbeach Gardens 92 ?" Mich traf der Schlag ! Wieso kannte dieser Mensch meine Wohnadresse ? Ich war sicher, dass soeben irgendwelche übernatürlichen Kräfte diese Erde übernommen hätten, und dass auch ich nun ein Zahnrad in dieser neuen, kosmischen Mechanik sei. Der Taxi-Fahrer war gut gelaunt und er erzählte mir, als er mein völlig erstauntes Gesicht sah, dass er ein halber Autist sei, sich alle Gesichter und Adressen merken würde, die er jemals gefahren habe, und dass er mich vor 3 Monaten schon einmal von meiner Wohnadresse abgeholt hätte. Ich schwieg. War dies alles ein Traum ? Ein guter Traum ? Ein böser Traum ?
Meine Verwirrung war total. War ich in einer Zwischenwelt gelandet ? Oder war ich tatsächlich in eine andere, neue Welt versetzt worden ?
Ich bezahlte, stieg aus und betrat meine Wohnung. Ich legte mich auf's Bett und schloss die Augen.
Es war mir alles zuviel. Was ging hier vor ? Hatte ich den Verstand verloren ? Entspannung war angesagt.
Ich lag vielleicht eine halbe Stunde rücklings auf dem Bett, als plötzlich das Telefon läutete. Ich hob ab. Es war meine Mutter, die mich aus Dornbirn im fernen London anrief. Kaum hörte ich die vertraute Stimme von Mama, beruhigte sich meine Seele und mein Geist auf der Stelle.

"Telefon" - Aquarell und Zeichnung von Hugo Heikenwaelder

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Ich glaube, die Verbindung von Müttern zu ihren Söhnen birgt ein großes Geheimnis, es besteht eine besondere Tiefe in solchen Beziehungen, die wohl ewig und archaisch sind, wenn das Fundament die Liebe ist. 1975 war es nicht üblich lange Telefonate mit dem Ausland zu führen, höchtens zu besonderen Anlässen wie Geburtstag oder Weihnachten, wenn man nicht zu Hause sein konnte.
Meine Mutter fragte mich, wie es mir gehe, und ich erzählte ihr von der U-Bahn-Katastrophe von heute morgen, und dass ich auch den Tod hätte finden können.
Ihre Stimme hatte schon immer etwas sehr Beruhigendes und ihre Worte wirkten bei mir wie ein VALIUM, das einen wieder herunterkommen läßt, auf die Ebene der Wirklichkeit.
Dann, nach einer kleinen Pause, sagte meine Mutter plötzlich : "Huxi, ich muss Dir etwas Trauriges sagen : Heute nacht ist Oma gestorben. Vati hat sie heute früh um 9 tot in ihrem Bett gefunden. Sie ist einfach eingeschlafen. Mit 89 muss man leider damit rechnen. Gestern abend war sie zwar schon sehr müde, aber das Achtel Rotwein hat ihr noch geschmeckt. Bitte komm nach Hause, sie hat Dich sehr geliebt !"
Mir wurde ganz schwummerlich. War das Zufall ? Oder hatte sie eine Ahnung ? Gab sie vielleicht gar ihr Leben für das meine ?
Es gibt so viel Unerklärliches zwischen Himmel und Erde, dass es einem den Atem raubt, wenn man ihm zu nahe kommt.

Meine Eltern

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Plötzlich war mir hier alles fremd. England, London, die Menschen, die verdammte U-Bahn, - einfach alles.
Schluss. Aus. Ende. - Ich hatte genug. Ich wollte nur noch Eines : Weg von hier - nach Hause !
Eine halbe Stunde nach dem Telefonat rief ich am Flughafen in Heathrow an und buchte für den nächsten Tag, Samstag den 1. März 1975, eine Linien-Flug nach Zürich.

Mit der SWISSAIR nach Hause

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Ich packte alle meine Sachen in meine 2 Koffer, hinterlegte meinen Wohnungsschlüssel bei der Hausmeisterin, und flog Richtung Heimat. Mein Vater holte mich in Zürich ab und wir fuhren gemeinsam nach Dornbirn in mein Elternhaus.
Ein paar Tage später begruben wir unsere Oma Maria Heikenwälder,*1886 +1975. Ich habe England seitdem nicht mehr betreten.

Grabstein Oma

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